Anlageexperte: Das sind die größten Fehler bei der Altersvorsorge
Private Altersvorsorge wird immer wichtiger, aber häufig schlecht umgesetzt. Anleger sollten auf Kapitalgarantien verzichten und lieber auf ein günstiges Chance-Risiko-Verhältnis achten, rät Vermögensprofi Andreas Görler.
Rentenspezialisten gehen davon aus, dass 80 bis 85 Prozent des letzten Nettogehalts ausreichen, damit Rentner keine Abstriche bei ihrem Lebensstandard machen müssen. Das Problem: Bis zum Jahr 2030, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen, dürfte das Rentenniveau auf rund 43 Prozent sinken. Vorsorgeexperten raten deshalb dazu, einen Teil der Altersvorsorge selbst in die Hand zu nehmen. Dabei machen viele Anleger aber folgenschwere Fehler, sagt Andreas Görler, Vermögensspezialist bei der Berliner Anlageberatung Wellinvest.
Einer der größten Fehler ist das Festhalten an althergebrachten Anlageformen, die durch das Niedrigzinsumfeld jedoch längst unattraktiv geworden sind. Dazu zählen etwa Bankeinlagen, bonitätsstarke Staatsanleihen und klassische Lebensversicherungen. Unter Berücksichtigung der Inflation ist mit solchen Produkten nichts mehr zu holen.
Ein weiteres Problem ist die Passivität vieler Anleger, sagt Görler. So haben bislang nur vergleichsweise wenige Investoren die Konsequenzen aus den niedrigen Zinsen gezogen und Vermögen in höher rentierliche Anlagen umgeschichtet.
Die wahren Kosten stecken woanders
Wer im Alter keine Abstriche machen will, sollte auf einen hohen Aktienanteil im Depot setzen, rät der Vermögensprofi. "Außerdem muss man beim Einsatz von Rentenpapieren viel aktiver werden und sich verstärkt auch Unternehmensanleihen anschauen." Aktuell benötigen Anleger einen Aktienanteil von rund 55 Prozent, um nach Kosten und Steuern eine jährliche Rendite von zwei Prozent zu erzielen. Das bedeutet allerdings auch, dass sich Anleger auf eine höhere Volatilität in ihrem Portfolio einstellen müssen.
Der Wunsch nach Garantien ist in vielen Investoren dennoch fest verankert. Sie bevorzugen deshalb noch immer Strategien mit niedriger Mindestverzinsung und ohne jedwedes Aktienmarktrisiko. Den meisten Anleger ist der Preis nicht klar, den sie letztlich dafür bezahlen, glaubt Görler. Garantien sind teuer, und sie kosten umso mehr, je tiefer die Zinsen liegen. "Insbesondere bei langen Laufzeiten stehen die Kosten in keinem Verhältnis zum Nutzen", sagt der Vermögensprofi. Sein Rat: Jung mit der Altersvorsorge beginnen, sie auf mehrere Säulen verteilen, nicht auf Aktien verzichten. (fp)