Während einer Telefonkonferenz erklärte Andrea Orcel, Vorstandsvorsitzender der Unicredit, dass die geplante Übernahme des italienischen Wettbewerbers Banco BPM "die Notwendigkeit, auf der anderen Seite abzuschließen", verringere – eine klare Anspielung auf die Commerzbank. In einem separaten Gespräch mit Medienvertretern bestätigte er, dass die Chancen auf einen Deal mit der deutschen Bank gesunken seien.

Die Ankündigung eines zehn Milliarden Euro schweren Übernahmeangebots für Banco BPM führte am Montag (25.11.) zu einem Kursrückgang der Commerzbank-Aktie. Anleger bewerteten die Wahrscheinlichkeit eines umfassenden Angebots für die Frankfurter Bank neu.

Politische Unsicherheiten
Noch im September hatte Unicredit eine größere Beteiligung an der Commerzbank bekannt gegeben. Orcel hatte damals offen eine mögliche Übernahme in Erwägung gezogen. Dieser Vorstoß hatte in Berlin jedoch scharfe Reaktionen ausgelöst, insbesondere angesichts der politischen Unsicherheiten in Deutschland, verstärkt durch die Entscheidung des Bundeskanzlers, vorgezogene Neuwahlen anzustreben.

In einem Linkedin-Beitrag stellte Orcel klar, dass das Banco-BPM-Angebot keine Auswirkungen auf bestehende Investitionen in die Commerzbank habe: "Weitere Fortschritte in dieser Angelegenheit werden einige Zeit in Anspruch nehmen, da wir den Wahlprozess in Deutschland respektieren."

Genügend Spielraum
Bankanalysten wie Philip Richards und Uzair Kundi von "Bloomberg Intelligence" kommentierten, dass der geplante Deal mit Banco BPM die Bemühungen von Unicredit um die Commerzbank verzögern könnte. Sie wiesen jedoch darauf hin, dass das Angebot, da es ausschließlich auf Aktien basiert, Unicredit weiterhin genügend Spielraum lasse, um die deutsche Bank ins Visier zu nehmen. (mb/Bloomberg)