Frank Thelen: "Performance ist beschissen"
Der Fonds des Start-up-Investors hat hohe Verluste aufgetürmt. Zudem sorgen die Renditeversprechen des Ex-Juroren aus der "Höhle der Löwen" für Kritik. Das schwache Abschneiden räumte Thelen auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim ein, wehrte sich aber gegen Vorwürfe.
Start-up-Investor Frank Thelen hat ein schwaches Abschneiden des von ihm initiierten 10XDNA – Disruptive Technologies Fonds eingeräumt. "Die Performance ist beschissen", sagte der ehemalige Juror der Fernsehsendung "Höhle der Löwen" auf dem 20. FONDS professionell KONGRESS am Mittwoch (22.6.) in Mannheim. "Wir durchlaufen eine schwierige Zeit." Seit Auflage im Herbst 2021 fuhr der Fonds ein Minus von gut 45 Prozent ein. Das Vehikel war kurz vor dem Einsetzen des Ausverkaufs an den Aktienmärkten gestartet. Besonders Technologiewerte wurden von dem Crash erfasst.
Thelen betonte die langfristige Ausrichtung seiner Strategie. "Wir haben einen Ansatz, der Zeit braucht", so der Gründer der Investmentgesellschaft Freigeist Capital. Die Strategie des Fonds fuße auf einem Venture-Capital-Ansatz und die Märkte seien gerade in einem Risk-off-Modus. "Selbst die Aktien großer Tech-Konzerne wie Amazon haben an Wert verloren", erläuterte Thelen. Und besonders stark betroffen von dem Kursverfall seien eben junge, wachstumsstarke Unternehmen – also das Feld, in dem sich Thelen und sein Team tummeln.
"Im Nasdaq ist Pepsi drin"
Der Start-up-Investor war aufgrund seiner Renditeversprechen zuletzt heftig in die Kritik geraten. Thelen nutze seine Bekanntheit aus der Fernsehsendung "Höhle der Löwen", bei der junge Unternehmer ihre Geschäftsideen vorstellen und um den Zuschlag von prominenten Investoren buhlen, um Kleinanleger für seinen Fonds zu werben, so der Vorwurf in einer TV-Reportage. In seinem Vortrag in Mannheim betonte Thelen, dass Anleger seines Fonds mit kurzfristigen Einbußen rechnen müssten und nur Geld einsetzen sollten, das sie auch langfristig liegen lassen können. Seine Strategie könne "nur ein Satellit" in einem diversifizierten Portfolio sein, so der Investor.
Den von Kritikern vorgenommenen Vergleich des von ihm initiierten Fonds mit dem US-Börsenbarometer Nasdaq bezeichnete Thelen zudem als verfehlt. "Im Nasdaq ist Pepsi drin. Das ist kein Technologie-Index im eigentlichen Sinne", argumentierte Thelen in seiner Rede. "Man sollte schon Äpfel mit Äpfeln vergleichen." Thelen behauptete zudem, dass er selbst zehn Millionen Euro in den Fonds investiert habe. Auch sein Vater, seine Familie und Freunde hätten Geld in das Vehikel gesteckt.
"Viele kluge Köpfe"
Der 10XDNA – Disruptive Technologies weist derzeit ein Volumen von 63 Millionen Euro auf. Beim Vertrieb setzt Freigeist auf Online-Banken und Direkt-Broker. Eine Bestandsprovision an freie Finanzdienstleister zahle der Fonds nicht, hatte Thelen in einem früheren Interview mit FONDS professionell gesagt.
Thelen und sein Team identifizieren Zukunftstechnologien, die bahnbrechende Umwälzungen bergen und investieren in entsprechende Unternehmen. Dazu zählen Trends wie Künstliche Intelligenz, Robotik, 3D-Druck, Blockchain, Quantencomputer oder synthetische Biologie. Aber auch Neuerungen in Luft- und Raumfahrt sowie Energie und Transport zählt Thelen zu den Schlüsseltechnologien. Dafür stehen das Lufttaxi-Unternehmen Lilium oder Hyperloop-Projekte. "Viele kluge Köpfe" hätten diese Trends identifiziert, formulierte es Thelen.
"Keiner kann Aktienkurse vorhersagen"
Sein Team achte bei Investments nicht in erster Linie auf Cash-Flows oder Dividenden. "Wir verstehen die Unternehmen", sagte Thelen. Sein Team schaue in die "Physik und Chemie" der Start-ups. "Aber wir haben natürlich auch einige Finanzleute", schob der Investor nach. Wie konkret sein Haus die technische Umsetzbarkeit und voraussichtliche Wirtschaftlichkeit der zum Teil eher visionären Projekte untersucht, erläuterte Thelen in seinem Vortrag nicht. "Keiner kann Aktienkurse vorhersagen. Das schmerzt aber, wenn Bewertungen zurückgehen", sagte der Investor und betonte, dass die derzeitigen Aktienkurse nicht das Zukunftspotenzial der Unternehmen widerspiegeln würden. (ert)