Uwe Rathausky setzt auf Disruption. Auf der Aktienseite sucht der Vorstand und Mitgründer der Fondsboutique Gané für seinen 4,1 Milliarden Euro schweren globalen Mischfonds Acatis Gané Value Event nach disruptiven Geschäftsmodellen, die diesen Namen wirklich verdienen. Und solche Geschäftsmodelle findet er in erster Linie in den USA. Anders als viele Investoren halte er den US-Markt derzeit auch nicht für überteuert, sagte Rathausky bei seinem Vortrag auf dem 19. FONDS professionell KONGRESS in Mannheim.

"Was uns derzeit allerdings Sorge bereitet, ist die globale Verschuldung", erklärt Rathausky. Diese sei auch als Anzeichen dafür zu werten, dass Kapital "im System falsch allokiert wird". So seien allein 2019 etwa 215 Milliarden US-Dollar (194 Milliarden Euro) in den Bereich Venture Capital geflossen, obwohl hinter vielen, oft als disruptiv bezeichneten Geschäftsmodellen gar keine echten Innovationen stünden. 

Wacklige Wachstumsstorys
"Ich warne vor einer Wachstums- und Disruptionsphilosophie, die gar nicht besteht", so Rathausky. So manche wacklige Wachstumsstory könnte durch sehr viel Geld überhaupt erst angeschoben werden. Dazu zählt der Investment-Profi unter anderem Geschäftsmodelle, die nur über intensives "Werbe-Doping" Interesse beim Kunden erzeugen könnten, wie es etwa bei Home 24, einem Online-Versandhändler für Möbel und Gartenmöbel, der Fall gewesen sei. Die Aktie des Unternehmens notiert aktuell deutlich unter ihrem Niveau beim Börsengang im Jahr 2018.

Vorsicht sei auch bei allen Hypes geboten, die an das "grüne Gewissen" der Konsumenten appellierten. "Hersteller von E-Scootern zum Beispiel haben oft eine katastrophale Öko-Bilanz, auch wenn sie als nachhaltig erachtet werden", sagt Rathausky. Kritisch zu hinterfragen seien außerdem Start-ups mit Milliardenbewertungen, die nur durch vorgelagerte Kapitalrunden zustande gekommen sind.

Individualität skalieren
Echte Disruption ist für den Gané-Vorstand hingegen etwas anderes: Geschäftsmodelle, die es schaffen, Individualität zu skalieren. "Wir sind auf der Suche nach Unternehmen und Plattformen, die Konsumenten eine 'personalisierte Erleichterung von der Stange' bieten können", erläutert Rathausky. Als Beispiel nennt er auf seinem Vortrag in Mannheim das Karrierenetzwerk Linkedin. "Hier hat der Nutzer die vorgegebenen Tools, mit denen er aber ganz individuell sein persönliches Profil erstellen kann", so Rathausky. 

Auch der auf künstlicher Intelligenz basierende Sprachassistent von Amazon "Alexa" oder der Musik-Streamingdienst Apple Music fallen für ihn unter echte Disruption. "Für Apple ist der Aufwand relativ gering, aber als Nutzer kann ich mich mit 50 Millionen Musiktiteln individuell austoben", sagt Rathausky. Dabei müssen es für ihn gar nicht immer nur digitale Geschäftsmodelle sein. "Public Storage beispielsweise, ein Anbieter von Selbstlagerungszentren, bietet mittlerweile weltweit 2.500 modulare Multifunktionslager, die individuell gestaltet werden können", berichtet der Fondsmanager.

Gar nicht so teuer
Gerade viele Investoren, die wie er auf Value setzen, würden solche Unternehmen meiden, weil sie oft zu teuer erschienen. Da die skalierbaren Geschäftsmodelle aber dafür sorgten, dass Herstellungskosten und betriebliche Aufwendungen nur unterdurchschnittlich steigen, erhöhten sich die Ertragskraft, Ebit und Ebit-Marge innerhalb weniger Jahre stark. "So betrachtet erscheinen diese Geschäftsmodelle dann auf einmal als günstig", sagt Rathausky.

Auf der Anleihenseite sind Rathausky und sein Kollege Henrik Muhle wegen Negativzinsen, massiv nachlassender Kreditqualität und einer zunehmenden Aushöhlung der Gläubigerrechte in den Prospekten im "Risk-off-Modus". "In unserem globalen Mischfonds sind wir derzeit mit 13 Prozent positioniert", verriet Rathausky. Ein Großteil davon sind reine Geldmarktersatzpapiere, da er und Muhle Liquidität vorhalten möchten. (am)