Frank Fischer: "Börsenjahr 2019 könnte stürmisch werden" – mit Video
Es ist gut möglich, dass es in den kommenden Monaten an den Kapitalmärkten unruhig wird, meint Frank Fischer, Vorstand von Shareholder Value Management. Wie er seine Fonds für mehr Seegang flott macht, erklärte er in seinem Vortrag beim FONDS professionell KONGRESS.
Seit zehn Jahren befinden sich die internationalen Kapitalmärkte nun schon im Aufwind. Übertreibungen und eine Schwäche von Value-Titeln markieren oftmals das Ende eines solchen Trends. Stehen die Märkte tatsächlich vor einem Wendepunkt? Dieser Kernfrage ging der renommierte Value-Investor Frank Fischer in seinem Vortrag "Land (unter) in Sicht?!" beim FONDS professionell KONGRESS in Mannheim auf den Grund..
"Wir bleiben bis auf Weiteres defensiv aufgestellt und gehen selektiv vor", sagte der Vorstand der Investmentgesellschaft Shareholder Value Management. Als Faktoren, die zur Vorsicht mahnten, nannte Fischer zum einen die Normalisierung der Zentralbankpolitik in den USA und der Europäischen Union, die zu einem erheblichen Liquiditätsentzug führen könnte. "Es besteht auch die Gefahr, dass sich das globale Wirtschaftswachstum, ausgelöst durch die Probleme in China, deutlich abschwächt", erklärte er.
Mögliche Umsatz- und Gewinnrezession
Sollte es im Handelsstreit zwischen den USA und dem Land der Mitte nicht bald zu einer Einigung kommen, könnten Unternehmen weltweit in eine Umsatz- und Gewinn-Rezession rutschen. Sinkende Umsätze, wie sie bereits bei Herstellern von Autos oder Smartphones zu erkennen seien, könnten auch andere Unternehmen treffen. In Europa sieht Fischer die größten Risiken im Brexit sowie in der Schuldensituation in Frankreich und Italien.
Allerdings blickt der Star-Fondsmanager, der den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen steuert, nicht gänzlich pessimistisch auf 2019. Immerhin bestehe die Möglichkeit, dass der Handelskrieg zwischen China und den USA beigelegt werde. "China pumpt außerdem rund 370 Milliarden Dollar durch Steuersenkungen und Infrastrukturinvestments in die eigene Wirtschaft", sagte Fischer. Dies könne zu einer Erholung der weltweiten Konjunktur führen. Zudem bestehe die Chance, dass die US-Notenbank im Falle sich verschlechternder Wirtschaftsaussichten mit einer laxeren Geldpolitik reagieren und weitere Zinserhöhungen vorerst aussetzen werde.
60 Cent für einen Euro
"Das Börsenjahr 2019 könnte stürmisch", mahnte Fischer dennoch. Er erläuterte, wie er und sein Team den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, den Frankfurter Stiftungsfonds und den Fonds PRIMA – Globale Werte mit den Techniken des Value Investing für einen rauen Seegang wappnen. "Bei der Auswahl von Aktien ist für uns zunächst einmal die 'Sicherheitsmarge' wichtig", sagte Fischer. Papiere werden nur dann gewählt, wenn der Einstandspreis deutlich unter dem inneren Wert liegt. "Dabei gilt für uns die Relation 60 Cent zu einem Euro' als ausschlaggebend", erklärte er. Das zweite Prinzip, das für Fischer von großer Bedeutung ist, lautet: "Eigentümergeführte Unternehmen bevorzugt".
"Es kommt darauf an, dass die Inhaber auch finanziell in ihr Unternehmen involviert sind", sagte Fischer. Vergütung und Boni sollten an den langfristigen Interessen der Aktionäre ausgerichtet sein. "Wir achten außerdem darauf, dass die Firmen ein 'wirtschaftlicher Burggraben' umgibt", so Fischer. Gemeint sind etwa Patente, Lizenzen oder auch klare Kostenvorteile. Diese können das Unternehmen vor dem Eindringen von Mitbewerbern ins eigene Geschäftsfeld schützen.
"Nicht zuletzt beachten wir als viertes Prinzip des Value Investing die Launen von Mister Market", sagte Fischer. Das heißt, die Frankfurter machen sich die Verhaltensökonomik – englisch: Behavioural Finance – zunutze und loten Stimmungen an der Börse aus. Mit Hilfe verschiedener Indikatoren und statistischer Analysen wird so das Sentiment am Aktienmarkt bewertet, das in die Steuerung der Aktienquote einfließt. (am)
"Als Tiger gestartet, als Bettvorleger gelandet"
Im Video-Interview mit FONDS professionell-Herausgeber Hans Heuser erklärt Fischer nicht nur, warum er die Aktienquote in seinem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen aktuell auf unter 70 Prozent reduziert hat, sondern auch, wann er entsprechend liquide Mittel wieder für Neuengagements einsetzen will. Vieles werde von der Zinspolitik der amerikanischen Federal Reserve abhängen. Deren Chef Jerome Powell sieht er in einer schwierigen Rolle. O-Ton Fischer: "Powell ist als Tiger gestartet und als Bettvorleger gelandet." (hh)