"Ewige Rente" mit Kapitalerhalt: So geht's mit Fonds und Fondspolicen
Wer aus einer Einmalzahlung eine Sofortrente erzielen möchte, die bis zum Lebensende läuft, kann das mit einem passenden Investmentdepot oder einer fondsgebundenen Versicherung schaffen – und sogar noch Geld vererben. Wann sich welches Modell lohnt.
Mit einem solchen Anliegen mögen Kunden nicht gerade jeden Tag auf ihren Financial Planner zukommen, aber es kann passieren: Ein Unternehmer hat seine Firma zu einem sehr guten Preis verkauft und möchte sich im Alter von 65 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden. Er hat die stattliche Summe von zwei Millionen Euro zur Verfügung. Der Kunde möchte daraus eine "ewige Rente" in Höhe von jährlich 2,5 Prozent des eingezahlten Kapitals nach Kosten und Steuern erzielen, bis er 99 Jahre alt wird – und zwar möglichst ohne Kapitalverzehr.
Eine Leibrente kommt für diesen Fall nicht in Frage. Bei einer Rentenversicherung generiert sich die Rente immer aus den Erträgen, die der Deckungsstock erzielt, und aus Teilen des eingezahlten Kapitals. Es gilt also, andere Möglichkeiten zu prüfen. Da wäre zunächst ein Investmentportfolio. Hier kommen ausschüttende Multi-Asset-Income-Produkte in Frage, die sich zum Ziel gesetzt haben, regelmäßige Erträge bei möglichst geringer Volatilität zu erzielen. Wie eine stabile monatliche Rentenzahlung in unserem Musterfall erreicht werden kann, hat Jakob Tanzmeister, Multi-Asset-Experte Bei J.P. Morgan, durchgerechnet.
Ausschüttungsrendite von rund 3,33 Prozent
"Wünscht sich der Kunde eine Nettorendite von jährlich 2,5 Prozent und eine monatliche Zahlung, so würde diese bei 4.166,60 Euro liegen", sagt er. Vor Abzug der Abgeltungsteuer in Höhe von – vereinfacht – 25 Prozent müsste ein Fonds nach Kosten also jährliche Erträge von 66.665,64 erzielen, das wären pro Monat 5.555,47 Euro. Dafür wäre pro Jahr eine Ausschüttungsrendite von rund 3,33 Prozent, monatlich also von knapp 0,28 Prozent, notwendig. Denn: Da Multi-Asset-Income-Fonds flexibel investieren sollen, ist in der Regel keine ständig einzuhaltende Mindestaktienquote und damit auch keine steuerliche Teilfreistellung vorgesehen.
Fonds mit Ausschüttungsrenditen in der Größenordnung von 3,33 Prozent gibt es durchaus. Allerdings liegt sie bei keinem Multi-Asset-Income-Produkt exakt bei 3,33 Prozent. Daher hat Tanzmeister die Rechnung exemplarisch einmal mit einem Fonds erstellt, der drei Prozent Ertrag pro Jahr erzielt, und mit einem Fonds, bei dem vier Prozent drin sind. Die Ergebnisse sind enorm. Würden sich Wertschwankungen in den 44 Jahren, bis der Anleger 99 wird, ausgleichen, so wären in der Beispielrechnung mit dem Dreiprozenter von den zwei Millionen Euro nach Steuern immerhin noch rund 1,6 Millionen Euro vorhanden. Mit vier Prozent gerechnet, wäre das Kapital sogar auf gut 2,9 Millionen Euro gewachsen.
Variante mit Police
Nun ist zu prüfen, wie die Rechnung mit einer fondsgebundenen Versicherung aussehen würde. "Bei einer solchen Fondspolice müsste ein Entnahmeplan eingerichtet werden, denn anders als beim Investmentdepot gilt jede Entnahme als Teilverkauf", erklärt Stefan Brähler, Geschäftsführer des Beratungshauses Confidema und Spezialist für den Einsatz von Versicherungsstrukturen in der Vermögensverwaltung. Bei jedem Teilverkauf fällt Abgeltungsteuer an.
In unserem Musterfall wäre bei einer Investition von zwei Millionen Euro in die Police ebenso wie im Fondsdepot nach einem Monat ein Vermögen von 2.005.555,47 Euro zusammengekommen. "Da in dieser Summe die Prämie und die Erträge stecken, wird errechnet, wie hoch der Ertragsanteil ist", sagt Brähler. Dieser liegt bei rund 0,28 Prozent. Weil diese Quote auch auf die Ausschüttung in Höhe von 5.555,47 Euro angewandt wird, sind also 15,55 Euro zu versteuern (siehe Rechenbeispiel). Nach Abzug der steuerlichen Teilfreistellung, die für Erträge aus Fondspolicen bei 15 Prozent liegt, fiele damit noch auf 13,22 Euro Abgeltungsteuer in Höhe von 25 Prozent an. Nach Steuern bliebe eine monatliche Rente von 5.552,16 Euro. Im Vergleich zum Fondsdepot wären dies also 1.385,56 Euro mehr.
Kosten gegenrechnen
Allerdings sind die Kosten für den Versicherungsmantel gegen die Steuerersparnis zu rechnen. Da die Abgeltungsteuer bei einem monatlichen Fondsertrag von 0,28 Prozent quasi gegen null läuft, würde sich der Inhaber im Vergleich zum Fondsdepot monatlich Steuern in Höhe von 0,07 Prozent, pro Jahr also 0,84 Prozent, sparen. "Bei meinen Fondspolicen belaufen sich die jährlichen Kosten für den Versicherungsmantel bei einer Anlagesumme von zwei Millionen Euro auf 0,4 Prozent pro Jahr", sagt Brähler.
Bei einer angestrebten Jahresrendite von 3,33 Prozent vor Steuern würde sich die Police also lohnen. Würde ein Kunden hingegen nur 1,5 Prozent erzielen wollen, hätte das Modell keinen Sinn, da die Steuerersparnis von 0,38 Prozent die Kosten nicht mehr aufwiegen würde. (am)
Einen ausführlichen Bericht darüber, wie sich mit Investmentdepots oder Fondspolicen eine "ewige Rente" ohne Kapitalverzehr erzielen lässt, finden Sie in der aktuellen Ausgabe 4/2021 von FONDS professionell ab Seite 260. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.