Studie: Das meiste Geld mit Aktien verdient man im Schlaf
Auch wenn es schwer fällt: Anleger sollten bei Börseninvestments einfach Ruhe bewahren statt hektisch hin und her zu handeln. Das gilt nicht nur für den deutschen Dax, sondern tendenziell weltweit, wie eine Analyse der Hamburger Privatbank Sutor belegt.
"Lass' Dir Zeit – oder lass' es ganz", lautet ein eindringlicher Ratschlag erfahrener Aktienanleger. Doch gerade Börsenanfänger spekulieren anstatt zu investieren. Sie hoffen auf maximale Gewinne, wenn sie Aktien zum Kurstief kaufen – und verkaufen, sobald sie am vermeintlichen Höchststand notieren, rechtzeitig vor dem Crash. Dass derartige Versuche, Aktiendeals optimal zu timen, dem Depot eher schlecht bekommen, zeigt eine Analyse der Hamburger Privatbank Sutor für mehrere nationale Aktienmärkte zugleich. Quintessenz: Solch ein Verhalten mag emotional nachvollziehbar sein. Es ist jedoch einer reinen "Buy and hold"-Strategie eindeutig unterlegen.
Abgesehen davon, dass hektische Händler so gut wie niemals den richtigen Ein- oder Ausstiegszeitpunkt treffen, gilt: Anleger, die viele Käufe und Verkäufe tätigen, zahlen für diese Transaktionen ordentlich Gebühren. Die Sutor Bank hat nun für verschiedene Länder simuliert, was dies für Anleger bedeutet hätte, die Anfang 1988 in den jeweiligen regionalen Leitindex investiert hätten.
Demnach hat das deutsche Leitbarometer Dax seit dem Start vor rund 31 Jahren im Schnitt eine Rendite von per annum 7,2 Prozent erwirtschaftet – aber nur für Anleger, die sämtliche rund 8.000 Handelstage durchgängig investiert waren. Selbst zwischenzeitliche Einbrüche im Zuge von Krisensituationen wie dem Platzen der Dot.com-Blase, dem Lehman-Kollaps, der Fukushima-Panik oder der griechischen Schuldenkrise sind dabei bereits berücksichtigt. Wer hingegen nur die zehn besten Handelstage versäumte, musste sich mit einer Wertentwicklung von 4,3 Prozent per annum – also satten 2,9 Prozentpunkten weniger – zufriedengeben.
Da fehlt doch was: Dax-Entwicklung mit und ohne die besten Handelstage
Quelle: Sutor Bank; Betrachtungszeitraum: 1.1.1988-31.12.2018
Der Grund dafür liegt in der kuriosen Verteilung von extrem guten und miserablen Börsentagen: In sechs von zehn Fällen folgten die besten Börsentage innerhalb von zwei Wochen nach den schlechtesten. Das Risiko, genau diese besonders renditereichen Tage zu verpassen, weil man im Zuge des allgemeinen Kursrutsches überängstlich alle Aktienbestände glattstellt, ist enorm. "Kritisch wird es, wenn man aus Angst vor einem Börsentiefschlag verkauft, anschließend nicht rechtzeitig wieder in den Markt geht, und dann die besten Börsentage verpasst. Denn das hat dramatische Auswirkungen", erklärt Lutz Neumann, Leiter Vermögensverwaltung der Sutor Bank.
Wehe dem, der das Beste verpasst
Wie dramatisch, zeigt die Sutor-Analyse: Verpasste ein Anleger beim Dax lediglich die performancereichsten 13 Handelstage, dann halbierte sich die jährliche Rendite bereits von 7,2 auf 3,5 Prozent. Verpasste er sogar die 30 performancestärksten Tage, erzielte er mit einem Plus von mickrigen 0,4 Prozent so gut wie gar keinen Gewinn mehr.
Tendenziell stimmt dieses Ergebnis auch für Börsen in anderen Ländern. Beim Schweizer SMI beispielsweise reichte es demnach, zwischen 1988 und 2018 die besten 17 Tage verpasst zu haben, um seine Rendite bereits zu halbieren.
Alle Angaben bezogen auf Euro; Quelle: Sutor Bank
Beim amerikanischen S&P 500 sind es ebenfalls 17 Tage, beim MSCI World zwölf Tage, beim Hang Seng-Index reichten sogar nur neun Top-Tage und beim französischen CAC40 nur sechs, um seinen Investmenterfolg auf die Hälfte zu reduzieren.
Besonders krass fiel die Rückrechnung der Sutor-Bank-Experten beim britischen FTSE 100 aus: Dort musste man gerade einmal die besten 14 Börsentage auf Sicht von 31 Jahren verpasst haben, um sogar eine negative jährliche Rendite einzufahren. (fp/ps)