Allianz-Chef Bäte: "Stärker in die Anlageberatung gehen"
Oliver Bäte äußert sich in einem Gespräch mit dem "Handelsblatt" unter anderem zur Zukunft der Fondstochter Allianz Global Investors. Neben der Fusion mit einem anderen Asset Manager sieht der Allianz-Chef Alternativen – etwa einen größeren Teil der Wertschöpfungskette zu erschließen.
Allianz-Vorstandschef Oliver Bäte hat sich direkt am Anfang des neuen Jahres in einem Interview mit dem "Handelsblatt" zu einigen wichtigen Themen für den Versicherungskonzern geäußert. Im Gegensatz zu vielen anderen Managern sieht Bäte Deutschland als guten Standort für Investments, wenngleich er einige Kritik übt, etwa am hohen Krankenstand. Auch zur Zukunft des konzerneigenen Asset Managers Allianz Global Investors (AGI) nahm Bäte Stellung. Gespräche über ein Zusammengehen mit dem französischen Fondsriesen Amundi waren Anfang Dezember auf Eis gelegt worden.
Zu dem Amundi-Deal sagte Bäte zwar nichts weiter, er betonte im Gespräch mit der Wirtschaftszeitung aber erneut, dass die Allianz im Asset Management wachsen und die Gebühreneinnahmen organisch steigern wolle. Daher sei man grundsätzlich "offen für strategische Partnerschaften, wenn sie Wert schaffen und es eine strategische und kulturelle Übereinstimmung gibt". Als Alternative zu einer Fusion von AGI nennt er die Anwerbung von Teams anderer Gesellschaften, um in Anlageklassen wie Private Markets zu wachsen.
Ausbau des Online-Vertriebes?
Aufhorchen lassen aber andere Aussagen des Allianz-Chefs zur AGI: "Eine weitere Möglichkeit ist, einen größeren Teil der Wertschöpfungskette zu erschließen, beispielsweise stärker in die Anlageberatung zu gehen. Um auf den Kostendruck zu reagieren, kann man entweder voll auf Größe setzen oder das Portfolio gezielt umbauen und erweitern", so Bäte gegenüber dem "Handelsblatt". Was er im Detail meint, bleibt offen. Er könnte darauf abzielen, den Vertrieb von AGI-Fonds über Allianz-Vermittler zu verstärken oder Online-Kanäle auszubauen. Auch die vermehrte Ansprache institutioneller Anleger wäre eine Möglichkeit.
Deutlicher wird Bäte bei anderen Themen. So beurteilt er Investments in Deutschland als sehr gut, da man in der Gruppe der sieben größten Industriestaaten das einzige Land mit der höchsten Bonität sei. "Der Euro ist vielleicht keine Reservewährung wie der Dollar, aber wenn es um die Frage geht, wo Anleger ihr Geld sicher parken können, sind wir in einer guten Position. Für viele Investoren ist Deutschland ein Sicherheitsanker", zitiert das "Handelsblatt" Bäte.
Karenztage wieder einführen
Das sich ändernde globale Wettbewerbsumfeld, in dessen Zuge Deutschland als Exportnation nicht mehr wie Jahrzehnte zuvor von der Globalisierung profitiert, ist für den Allianz-CEO eine der großen Herausforderungen. Die andere sei, dass das Sozialsystem wegen der Alterung der Gesellschaft an seine Grenzen stößt. Unter anderem sei Deutschland Weltmeister bei den Krankmeldungen. "Das erhöht die Kosten im System. Wir müssen uns überlegen, wie wir damit umgehen, und es sozial gerecht gestalten." Angestellte in Deutschland seien im Schnitt 20 Tage pro Jahr krank, der EU-Schnitt liege bei acht Krankheitstagen. Deshalb plädiert Bäte dafür, den sogenannten Karenztag bei Krankmeldungen wieder einzuführen, der in den 1970er-Jahren abgeschafft wurde. Damit müssten Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen. (jb)