Viele Personen, die eine Betriebsrente abgeschlossen haben, werden weniger Geld bekommen als ihnen ursprünglich in Aussicht gestellt worden war. Der Grund liegt auf der Hand: Die Pensionskassen haben seit 2014 schrittweise den Verrentungsfaktor gesenkt. Dieser gibt vor, wie hoch die gezahlte Rente aus dem angesparten und erwirtschafteten Kapital ist. Das geht aus einer Antwort der Regierung auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion Die Grünen hervor.

Im Detail haben die Kassen in den vergangenen zehn Jahren in 27 Fällen ihre Versicherten gebeten, für künftige Beiträge einen geringeren Rentenfaktor anzusetzen. In den sechs Jahren von 2007 bis 2013 waren es zehn Fälle gewesen, in den vier darauffolgenden Jahren aber siebzehn."Die Pensionskassen haben mit dem Niedrigzins und der Langlebigkeit zu kämpfen", zitiert die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) Ralf Filipp, Fachmann für Pensionskassen des Beratungsunternehmens Mercer. Pensionskassen wie Lebensversicherer basieren die Berechnungen für das Kapital, aus dem sie die Renten finanzieren, zum einen auf der Lebenserwartung. Soll heißen, je länger eine Person lebt, desto mehr Geld muss angespart werden, um ihre Rente zu zahlen – oder die Rente muss gekürzt werden, wenn nicht mehr genügend da ist.

Dieser Faktor konnte aber lange Zeit durch die Zinsen ausgeglichen werden, die ohnehin wichtiger für die Kalkulation der Renten und des Rentenfaktors sind (lesen Sie dazu auch den Artikel "Stirb langsam" in der Ausgabe 1/2018 von FONDS professionell, die in den kommenden Tagen erscheint). Die Minizinsen erschweren dieses Kalkül aber sehr. 

Große und kleine Einrichtungen betroffen
Der FAZ zufolge sind unter den 22 Pensionskassen, die ihren Verrentungsfaktor unter Zustimmung der Mehrheit ihrer Versicherten geändert haben, Einrichtungen aller Größen. Der BVV, die Pensionskasse der deutschen Banken, ist mit einer Bilanzsumme von 27 Milliarden Euro und rund 350.000 Versicherten die größte deutsche Pensionskasse und hat die Senkung der Verzinsung schon Mitte 2016 angekündigt.  Auch die Neue Leben Pensionskasse und die HDI Pensionskasse finden sich unter den 25 größten. Dagegen fallen die Pensionskasse der Lotsenbrüderschaft Elbe mit 13.600 Anspruchsberechtigten oder die Versorgungskasse des Verlags M. Dumont Schauberg mit 1.100 Anwärtern deutlich weniger öffentlich auf. .

Im Durchschnitt haben die Pensionskassen ihren Kalkulationszins um rund 1,2 Prozentpunkte auf zwei Prozent gesenkt, wie die Zeitung weiter schreibt. Dieser Zinssatz bezieht sich auf künftige Beiträge. Für Anwärter, die noch nicht allzu lange Ansprüche sammeln, ist das gleichbedeutend mit einer erheblichen Kürzung. Personen mit älteren Verträgen sind weniger bis kaum betroffen.

Genauere Angaben gibt es im Übrigen nicht: Die Verrentungsfaktoren sind Betriebsgeheimnisse, beschied die Regierung den Grünen. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass Arbeitgeber zu einer Kasse mit höheren Rentenfaktor wechseln. (jb)