Sauren Fondsmanager-Gipfel: "Die Rezession kommt"
Geballtes Wissen und Erfahrung auf dem FONDS professionell KONGRESS 2022: Mit Eckhard Sauren als Moderator diskutierten die Fondslegenden Bert Flossbach, Peter E. Huber und Klaus Kaldemorgen über das aktuelle Marktumfeld und damit die Inflation und ihre Folgen.
Nach zweieinhalb Jahren war es wieder so weit: Eckhard Sauren lud zum Sauren Fondsmanager-Gipfel auf dem FONDS professionell KONGRESS 2022 in Mannheim ein. Der Gründer und Chef der Sauren-Gruppe begrüßte am Dienstag (21.6.) Bert Flossbach, Peter E. Huber und Klaus Kaldemorgen auf der Bühne des gut gefüllten Mozartsaals im Congress Center Rosengarten. Nur eine kurze Einleitung, dann ging es direkt zum ersten der großen Themen, die die Anleger derzeit beschäftigen: Inflation.
"Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben", so die kurze und knappe Meinung von Fonds-Urgestein Peter E. Huber – mit all ihren Folgen müsste man noch anfügen. Der Fondsmanager und Partner beim Vermögensverwalter Taunus Trust führte aus, dass die Inflation bei rund acht Prozent liegt, während die Europäische Zentralbank (EZB) nur eine Zinserhöhung von mageren 0,25 Prozent für Juli angekündigt hat. Die einzige Möglichkeit, die die EZB hätte, die Inflation zu bekämpfen, wäre, die Zinsen auf einen höheren Wert als die Inflation zu heben – das haben die USA in den 1970er Jahren bekanntlich gemacht. Das führte damals zu einer Rezession.
Flossbach: "Guthabenflucht"
Auch für Bert Flossbach ist klar: Die Inflation ist da. "Ich stelle mir zudem die Frage, wie lange die EZB es durchhalten kann, den Realzins so negativ zu halten", so der Gründer und Vorstand des Kölner Vermögensverwalters Flossbach von Storch. "Das wird zu einer 'Guthabenflucht' führen, denn wer lässt in so einer Lage sein Geld auf dem Sparbuch oder Konto liegen."
Klaus Kaldemorgen betonte in der Runde, dass man bei der Inflation genauer auf die Ursachen schauen müsse, da es mehrere gebe: "Die Inflation ist zum einen durch den Nachfragedruck in den Industriestaaten entstanden, der auf ein zu geringes Angebot trifft. Es ist also eine strukturelle Inflation", so der Manager des DWS Concept Kaldemorgen. "Zum anderen kämpfen die westlichen Staaten damit, dass es infolge des Ukraine-Kriegs nun zu einer De-Globalisierung kommt: Sie können nicht mehr billig Services aus Schwellenländern kaufen, sondern müssen diese selber anbieten, was teurer ist." Dazu kommen noch höhere Preise für Energie und auch Lohnsteigerungen – schon ist die Inflation da.
Huber: "Strafe für Staaten, die solide wirtschaften"
Flossbach und Huber kritisieren die europäische Notenbank für ihre Politik gegenüber verschiedenen Ländern. Für Flossbach verliert die EZB damit ihre Glaubwürdigkeit. Hintergrund sind Bestrebungen der Notenbank, die Renditen von Staatsanleihen verschiedener Euro-Länder nicht zu weit auseinanderdriften zu lassen. "So werden Staaten bestraft, die bislang solide gewirtschaftet haben", meint Huber.
Was bedeutet die Inflation aber nun für die Märkte und die Wirtschaft? "Der Blick auf den Wirtschaftszyklus zeigt: Die Rezession kommt", so die Antwort von DWS-Manager Kaldemorgen. Das sieht Bert Flossbach auch so – die Frage sei nur, wann sie genau komme. Allerdings wissen die drei Fonds-Koryphäen, was sie machen können, um in einer Rezession das Vermögen ihrer Anleger zu schützen. Anleihen sind für Peter E. Huber keine Option: "Wenn die Zinsen nicht weiter steigen, bedeutet dies, dass die Realzinsen negativ bleiben und es keine Chancen für Anleger an den Rentenmärkten gibt." Er findet aber etwa Value-Aktien aus den Schwellenländern interessant. Chancen sieht er auch bei Energie-Aktien, die ihre Gewinne zuletzt wieder steigern konnten.
Kaldemorgen: "Aktien und Diversifikation"
Bert Flossbach setzt auf Qualitätsaktien, "die immer gut laufen". Auch ein paar wenige Rentenpapiere sowie etwas Gold würden helfen, die Portfolios der Kunden zu stabilisieren. Ferner sieht er in der Rezession auch eine Chance: "Ich hoffe, dass so die Übertreibungen an den Märkten wieder rausgehen und man gute Titel wieder kaufen kann." Klaus Kaldemorgen rät zur Diversifikation – möglichst wenig Korrelationen bei den Aktien. "Auch bei den Währungen ist das wichtig, daher steckt ein Teil unseres Portfolios in US-Dollar." Zudem sieht er in kurzlaufenden US-Staatsanleihen zumindest ein Mittel, um das Risiko im Portfolio einzudämmen. (jb)