Die Honorarberatung hat es in Deutschland bekanntlich schwer. Zum Stichtag 1. Oktober gab es republikweit gerade mal 106 Honorar-Finanzanlagenberater mit Erlaubnis nach Paragraf 34h Gewerbeordnung. Im Bafin-regulierten Bereich sieht es nicht besser aus: Im Honorar-Anlageberaterregister der Finanzaufsicht sind derzeit nur zwei Banken und 15 Finanzdienstleistungsinstitute zu finden. Darunter sind bloß zwei Institute, die als Haftungsdach um freie Honorarberater werben. Doch diese Zahl könnte bald steigen, zeigt eine Umfrage von FONDS professionell, die in der aktuellen Heftausgabe 4/2015 erschienen ist.

Außerdem gibt es zahlreiche andere Haftungsdach-Berater, die ausschließlich auf Rechnung arbeiten. Sie dürfen ihre Dienstleistung allerdings nicht "Honorar-Anlageberatung" nennen, weil sich ihr Finanzdienstleistungsinstitut nicht dem strengen Reglement des entsprechenden Gesetzes unterworfen hat, das seit August 2014 gilt.
 
GSAM + Spee mit 30 Beratern und Portfoliomanagern
Das derzeit größte Haftungsdach für Honorarberater ist GSAM + Spee aus Düsseldorf. 30 Partner haben sich dem Unternehmen inzwischen angeschlossen, teils als vertraglich gebundene Vermittler, teils als angestellte Portfoliomanager.

Der gemessen an der Zahl der Berater in dieser Nische zweitgrößte Anbieter auf dem deutschen Markt ist der VDH, ein auf Honorarberatung spezialisierter Dienstleister aus dem fränkischen Amberg. Um ein Haftungsdach offerieren zu können, kooperiert der VDH mit dem Luxemburger Vermögensverwalter Baumann & Partners. Weil ausländische Anbieter nicht ins Honorar-Anlageberaterregister der Bafin eingetragen werden, ist das Institut dort nicht zu finden. Dennoch darf es Honorar-Anlageberatung nach dem neuen Gesetz erbringen. Derzeit haben sich diesem Haftungsdach zwölf Berater angeschlossen, die in Summe rund 30 Millionen Euro betreuen, so VDH-Geschäftsführer Dieter Rauch. "Zum Jahreswechsel werden sechs weitere Berater folgen. Die Verträge sind schon unterzeichnet", sagt er.

Im Januar geht ein neues Institut an den Start
Im Bafin-Register findet sich neben GSAM ein weiteres bekanntes Haftungsdach: die Netfonds-Tochtergesellschaft NFS aus Hamburg. Derzeit bieten acht NFS-Partner Honorar-Anlageberatung an. NFS-Geschäftsführer Christian Hammer nimmt unter den Vermittlern zwar durchaus Interesse am Thema Honorarberatung wahr. Ein großer Trend, die Geschäftsmodelle auf das neue Gesetz umzustellen, sei aber noch nicht erkennbar. Der Grund dafür ist einfach: Wer gegen Honorar beraten will, muss sich gar nicht dem neuen Gesetz unterwerfen. Die alten Regeln geben das auch her – und erlauben zugleich eine deutlich höhere Flexibilität, zum Beispiel was die Verrechnung von Honoraren mit Bestandsprovisionen anbelangt. Ein solches Vorgehen ist zwar nicht unumstritten, spart dem Kunden aber viel Geld, weil deutlich weniger Mehrwert- und Abgeltungsteuer anfällt.

Doch auch die Zahl der "echten" Honorarberater-Haftungsdächer wird steigen: Ab Januar wird die Honorarfinanz aus Karlsruhe, die eine Art Honorarberatungs-Franchise aufziehen möchte, im Bafin-Register zu finden sein (FONDS professionell ONLINE berichtete). Zum Jahreswechsel werden neun Partner als Honoraranlageberater für das Institut arbeiten, sagt Honorarfinanz-Vorstand Davor Horvat. Für das Jahr 2016 rechnet er mit fünf bis zehn weiteren Anbindungen. Auch die Quirin Bank denkt weiterhin darüber nach, ein Haftungsdach für freie Berater zu bieten. Derzeit sei die Bank auf der Suche nach einem geeigneten Pilot-Partner, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. (bm)


Eine ausführliche Version dieses Artikels finden Sie in Ausgabe 4/2015 von FONDS professionell. Angemeldete FONDS professionell KLUB-Mitglieder können den Beitrag auch hier im E-Magazin abrufen. In der Bilderstrecke oben äußern sich vier Berater, warum sie sich dazu entschlossen haben, sich einem Haftungsdach oder Vermögensverwalter anzuschließen. Sie sind Teil des Kollegennetzwerkes, das die Internetplattform Finanzkun.de betreibt.