Im Herzen Stuttgarts, nahe des Schlossplatzes, sitzt die Privatbank Ellwanger Geiger. Die Wurzeln des Instituts reichen bis 1912 zurück. In der Region war das Haus auch als Immobilienmakler bekannt. Dieses Geschäft wurde 2017 jedoch ausgegliedert. Die Bank konzentriert sich seither auf die Betreuung vermögender Kunden. Philipp Stodtmeister, als Vorstandsmitglied für Vermögensverwaltung, Kreditgeschäft und Portfoliomanagement des Instituts verantwortlich, erläutert den Betreuungsansatz seines Hauses.


Herr Stodtmeister, das Geschäft mit vermögenden Kunden ist heiß umkämpft. Kann Ihr Institut da mithalten?

Philipp Stodtmeister: Wir können da gut mithalten und wir gewinnen neue Kunden. Im vergangenen Jahr haben wir mit Blick auf das betreute Vermögen das größte Bruttowachstum in der Geschichte der Bank erreicht. Wir verwalten nun etwas mehr als eine Milliarde Euro. Wir planen ein homogenes Wachstum aus eigener Kraft. Denn auch die Vermögen in Deutschland nehmen zu. Entsprechend nimmt auch der Beratungsbedarf zu. Doch dieser trifft auf ein durchwachsenes Angebot.

Wie meinen Sie das?

Stodtmeister: Im Private-Banking-Markt von Baden-Württemberg gab es im vergangenen Jahrhundert noch mehr als 200 Privatbanken. Jetzt ist es nur noch eine Handvoll. Die Kunden entziehen gewissen Geschäftsmodellen ihr Vertrauen. Die Mandanten wollen genau wissen, wo sich ihre Bank engagiert und wie sie aufgestellt ist. Wir agieren da ganz transparent. Wir haben keine Risikoposition in unserem Kreditbuch. Wir machen vieles anders als der Rest des Marktes, der standardisiert, skaliert und auf Größe setzt.

Was ist Ihr Ansatz?

Stodtmeister: Einem sich stetig ändernden Angebot im Markt setzen wir Verlässlichkeit, Beständigkeit sowie Redlichkeit und Erreichbarkeit gegenüber. Unsere Berater betreuen die Mandanten und ihre Familien zum Teil schon seit Jahrzehnten und über Generationen hinweg. Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit liegt bei 16 Jahren. Das ist gewaltig im Branchenvergleich – zumal qualifizierte Mitarbeiter heiß umkämpft sind. Zugleich stocken wir das Personal auf und konnten auch jüngere Mitarbeiter mit ganz unterschiedlicher Herkunft für uns gewinnen.


Weshalb das Bankhaus Ellwanger Geiger zwar ETFs einsetzt, aber nie der günstigste Anbieter sein und keine Milliarden mit seinen Fonds einsammeln will, lesen Sie in der längeren Version dieses Interviews, das in Ausgabe 3/2024 von FONDS professionell erschienen ist. Angemeldete Nutzer finden den Artikel auch hier im E-Magazin.


Wie gelingt es Ihnen, Mitarbeiter so lange zu halten?

Stodtmeister: Die Organisationsformen bei vielen deutschen Banken erlauben es nicht, die persönliche Karriere eines Beraters mit der langfristigen Arbeit am Kunden zu verbinden. Wer Führungspositionen anstrebt, der muss die Bereiche wechseln oder gar in eine andere Stadt ziehen. Bei uns ist das nicht so. Unsere Berater begleiten die Familien teilweise seit Jahren oder Jahrzehnten und über Generationswechsel hinweg. Unsere Kunden schätzen diese Langfristigkeit.

Wie finden Sie neue Mitarbeiter?

Stodtmeister: Die Hauptkanäle sind persönliche Empfehlungen unserer Mitarbeiter, daneben noch Personalberater. Mit einer klassischen Stellenanzeige haben wir fast keine Erfolgsaussichten.

Spielt bei den Kunden der jüngeren Generation die persönliche Beratung noch eine Rolle – oder ist eine digitale Ansprache nicht wichtiger?

Stodtmeister: Teils, teils. Wir legen großen Wert darauf, ein digitales Angebot unterbreiten zu können, das dem aktuellen Standard entspricht. Auch das Online-Marketing haben wir deutlich ausgebaut. Aber am Ende des Tages besteht aus meiner Sicht der Wunsch nach einer persönlichen Beratung unabhängig vom Alter. Auch unsere jüngeren Kunden spiegeln uns zurück, dass sie es durchaus genießen, einen Ansprechpartner aus Fleisch und Blut zu haben. Sie ziehen unsere Berater vor, die erreichbar sind oder zurückrufen, anstatt durch eine Website oder ein anonymes Callcenter irren zu müssen.

Vielen Dank für das Gespräch. (ert)