0,0002 Prozent: Warum Buffetts Nachfolger kaum Berkshire-Anteile hält
Berkshires künftiger CEO Greg Abel ist Milliardär – doch nur ein Bruchteil seines Vermögens steckt in Berkshire-Aktien. Was heißt das für seine künftige Rolle, Vergütungsregeln und mögliche Kursänderungen im Buffett-Konzern?
Der designierte Nachfolger von Warren Buffett hat in seiner Zeit bei Berkshire Hathaway ein Privatvermögen in Milliardenhöhe aufgebaut – allerdings steckt nur ein kleiner Teil davon in den Aktien des Konglomerats, das er ab Ende 2025 führen wird.
Greg Abel, der Buffett zum Jahresende als CEO ablöst, hält aktuell Berkshire-Aktien im Wert von rund 175 Millionen US-Dollar. Das entspricht nur etwa 18 Prozent seines Nettovermögens, das der "Bloomberg Billionaires Index" auf eine Milliarde Dollar beziffert.
Der Großteil von Abels Vermögen stammt aus dem Verkauf seiner Beteiligung an Berkshire Hathaway Energy, die das Unternehmen im Jahr 2022 für 870 Millionen Dollar zurückkaufte. Abel leitete die Energiesparte von 2008 bis 2018.
Viel Verantwortung, wenig Anteil
Verglichen mit Buffetts Beteiligung am Konzern fällt Abels Anteil winzig aus: Er hält nur etwa ein Tausendstel des Wertes von Buffetts 160 Milliarden Dollar schwerem Aktienpaket. Auch im Vergleich zu anderen Top-CEOs wirkt Abels Engagement bescheiden: Tim Cooks Apple-Anteil beträgt 651 Millionen Dollar (38 % seines Vermögens), Sundar Pichais Anteil an Alphabet liegt bei 338 Millionen Dollar (33 % seines Vermögens).
Abel reagierte nicht auf eine "Bloomberg"-Anfrage um Stellungnahme.
Steht ein Kurswechsel bevor?
Berkshire-Beobachter fragen sich, ob Abel künftig Kursanpassungen vornehmen wird – etwa bei der Vergütungsstruktur, der schlanken Führungsorganisation oder der zweistufigen Aktienstruktur mit bevorzugtem Stimmrecht für A-Aktien. Abels vergleichsweise geringer Anteil könnte entsprechende Diskussionen befeuern.
Seit seiner Ernennung zum stellvertretenden Chairman im Jahr 2018 verdient Abel rund 20 Millionen Dollar jährlich – in Form von Gehalt und Boni. Wie alle Berkshire-Führungskräfte erhielt er keine Aktienoptionen. Seine Anteile kaufte er 2022 und 2023 aus eigener Tasche, nach dem Verkauf seiner Energiesparte-Beteiligung.
Buffett-Prinzipien unter Beobachtung
Warren Buffett selbst setzt seit jeher auf Symbolik statt Status: Er legt die Vergütung seiner Führungskräfte persönlich fest, erhält nur 100.000 Dollar Gehalt im Jahr – und hält weiterhin mehr als ein Drittel der A-Aktien, die 10.000-faches Stimmrecht im Vergleich zur B-Klasse besitzen.
"Als Buffett das Unternehmen leitete, stellte kaum jemand die zweigleisige Aktienstruktur in Frage, und kaum jemand stellte sein Gehalt in Frage – er war so sehr in das Unternehmen investiert", sagt Charles Elson vom Weinberg Center for Corporate Governance. "Sobald man eine neue Person hinzuzieht, die nicht der Gründer ist, beginnen die Leute Fragen zu stellen."
Aktienanteil gering – aber nicht unüblich
Abels Aktienanteil liegt bei nur 0,0002 Prozent der ausgegebenen Berkshire-Aktien beider Klassen. Doch das ist laut einer Studie des Harvard Law School Forum on Corporate Governance aus dem Jahr 2018 nicht außergewöhnlich: Über die Hälfte der CEOs im Russell-3000-Index halten weniger als ein Prozent der Aktien, nur 3,6 Prozent besitzen mehr als 25 Prozent.
Abel könnte auch von Berkshires Aktionären und Verwaltungsrat verschont bleiben – warum schließlich eine Vergütungsstruktur ändern, die seit Jahrzehnten konstant hervorragende Renditen liefert?
"Warum sollten sie jetzt, nur weil Warren geht, versuchen, sich in eine Vergütungsstruktur zu zwängen, die für andere Unternehmen wohl nicht so gut funktioniert?", meint Dan Walter, Vergütungsberater bei Alliant Human Capital. "Wenn ihre Aktionäre hohe Renditen erzielen, interessiert es sie fast nie, wie viel die Leute, die diese Renditen erwirtschaften, verdienen." (mb/Bloomberg)