Private Anleger neigen zum Zocken, wenn sie zur Abwicklung ihrer Wertpapiergeschäfte das Smartphone nutzen. Zu diesem Schluss kommen die Finanzmarktforscher des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE in einem gerade erschienenen Arbeitspapier. Wer seine Transaktionen über mobile Apps abwickelt entscheide sich eher für risikoreiche Wertpapiere mit stark schwankenden Kursen oder kaufe Wertpapiere, die in der Vergangenheit hohe Renditen erzielt haben, was aber für die künftige Renditeentwicklung kein geeigneter Indikator sei.

"Die gestiegene Risikobereitschaft ist nicht durch eine anfängliche, vorübergehende Begeisterung zu erklären, sondern Ausdruck einer langfristig geänderten Anlagestrategie", erklärt dazu Andreas Hackethal, Leiter der Forschungsabteilung Household Finance bei SAFE und einer der Autoren des Forschungspapiers. Nachdem Anleger begonnen hätten, einen Teil ihrer Wertpapiergeschäfte via App zu erledigen, würden sie nicht nur bei diesen Transaktionen dazu neigen, in riskantere Wertpapiere zu investieren oder Aktientrends nachzujagen. Vielmehr übertrage sich das Verhalten auch auf Transaktionen, die sie über andere Geräte tätigen, etwa ihren Computer.

Investment per App ändert langfristig das Anlegerverhalten
Für ihre Analyse haben die Wissenschaftler mehrere Einflussfaktoren untersucht, die zu einem risikobereiteren Anlageverhalten beitragen. So ermöglichen es etwa mobile Apps den Anlegern, auch außerhalb der Börsenhandelszeiten Wertpapiere zu kaufen und verkaufen. In "Feierabendlaune" getroffene Entscheidungen könnten dabei eher emotionsgetrieben sein als Entscheidungen, die im Büro in nüchterner Atmosphäre getroffen werden. Weiterhin präsentieren Apps oftmals Anreize in Form von Ranglisten der Top-Aktien der jüngsten Vergangenheit. "Langfristig kann diese Verhaltensänderung zu einer geringeren Effizienz des eigenen Portfolios führen", warnt Hackethal, "diese Art Investition gleicht dann eher einem Lottospiel."

Das SAFE Working Paper beruht auf Daten zweier großer Privatkundenbanken, die in den Jahren 2010 und 2013 Mobiltelefon-Anwendungen für den Handel von Wertpapieren eingeführt haben. Insgesamt analysierten die Wissenschaftler mehr als 22 Millionen Transaktionen von rund 180.000 Anlegern. Im Durchschnitt sind diese Nutzer 45 Jahre alt, haben neun Jahre Erfahrung mit Wertpapiergeschäften und erledigen zwei Prozent dieser Geschäfte per Smartphone. Unter der Bedingung, dass Anleger überhaupt Mobiltelefone nutzen, werden allerdings mehr als 15 Prozent der Wertpapiergeschäfte in der Stichprobe per App getätigt. (hh)