PKV: Kampf um stabile Beiträge wird schwieriger
Der Trend zu leicht steigenden Neugeschäftsbeiträgen in der PKV-Vollversicherung hält an, zeigt das Beitragsstabilitäts-Rating 2025 des Analysehauses Morgen & Morgen. Warum die Kosten mittelfristig weiter steigen – und weshalb die GKV keine gute Alternative ist.
Das Rating "PKV-Beitragsstabilität" 2025 des Analysehauses Morgen & Morgen (M&M) zeigt, dass die Beiträge im diesjährigen Neugeschäft der PKV-Vollversicherungstarife mit durchschnittlich 3,54 Prozent moderat steigen. In den Vorjahren gab es allerdings niedrigere Steigerungsraten bei der Beitragsanpassung (BAP), etwa 2022 mit 2,07 Prozent – siehe Grafik unten.
Verglichen mit den noch knapp fünf Prozent Steigerung pro Jahr bei den Bisex-Tarifen im Jahr 2012 hatte die Ende 2012 eingeführte Unisex-Tarifgeneration zunächst zu einer gewissen Entlastung geführt. "Mit zunehmendem Alter dieser Tarife zeigt sich nun jedoch ein erwartbarer Anstieg der BAP – die durchschnittliche Anpassung ist im zweiten Jahr in Folge erkennbar gestiegen", sagt M&M-Versicherungsanalyst Thorsten Bohrmann.

Quelle: Morgen & Morgen
Zu den Hauptursachen zählt Bohrmann steigende Behandlungskosten infolge des medizinischen Fortschritts, die demografische Entwicklung der Versichertenbestände sowie die anhaltenden Folgen der Niedrigzinsjahre. Im Rating werden Neugeschäftsbeiträge und Beitragsanpassungen der PKV-Tarife marktweit analysiert und zu einer Bewertung pro Tarifkombination aggregiert. Nur Tarife, die bereits seit mindestens fünf Jahren auf dem Markt sind, finden Berücksichtigung. Der Fokus liegt auf den zentralen Leistungsbausteinen aus ambulanter, stationärer und Zahn-Absicherung.
Warum das Rating 2012 ausgesetzt wurde
Das Rating gibt es schon seit 2006. Doch nachdem die Gesellschaften Unisex-Tarife anbieten mussten, war eine exakte Beitragshistorie der jeweils letzten fünf Jahre und damit eine seriöse Bewertung der historischen Beiträge nicht mehr möglich: Die Beitragsanpassungen fielen sehr gering aus, während bei den früheren Bisex-Tarifen fünf Prozent Beitragserhöhung pro Jahr üblich waren. Daher wurde das Rating erst 2018 wieder aufgenommen.
Bewertet werden seither Neugeschäftsbeiträge für die Eintrittsalter zwischen 21 und 50 Jahren. Um den aktuellen Marktgegebenheiten zu entsprechen, wie medizinischer Fortschritt, Bestandsalterung und turbulente Kapitalmärkte, wurden die Benchmarks 2025 jeweils um 0,5 Prozentpunkte erhöht. "Die insgesamt steigende Tendenz der Beiträge im Neugeschäft lässt sich mit den langsam alternden Beständen der Unisex-Tarifgeneration begründen", so Bohrmann. Das Niveau der Bisex-Tarife mit knapp fünf Prozent Anpassungen pro Jahr sei aber noch lange nicht erreicht.
Ursachen für Abnahme beitragsstabiler Tarife
Die Verteilung innerhalb der Ratingbewertung bestätigt diese Tendenz. Fünf-Sterne-Tarife, die nur eine sehr geringe Anpassung der Beiträge vornehmen, sinken in der Anzahl. Wie bereits in den Vorjahren gibt es eine leichte Verschiebung in der Sterneverteilung nach unten. Von 1.118 bewerteten Tarifen gibt es noch 369 mit ausgezeichneter oder sehr guter Beitragsstabilität. Aber insgesamt finde eine Verschiebung weg von den Höchstbewertungen statt. "Der Anteil der Zwei-Sterne-Tarife (schwache Beitragsstabilität) wuchs um mehr als 50 Prozent und damit aktuell am stärksten an", beobachtet Bohrmann. Die Ein-Stern-Bewertungen (sehr schwach) verharrten mit 154 nahezu auf Vorjahresniveau.
Die PKV sieht sich weiterhin steigenden Leistungsausgaben gegenüber. Ein neuer Kostenfaktor am Horizont ist die geplante Novellierung der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ). "Diese Mehrkosten können sich perspektivisch auch auf die Beitragshöhe auswirken", so Bohrmann.
Anhebungen auch im PKV-Sozialtarif
Der PKV-Verband hatte bereits Ende Mai auf Beitragsanhebungen im Standard- und Basistarif zum 1. Juli 2025 verwiesen. Auch diese Sozialtarife leiden unter den gestiegenen Leistungsausgaben und der Demografie. Premium Circle Deutschland, ein Beratungsunternehmen für die Gesundheits- und Versicherungswirtschaft, hatte zuvor auch die Leistungsqualität in der PKV-Vollversicherung kritisiert. Selbst unter den jeweiligen PKV-Top-Tarifen gebe es ein immenses Leistungsgefälle mit teilweise existenziellen Leistungslücken. Darüber hinaus habe bis heute kein einziger PKV-Tarif als Basis die GKV-Leistungen (nach SGB V), vor allem nicht der PKV-Basistarif.
Gleichwohl baut die PKV – anders als die durch Umlage finanzierte GKV – mit Alterungsrückstellungen als Teil des Beitrags gegen überproportional steigende Beiträge im Alter vor. Entlastung bringt auch die Nutzung von Reserven aus den Rückstellungen für Beitragsrückerstattung (RfB). Im "PKV-Marktausblick 2024/2025" der Ratingagentur Assekurata verwies Assekurata-Bereichsleiter Abdulkadir Cebi allerdings auf große Unterschiede innerhalb der PKV-Branche. "Die RfB-Quote kann nicht stabilisiert werden und zeigt abnehmende Tendenz", so Cebi. Einige Anbieter seien ausgezeichnet aufgestellt und könnten stabile Beiträge anbieten, andere weniger.
RfB und Kapitalanlagen bringen PKV in Vorteil gegenüber GKV
Folge: Einzelne Versicherer könnten die nötigen Beitragserhöhungen nur in geringem Umfang kleinhalten. Die RfB lasse sich auch nicht in kurzer Frist auffüllen. Daher könnten die Versicherer mit hoher RfB bis zu vier Jahre lang einen Wettbewerbsvorteil erzielen. "Es wird eine Differenzierung innerhalb der Anbieter bei den Beitragsanpassungen geben", so Cebi weiter. Gut aufgestellte Gesellschaften werden mit der Beitragsstabilität argumentieren und dies auch in der Beratung nutzen.
Davon kann die GKV nur träumen. Wie auch bei den anderen Zweigen der Sozialversicherung bringt die Umlage-Finanzierung besondere Härten aufgrund der Alterung, der Gesundheitsausgaben und des Ausscheidens der Baby-Boomer aus dem Arbeitsmarkt. Eine Studie von Martin Werding (externer Link), Mitglied im Sachverständigenrat für Wirtschaft der Bundesregierung, zeigt: Die SV-Beitragssätze insgesamt werden in den kommenden Jahrzehnten stark steigen – von heute knapp 42 Prozent bis 2035 auf 47,5 Prozent. Eine Folge ist eine erhebliche Belastungsverschiebung zulasten der jüngeren Generationen, insbesondere in der gesetzlichen Pflegeversicherung, deren Beitragssatz sich seit ihrer Einführung 1995 vervielfacht hat. Auch die gesetzliche Kranken- und Rentenversicherung trügen erheblich zur Schieflage beim Generationenvertrag bei. (dpo)
Das PKV-Beitragsstabilitäts-Rating (externer Link) und die Ratingmethodik (externer Link) stehen auf der Homepage von M&M zum kostenlosen Download bereit.














