Seit dem jüngsten Hack beim US-Krypto-Marktplatz Coinbase geht unter Krypto-Millionären erneut die Angst um. Die Täter stahlen nicht nur Kontodaten, sondern auch sensible Informationen wie Adressen und Kontostände. Diese Informationen bergen ein enormes Sicherheitsrisiko – wie ein versuchter Kidnappingfall in Frankreich zeigt, bei dem Kriminelle die Tochter und den Enkel eines bekannten Krypto-Managers entführen wollten.

Bodyguards für Krypto-Investoren: Nachfrage steigt
Jethro Pijlman vom Amsterdamer Sicherheitsunternehmen Infinite Risks International beobachtet einen Anstieg an Anfragen: "Wir haben mehr Anfragen, mehr Langzeitkunden und mehr proaktive Anfragen von Krypto-Investoren, die nicht unvorbereitet sein wollen."

Der Grund: Private Schlüssel gewähren direkten Zugriff auf große Vermögenswerte. Wird ein Investor physisch bedroht und gezwungen, seine Zugangsdaten preiszugeben, können die Token sekundenschnell verschwinden – mit kaum Aussicht auf Rückgewinnung.

Coinbase-Datenleck macht Anleger nervös
Beim Angriff auf Coinbase erhielten Hacker monatelang Zugriff auf Kundendaten, darunter Ausweisdokumente, Adressen und Kontostände. Die Daten nutzten sie, um Anleger gezielt zu täuschen und Zugriff auf deren Wallets zu erhalten. Weniger als ein Prozent der Kunden waren laut Coinbase betroffen – doch für vermögende Kunden bedeutet das: Die Anonymität ist dahin.

"Krypto-Händler sind bei Datenlecks sehr besorgt um ihre Privatsphäre", warnt Ronghui Gu, Mitbegründer von Certik, einem Pionier im Bereich Blockchain-Sicherheit.

Offline-Gefahr nimmt zu
Der hohe technische Schutz von Krypto-Plattformen hat eine paradoxe Folge: Kriminelle verlagern ihre Angriffe ins echte Leben, erklärt Charles Marino vom Sicherheitsanbieter Sentinel. "Derzeit ist die Bedrohungslage im Bereich Krypto-Währungen sehr hoch", so der Experte.

Coinbase selbst ließ sich den Schutz seines CEOs Brian Armstrong im vergangenen Jahr rund 6,2 Millionen US-Dollar kosten – mehr als JP Morgan, Goldman Sachs oder Nvidia für ihre Top-Manager ausgeben.

Frankreich unter Druck: Regierung reagiert auf Gewaltserie
In Frankreich wurden mehrere Fälle öffentlich:

  • Ein versuchter Angriff auf Angehörige des Paymium-Chefs.
  • Die Entführung eines Ledger-Mitgründers samt Ehefrau – das Opfer erlitt dabei schwere Verletzungen.

Innenminister Bruno Retailleau kündigte daraufhin eine Notrufnummer für die Krypto-Branche an. Spezialkräfte sollen Betroffene beraten und schützen. Die Sicherheitsmaßnahmen bei Veranstaltungen wie der EthCC in Cannes wurden deutlich verschärft.

Internationale Vorfälle häufen sich
Das Problem beschränkt sich nicht auf Frankreich. Der Bitcoin-Sicherheitsexperte Jameson Lopp dokumentierte allein in diesem Jahr über 20 physische Angriffe auf Krypto-Besitzer weltweit.

Auch US-Firmen investieren:

  • Circle Internet Group zahlte rund 800.000 Dollar für CEO-Schutz
  • Robinhood investierte 1,6 Millionen Dollar für Vlad Tenev.
  • Meta und Alphabet gaben sogar 27,2 beziehungsweise 8,2 Millionen Dollar für den Schutz von Zuckerberg und Pichai aus.

Schutzmaßnahmen reichen weit über Bodyguards hinaus
Pijlmans Firma bietet neben Personenschutz auch gepanzerte Fahrzeuge, Sicherheitsbewertungen für Haushalte und Social-Media-Monitoring, um zu verhindern, dass Standorte versehentlich preisgegeben werden.

"Oftmals braucht es eine knappe Situation oder eine Meldung in den Nachrichten, um Maßnahmen zu ergreifen", so Pijlman. "Die Menschen werden sich zunehmend bewusst, dass ihr digitaler Erfolg sehr reale Risiken mit sich bringen kann." (mb/Bloomberg)