Wirecard: Insider-Affäre bei Bafin erreicht neue Dimension
Die Bafin schaut seit Kurzem ganz genau hin bei privaten Anlagegeschäften ihrer Mitarbeiter. Denn auffallend viele haben einst mit der Aktie von Wirecard gehandelt. Das wirft auf kein gutes Licht auf die Behörde, die ohnehin für ihr Krisenmanagement bei Wirecard in der Kritik steht.
Die Finanzaufsicht Bafin hat offenbar noch größere Probleme mit Wirecard-Insidergeschäften als bislang bekannt. Der Behörde sind mittlerweile fast 500 private Wertpapierkäufe und -verkäufe ihrer Mitarbeiter mit Bezug zum Skandalunternehmen Wirecard bekann. Das berichtet das "Handelsblatt" unter Berufung auf eine Auskunft des Bundesfinanzministeriums an den FDP-Abgeordneten Frank Schäffler, welche der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Konkret sollen der Aufsicht von Anfang 2018 bis zum 30. September 2020, also auch noch nach dem Kollaps des Zahlungsdienstleisters, in Summe 495 private Geschäfte von Mitarbeitern gemeldet worden sein. Hinzu kommen zwei Geschäfte im Jahr 2017. 88 Transaktionen wurden 2018 abgewickelt, 137 im Jahr 2019 und im ersten Halbjahr 2020 insgesamt 265 - davon 106 im Juni. Getätigt wurden sie dem Bericht zufolge von 85 Bafin-Mitarbeitern.
Verdacht der privaten Vorteilnahme
Die Bafin prüfe laut der Meldung derzeit private Börsengeschäfte ihrer Mitarbeiter, bei denen der Aktienkurs von Wirecard eine Rolle spielte. Im Raum stehe der Verdacht, dass Mitarbeiter der Finanzaufsicht einen möglichen Informationsvorsprung zum privaten Vorteil genutzt haben könnten. Bereits im August war bekannt geworden, dass Mitarbeiter der Aufsicht auf private Rechnung mit Wirecard-Wertpapieren gehandelt hatten.
Die Behörde steht ohnehin wegen ihrer Maßnahmen bei Wirecard massiv in der Kritik und wurde daher auch offiziell von der EU-Finanzaufsicht ESMA gerügt. "Es ist erschütternd, was bei der Finanzaufsicht alles ans Tageslicht kommt. Ein Ende scheint hier nicht in Sicht", zitiert das Handelsblatt Schäffler. Die Bafin gehe mit Verhaltensregeln für die eigenen Mitarbeiter zu lasch um.
Staatsanwälte ermitteln
Der in Aschheim bei München ansässige Zahlungsdienstleister musste bekanntlich Ende Juni 2020 Insolvenz anmelden. Ferner wirft die Staatsanwaltschaft München dem früheren Vorstandschef Markus Braun und anderen Managern vor, mindestens seit Ende 2015 die Bilanzsumme und den Umsatz des Zahlungsanbieters durch Scheingeschäfte aufgebläht zu haben. Daher plant die Regierung, auch die Befugnisse der Bafin zu erhöhen. (jb)
Kommentare
Überraschende Wende!?
AntwortenBisher ließ die BaFin immer öffentl. verlautbaren, daß sich lediglich ein Mitarbeiter mit der Wirecard auseinandergesetzt hat, jetzt sind es schon 85 Mitarbeiter (Beamte?), die sich mit der Firma beschäftigt haben und dies sicherlich auch in der Dienstzeit, wo sonst sollten Sie diese Insider-Informationen sonst bekommen haben? Unterm Strich: Der gemeine Bürger bezahlt Angestellte (ggf.Beamte!) in gehobenen Positionen, die den Hals nicht voll genug kriegen können und durch rechtswidrige Geschäfte zum Nachteil der Bürger (hier quasi im AG-Status), den Staat in doppelter Hinsicht über´s Ohr hauen. Ganoven im bezahlten Staatsdienst! Die Struktur BaFin muß weg, um diesen Sumpf trocken zu legen! Fachmakler Knut Kahnt
kontakt@ohne-schaden.de am 16.11.20 um 12:27