Acatis-Value-Event-Manager: "Wir sehen immer mehr Tage mit Zuflüssen"
Ein Jahr ist es her, dass Acatis der Investmentboutique Gané das Mandat für die "Value Event"-Strategie entzog. Der neue Manager Johannes Hesche verrät FONDS professionell ONLINE, was sich seither im Portfolio getan hat – und ob er seine Investments mit denen des neuen Gané-Fonds vergleicht.
Ein Jahr nach der Trennung von Gané sieht sich das neue Management des Acatis Value Event Fonds auf Kurs. "Der Fonds hat das gebracht, was er bringen sollte: eine ansehnliche Rendite bei äußerst niedriger Volatilität", sagt Johannes Hesche auf die Frage von FONDS professionell ONLINE, welches Fazit er ein Jahr nach Übernahme der Portfolioverantwortung mit Blick auf die Performance zieht. Die Volatilität per Ende 2024 beziffert er auf 3,8 Prozent, die Sharpe-Ratio von Ende Januar 2024 bis Ende Januar 2025 auf 1,1. "Ein schönes Ergebnis für unsere Anleger, wie ich finde", so Hesche. Ein entsprechendes Feedback würden auch die Kunden geben.
Zur Erinnerung: Am 12. Februar 2024 hatte Acatis überraschend mitgeteilt, die Zusammenarbeit mit der Investmentboutique Gané zu beenden, was in der Branche für hitzige Diskussionen sorgte. Die Gané-Gründer Uwe Rathausky und Henrik Muhle hatten den 2008 aufgelegten Fonds bis dato sehr erfolgreich gesteuert und zu einem Topseller anwachsen lassen – zum Zeitpunkt der Trennung lagen rund acht Milliarden Euro im Fonds.
Rathausky und Muhle sahen sich um die Früchte ihrer Arbeit gebracht. Sie führten ihre Anlagestrategie in einem anderen Fonds fort und konnten viele Anleger davon überzeugen, ihnen zu folgen: Ihr Gané Value Event Fund verwaltet mittlerweile 980 Millionen Euro. Bei Acatis übernahm seinerzeit Hesche, der Leiter des qualitativen Portfoliomanagements, die Verantwortung für den Fonds. Im Januar erhielt er Verstärkung durch Tobias Engl, der seither als Co-Manager des Fonds fungiert.
"Im Januar hielten sich die Zu- und Abflüsse die Waage"
Hesche räumt ein, dass kurz nach der Trennung viel Geld aus dem Fonds abgezogen wurde. "In Einzelfällen sogar, ohne das Gespräch mit uns zu suchen, was stark darauf hindeutet, dass hier vor allem Dachfondsmanager aufgrund ihrer Vorgaben im Falle eines Beraterwechsels verkauft haben", sagt er. Aktuell liegt das verwaltete Vermögen bei 6,6 Milliarden Euro. "Stand heute sehen wir immer mehr Tage mit Zuflüssen, im Januar hielten sich die Zu- und Abflüsse in den Acatis Value Event Fonds die Waage", berichtet Hesche. "Damit sind wir da angekommen, wo sich das Gros der Mischfonds in den vergangenen Monaten bewegt hat." Der Investmentstatistik des Branchenverbands BVI zufolge zogen Anleger aus Deutschland im Jahr 2024 unter dem Strich fast zwei Milliarden Euro aus Acatis-Publikumsfonds ab.
Wird er von Investoren immer noch auf den abrupten Managerwechsel angesprochen? "In den Gesprächen mit uns als Portfoliomanager ist das kein Thema mehr", versichert Hesche. Der Schwerpunkt liege wieder auf den Investments. "Es geht darum, wo wir Chancen sehen, was unser Fokus für die nächsten Jahre ist und wie wir gedenken, Geld zu verdienen. Gerade auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim hatten wir hierzu viele spannende Gespräche."
"Herausragendes Geschäftsmodell"
Hesche krempelte das Portfolio nicht komplett um, nahm aber doch bedeutsame Änderungen vor. "Auf der Aktienseite haben wir peinlich genau darauf geachtet, nur absolute Marktführer zu kaufen und Firmen mit herausragendem Geschäftsmodell", sagt er. Als Beispiel nennt er den Zahlungsdienstleister Visa. "Das Unternehmen ist Marktführer in einem wachsenden Markt, erwirtschaftet eine hervorragende Kapitalrendite und bekommt aufgrund der äußerst stabilen Bilanz absolute Bestnoten von allen großen Kreditratingagenturen", betont Hesche. Mit einer Gewichtung von über vier Prozent des Fondsvolumens ist die Aktie mittlerweile die zweitgrößte Position hinter Berkshire Hathaway. "Aufgestockt haben wir die Aktie, als es kurzfristig Turbulenzen wegen einer Klage des US-Justizministeriums gab", berichtet Hesche. "Der Kurs hat sich danach wieder zügig erholt."
Der "Event"-Komponente sei das Acatis-Team beispielsweise über die Privatisierung des Kosmetikkonzerns L'Occitane treu geblieben. "Hier konnten wir für den Fonds einen wirklich guten Preis ausverhandeln und auch eine attraktive risikoadjustierte Rendite vereinnahmen", so der Fondsmanager.
"Verstärkt am Markt für Neuemissionen unterwegs"
Insgesamt habe der Vermögensverwalter im Acatis Value Event Fonds in den vergangenen zwölf Monaten drei Aktien vollständig verkauft und sechs Titel neu ins Portfolio aufgenommen. Noch mehr getan habe sich auf der Fixed-Income-Seite. "Wir sind dank des großen Netzwerks von Tobias Engl jetzt verstärkt am Markt für Neuemissionen unterwegs und konnten dort schon das eine oder andere attraktive Investment finden", sagt Hesche. Als Beispiel nennt er eine Anleihe der Immobiliengesellschaft LEG. Dank Engls Expertise habe sich auch das investierbare Universum erweitert: "Jetzt rücken auch privat gehaltene Firmen, die Anleihen begeben, mit in den Fokus", so der Acatis-Manager.
Die Aufgaben der beiden Manager seien keinesfalls strikt getrennt. "Es gibt kein Gezerre darum, ob wir mehr in Anleihen oder Aktien investieren", betont Hesche. "Wir legen da an, wo wir im Risiko-Rendite-Verhältnis die attraktivsten Investitionen finden. Damit sind sowohl Tobias Engl als auch ich für das gesamte Portfolio verantwortlich und haben es im Blick."
Die beiden Value-Event-Fonds unterscheiden sich mittlerweile deutlich
Einen Vergleich zum Gané Value Event Fund ziehen Hesche und Engl eigenen Angaben zufolge nicht. "Unsere Verpflichtung und unser Fokus liegen auf unseren Investmentideen, die dem Fonds eine attraktive risikoadjustierte Rendite bringen sollen", so Hesche. Am Ende sei wichtig, Geld für die Anleger zu verdienen und nicht, welche Wertpapiere Mitbewerber in ihren Portfolios halten.
Dabei ist es durchaus interessant, ein Blick auf die beiden Value-Event-Portfolios zu werfen. Die Angaben auf den jüngsten Factsheets verraten nämlich, dass sich die beiden Strategien mittlerweile deutlich unterscheiden: Hesche und Engl hatten zuletzt bloß rund die Hälfte des Fondsvolumens in Aktien investiert, Rathausky und Muhle etwa zwei Drittel. In den Top-Ten-Aktienpositionen tauchen nur vier Titel in beiden Portfolios auf (Alphabet, Berkshire Hathaway, Microsoft und Prosus), und auch das in unterschiedlicher Rangfolge. (bm)