"Beim Thema ESG kann man viel bewegen"
Petra Pflaum ist seit 2017 Chefanlagestrategin für nachhaltiges Investieren der DWS und Mitglied der DWS-Investment-Geschäftsführung. Auf einer Taunus-Wanderung mit FONDS professionell berichtet sie von den Stationen ihrer Karriere.
Leise surrend rollt das Auto heran, stoppt auf dem Parkplatz vor dem Freibad in Kelkheim bei Frankfurt. Noch einen Moment, dann öffnet sich die Tür. Lange, dunkle Haare, Jeans, blaue Jacke und pinkfarbener Schal, so steigt sie aus: Petra Pflaum, seit 2017 "CIO for Responsible Investments bei der DWS", so ihr offizieller Titel. "Ich habe ein neues E-Auto, und ich bin ganz stolz darauf", berichtet Pflaum, deren englischer Jobtitel am ehesten mit "Chefanlagestrategin für nachhaltiges Investieren" zu übersetzen ist. Wie wäre es mit einem Foto der DWS-Nachhaltigkeitschefin vor ihrem Elektroauto? "Nein", sagt Petra Pflaum. Sie möchte keine Schleichwerbung machen, erklärt sie.
"Wir können da drüben direkt in den Wald gehen", schlägt Pflaum vor. Der Boden ist matschig, der Weg durch den Wald führt steil auf einen Taunus-Hügel hinauf. Pflaum macht das nichts aus, sie hat Sportsgeist. "In meiner Jugend war ich Leistungsschwimmerin und habe viel Tennis gespielt", erzählt sie. Und bereits zu dieser Zeit interessierte sie sich für wirtschaftliche Zusammenhänge.
Klarer Karrieresprung 2017
Heute ist Pflaum bei der DWS nicht nur CIO for Responsible Investments, sie gehört sie auch der Geschäftsführung der DWS Investment GmbH an. Seit 2017 bekleidet sie beide Positionen. Klar, die Tätigkeit in der Geschäftsführung bedeutet zusätzliche Arbeit. "Aber das Schöne ist, dass es in der Geschäftsführung um Themen geht, die die gesamte Gesellschaft betreffen", findet sie. Das habe für sie eine extrem steile Lernkurve bedeutet.
Lernen ist ein Wort, das Pflaum häufig verwendet. Kenntnisse und Fähigkeiten stetig zu erweitern ist ihr wichtig. "Sie ist extrem gründlich, arbeitet akribisch", sagt ein Kollege über sie. Nichts würde sie beruflich in Angriff nehmen, wenn sie es nicht von der Pike auf gelernt hätte. "Der Aktienmarkt hat mich schon früh interessiert, und es war schnell mein Ziel, Fondsmanagerin zu werden", erklärt Pflaum. "Aber mein Credo lautete immer: 'Ich lerne erst einmal, wie Bankgeschäft und Research funktionieren, bevor ich Kundengelder investiere."
Verständnis für die Arbeit der Kollegen
Das hat sich gelohnt. 1999 kommt Pflaum zur DWS, ist dort bis 2014 sowohl im Research als auch als Fondsmanagerin tätig. Seit 2017 leitet sie als Nachhaltigkeitschefin vier Teams. "In der Zusammenarbeit mit den Analysten und Portfoliomanagern kommt es mir sehr zugute, dass ich selbst so lang in diesen Bereichen tätig war." So hat sie ein Einfühlunsvermögen für die Arbeit der Kollegen bekommen. "Wenn jemand in Sachen ESG mal nicht so mitziehen will, ist es einfacher, Argumente zu finden, wenn man die Tätigkeit gut kennt, als wenn man noch nie einen Fonds gemanagt hat."
Der Parkplatz vor dem Freibad ist nach 8,7 Kilometern wieder erreicht, es ist Freitag, und die Uhr zeigt 11.40 Uhr. Wochenende? Pflaum lacht. "Für mich ist es noch nicht so weit, aber das ist okay", sagt sie. Vermisst es die gründliche, akribische Ex-Fondsmanagerin und ehemalige Analystin eigentlich, das, worauf sie so viele Jahre hingearbeitet hat, heute nicht mehr zu tun? "Ich fand es immer toll, Entscheidungen treffen und etwas bewegen zu können", erklärt Pflaum. "Und ich glaube, beim Thema ESG kann man sehr viel bewegen." Dann steigt sie in ihr E-Auto und surrt vom Parkplatz. (am)
Das vollständige Portrait finden Sie in der aktuellen Heftausgabe 1/2021 von FONDS professionell, die Ende März erschienen ist, ab Seite 152. Angemeldete Nutzer können den Artikel auch hier im E-Magazin lesen.