Hypoport hat wegen der Flaute bei Baukrediten seine Gewinnziele für das laufende Jahr ausgesetzt. Die derzeitige Jahresprognose wird deutlich verfehlt werden, schreibt der börsennotierte Finanzdienstleister, der einer der größten Akteure im Bereich Immobilienfinanzierungen ist, in einer Mitteilung vom Donnerstagabend. Als Reaktion brach der Börsenkurs am Freitagvormittag um mehr als 35 Prozent ein (siehe Grafik). Der Grund für die Ankündigung ist, dass es für den Vorstand nicht prognostizierbar sei, ob Verbraucher ihre Zurückhaltung bei Immobiliendarlehen bereits im weiteren Jahresverlauf beenden werden. 

"Das zweite Halbjahr zeigt bisher eine sehr schwache Nachfrage in der privaten und institutionellen Immobilienfinanzierung sowie im Corporate-Finance-Geschäft", teilt der Konzern weiter mit. "Trotz einer deutlichen Ausweitung des Immobilienangebots und leichter Preisrückgänge halten die Verbraucher sich in dem Hypoport-Hauptmarkt der privaten Immobilienfinanzierung wegen der Kombination aus sprunghaftem Zinsanstieg, extremer Inflation und Rezessionsängsten sowie Hoffnung auf stärker fallende Immobilienpreise mit Transaktionen zurück."

Viele Töchter
Zu den Tochterunternehmen von Hypoport gehört unter anderem die Kreditplattform Europace, über die Immobiliendienstleister Finanzierungskonditionen von mehreren Hundert Banken vergleichen können. Darüber hinaus ist die im S-Dax gelistete Gesellschaft mit der Dr.-Klein-Gruppe selbst einer der großen privaten Wohnimmobilienfinanzierer und bedient zudem über den Maklerpool Qualitypool auch freie Immobilienfinanzierer. 

Damit ist Hypoport in einer Branche tätig, die im Moment sehr unter der wirtschaftlichen Lage leidet. Die Bauzinsen stiegen schon seit Jahresbeginn im Vorgriff auf die Zinswende an, mit der die Europäische Zentralbank auf die hohe Inflation reagierte. Langfristige Darlehen sind nur noch zu Zinsen oberhalb von drei Prozent jährlich zu bekommen. Zudem sind die Kosten für Bauvorhaben nach oben geschossen. Hinzu kommt die hohe Inflation, die Verbraucher massiv belastet. Daher brach die Nachfrage nach Immobilien im zweiten Quartal ein, ebenso wie die Nachfrage nach Wohnbaudarlehen. (jb)