Die Milliarden-Abschreibungen deutscher Sparkassen und Genossenschaftsbanken auf Eigenanlagen gehen nicht nur auf die schnelle Zinswende zurück. Zum Teil sind auch Wertpapiere russischer Emittenten dafür verantwortlich, die wegen schlechterer Bonität an Wert verloren hatten. Darauf hat die Finanzaufsicht Bafin am Dienstag (9.5.) hingewiesen, wie die Nachrichtenagentur "Bloomberg“ berichtet.

"Der hohe Abschreibungsbedarf auf festverzinsliche Eigenanlagen war größtenteils auf das stark gestiegene Marktzinsniveau, in einigen wenigen Fällen auch auf die verschlechterte Bonität insbesondere russischer Emittenten zurückzuführen", erklärte die Behörde. Sparkassen und Genossenschaftsbanken hatten in den vergangenen Monaten immer wieder betont, die Abschreibungen seien zinsinduziert. Es handle sich dabei nur um temporäre Verluste, da die Institute die Papiere bis zur Endfälligkeit halten würden.

Keine Gefahr einer systemischen Krise
Bafin-Chef Mark Branson zufolge hatten die kleinen Institute ausreichend hohe Reserven oder Kapitalpolster, um die Abschreibungen in 2022 auffangen zu können. Nun könnte es schwieriger werden. "Eine Handvoll kleiner Institute mit geringen Reserven und Kapitalpuffern und aktuell hohen Zinsänderungsrisiken begleiten wir besonders eng", sagte Branson vor Journalisten in Frankfurt. Bisher sehe die Bafin hier aber keine Gefahr einer systemischen Krise.

Bei den deutschen Sparkassen hatten sich die Berichtigungen auf Wertpapiere eigenen Angaben zufolge auf 7,9 Milliarden Euro im vergangenen Jahr belaufen. Die Genossenschaftsbanken sprachen ihrerseits von etwa 5,8 Milliarden Euro an Abschreibungen. Branson erklärte, die Bafin habe bislang keine Fälle beobachtet, in denen Banken einige Wertpapiere notverkaufen mussten, um Liquiditätslücken zu füllen.

Konkurrenzdruck und Fachkräftemangel
Dem Jahresbericht der Bafin zufolge waren 2022 auch der enorme Konkurrenzdruck im Bankensektor und die veränderten Wettbewerbsbedingungen durch die Digitalisierung für die Sparkassen und Genossenschaftsbanken herausfordernd. Zudem würden insbesondere kleinere Institute zunehmend unter Fachkräftemangel leiden.

Branson forderte auch Änderungen bei der regulatorischen Behandlung von Einlagen. Diese seien inzwischen weniger stabil als in der Vergangenheit, weswegen Liquiditäts- und Kapitalregeln angepasst werden sollten, so der Bafin-Präsident. (am/Bloomberg)