USA machen Druck: Krypto-Regeln für Banken wackeln
Weltweite Finanzaufseher verhandeln über eine Überarbeitung der geplanten Regeln für Krypto-Bestände von Banken. Der Grund: Die rasante Entwicklung von Stablecoins hat eine US-geführte Gegenbewegung ausgelöst – und stellt die bisherigen Basel-Vorgaben infrage.
Globale Regulierungsbehörden führen derzeit Gespräche über eine mögliche Neufassung der Vorschriften für Krypto-Bestände von Banken, die eigentlich im kommenden Jahr in Kraft treten sollen. Auslöser ist der schnelle Aufstieg sogenannter Stablecoins, der vor allem in den USA Widerstand gegen die ursprünglichen Pläne ausgelöst hat.
Die Regeln wurden Ende 2022 vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht (BCBS) entworfen. Laut führenden Finanzmanagern verstanden viele Banken die damaligen Standards als Signal, sich vom Kryptosektor fernzuhalten – insbesondere, weil die Vorgaben hohe Kapitalanforderungen für derartige Bestände vorsahen.
Vom "Wilden Westen der Finanzwelt" zur politischen Akzeptanz
Seitdem hat sich der Kryptomarkt stark verändert: Aus einem Bereich, den US-Regulierer einst als "Wilden Westen der Finanzwelt" bezeichneten, ist eine Branche geworden, die inzwischen von der US-Regierung aktiv gefördert wird.
Diese Entwicklung hat innerhalb des Baseler Ausschusses neue Debatten ausgelöst – insbesondere darüber, ob die bestehenden Regeln überhaupt noch zeitgemäß sind. Wichtige Jurisdiktionen wie die USA, das Vereinigte Königreich und die Europäische Union haben sich bislang nicht verpflichtet, die Vorgaben fristgerecht umzusetzen, berichten mit den Gesprächen vertraute Personen.
USA drängen auf Anpassung – Fokus auf Stablecoins
Die USA führen demnach den Vorstoß an, die Standards zu ändern. Ihr Argument: Die Vorschriften seien mit der fortgeschrittenen Entwicklung der Branche – vor allem im Bereich der Stablecoins – nicht mehr vereinbar.
Stablecoins sind Kryptowährungen, deren Wert an eine andere Anlage – meist den US-Dollar – gekoppelt ist. In den USA sind sie inzwischen durch den neuen "Genius Act" reguliert, was ihre Nutzung im Zahlungsverkehr deutlich gesteigert hat.
Dennoch sieht das aktuelle Basel-Regelwerk für sogenannte "permissionless" Stablecoins – also genehmigungsfreie Token wie USDC von Circle oder USDT von Tether, die auf öffentlichen Blockchain-Netzwerken basieren – weiterhin dieselben Kapitalanforderungen vor wie für risikoreiche Kryptowährungen wie Bitcoin.
Kapitalanforderung von 1.250 Prozent
Nach den geltenden Basel-Standards müssen Banken für "permissionless" Kryptoanlagen eine Risikoabschreibung von 1.250 Prozent der jeweiligen Position vornehmen. Das ist deutlich höher als bei anderen riskanten Investments – etwa bei Wagniskapitalbeteiligungen, die im aktuellen Basel-Rahmenwerk mit 400 Prozent belegt sind.
Mehrere Länder teilen laut Insidern die US-Position und wollen die Regeln noch einmal überprüfen, bevor sie breit umgesetzt werden. Die Europäische Zentralbank (EZB) hingegen befürwortet eine Einführung der bestehenden Maßnahmen und eine spätere Evaluierung. EZB, Federal Reserve und der Baseler Ausschuss lehnten eine Stellungnahme ab.
EU und Großbritannien gehen eigene Wege
Die Europäische Union hat bereits mit ihrem jüngsten Bankenpaket eine eigene Krypto-Regulierung beschlossen. Demnach können Stablecoins künftig dieselbe Kapitalbehandlung erhalten wie die Vermögenswerte, die sie durch ihre Reserven absichern – meist Bargeld oder kurzlaufende US-Staatsanleihen.
Die Bank of England will noch im November ihre Pläne zur Regulierung von Stablecoins vorstellen. Sie erklärte, man arbeite weiter an einem "aufsichtsrechtlichen Rahmen für Krypto-Exposures" und stimme sich international mit anderen Jurisdiktionen ab, um Regulierungskonsistenz zu gewährleisten.
Asien verzögert Umsetzung
Auch in Asien zeichnet sich ein uneinheitliches Bild: Singapur kündigte Anfang November eine einjährige Verschiebung der Basel-Umsetzung an – mit Verweis auf den Bedarf an internationaler Abstimmung. Hongkong plant derzeit die Einführung für 2026, hat jedoch kürzlich vorgeschlagen, die Anforderungen für lizenzierte Stablecoins zu senken.
Der Baseler Ausschuss hatte seine Krypto-Standards zuletzt 2024 aktualisiert und den ursprünglich geplanten Start bereits um ein Jahr verschoben. (mb/Bloomberg)















