Windhorst entschuldigt sich bei H2O-Anlegern
Mehrere Fonds der Boutique H2O Asset Management investierten in illiquide Papiere aus Lars Windhorsts Umfeld. Teile der Fonds sind geschlossen. Nun entschuldigt sich der Finanzier bei den Anlegern – und stellt Rückzahlungen in Aussicht. Derweil gehen Windhorst-Beteiligungen in die Insolvenz.
Der deutsche Finanzier Lars Windhorst hat sich in einem Video-Interview der "Financial Times" bei Anlegern entschuldigt, die in Fonds von H2O Asset Management investiert hatten. "Es tut mir leid", sagte Windhorst in dem Interview und räumte ein, Fehler gemacht zu haben. "Es ist mir ein großes Anliegen, alle Fehler, alle Verluste, die durch diese Fehler entstanden sind, zu korrigieren", ergänzte der Unternehmer, der unter anderem auch in den Hauptstadt-Fußballklub Hertha BSC investiert war.
Mehrere H2O-Fonds waren ins Taumeln geraten, nachdem im Juni 2019 durch einen Artikel eines Blogs der "Financial Times" bekannt geworden war, dass die Portfolios in weitgehend illiquide Papiere aus dem Firmenumfeld von Windhorst investiert hatten. Einige der Fonds waren schließlich im August 2020 auf Geheiß der französischen Finanzaufsicht AMF zeitweilig geschlossen worden. Die Windhorst-Papiere wurden in illiquide Seitentaschen (Side Pockets) ausgelagert, die aufgelöst werden sollen. Die liquiden Fondsteile wurden hingegen im Oktober 2020 wieder geöffnet.
"Rückzahlungen an H2O leisten"
"Das Einzige, was ich tun kann, ist Rückzahlungen an H2O zu leisten, was wir seit 2019 jedes Jahr getan haben", führte Windhorst in dem Interview aus. Im August 2022 hatte Windhorst – ebenfalls gegenüber der "Financial Times" – angekündigt, "in den nächsten Wochen nicht weniger als 550 Millionen Euro" an H2O zurückzuzahlen. Dieses Geld ist bis heute augenscheinlich nicht vollständig geflossen. Der französischen Fondsgesellschaft zufolge sind bislang 229 Millionen Euro an die Anteilseigner der geschlossenen Seitentaschen ausgeschüttet worden.
In dem aktuellen Video (siehe unten) kündigt Windhorst an, Erlöse aus seinen neuen Unternehmungen zu verwenden, um die H2O-Anleger auszuzahlen. "Es wird in der Zukunft Möglichkeiten geben, Menschen zu entschädigen oder Verluste auszugleichen", so Windhorst. Die H2O-Fonds hatten vor allem Geschäfte und Unternehmen finanziert, die Windhorsts Tennor Holding mit Sitz in den Niederlanden zuzurechnen sind. Die Gesellschaft war zeitweise für insolvent erklärt worden. Neuerdings agiere Windhorst über Tennor International aus der Schweiz, berichtet die "Financial Times".
Insolvente Werften und Immobilienbetreiber
Windhorst hat unter anderem auch in das Ihme-Zentrum, ein Wohn- und Gewerbekomplex in Hannover, investiert. Gegen die Eigentümergesellschaft wurde ein Insolvenzverfahren eingeleitet. Gegen Windhorst war im Zuge dessen zeitweise Haftbefehl erlassen worden. Daneben war der Finanzier bei der Werftengruppe FSG-Nobiskrug eingestiegen. Mehrere Gesellschaften des Konglomerats sind im Dezember für vorläufig insolvent erklärt worden.
Die britische Finanzaufsicht FCA hatte in einer im August 2024 vorgelegten Untersuchung "schwerwiegende" Mängel und Verstöße bei H2O festgestellt. Das Haus habe unter anderem "falsche und irreführende Angaben und Unterlagen“, insbesondere "gefälschte Aufzeichnungen und Protokolle von Sitzungen" eingereicht. H2O erkennt die Untersuchungsergebnisse an, betont aber, dass weder Betrug noch persönliche Bereicherung festgestellt worden waren.
Schadenersatzklage
In der Folge muss die Investmentboutique Anlegern der Seitentaschen 250 Millionen Euro auszahlen und gibt ihre britische Lizenz zum Jahresende zurück. Die französische Aufsicht AMF hatte im Januar 2023 H2O sowie die Mitgründer Bruno Crastes und Vincent Chailley mit Bußgeldern in Millionenhöhe belegt. Gegen Crastes wurde zudem ein Berufsverbot über fünf Jahre ausgesprochen. H2O ging gerichtlich dagegen vor.
Eine Anlegergruppe klagt gegen H2O sowie gegen die frühere H2O-Mutter Natixis Investment Managers, die Verwahrstelle Caceis und den Wirtschaftsprüfer KPMG. H2O weist die Ansprüche zurück. Die Gesellschaft betont zudem, dass kein Fondsanleger sein vollständiges Investment verloren habe, da keiner nur in die Seitentaschen investiert war. Die liquiden Fonds hätten zudem eine positive Performance erzielt. Zudem investiere das Haus seit 2020 nicht mehr in Privatmarktanlagen, teilte H2O mit. (ert)