In der deutschen Bankenbranche zeigen die Grundgehälter derzeit eine klare Aufwärtstendenz. Das erklärte Gerrit Bouckaert, CEO Recruitment beim Personaldienstleister Robert Walters, im Gespräch mit "Bloomberg News".

"In Deutschland beobachten wir im Bankensektor in diesem Jahr im Schnitt einen Anstieg der Gehälter zwischen fünf und 15 Prozent im Vergleich zu 2024 – bezogen auf Neueinstellungen", sagte Bouckaert.

Fachkräfte dringend gesucht
Ein Grund für den Gehaltssprung: Der Mangel an geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern. "In Europa und in Deutschland gibt es in der Bankenbranche einen Fachkräftemangel", so Bouckaert. Besonders gesucht würden Expertinnen und Experten in den Bereichen Regulatorik, Risikomanagement, künstliche Intelligenz und Sustainable Finance.

Auch die Berliner Index Gruppe bestätigt diesen Trend: Im ersten Quartal 2025 verzeichnete sie mehr als 42.000 öffentlich ausgeschriebene Stellen bei Banken und Fintechs – ein Plus von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Banken verlieren Glanz bei jungen Talenten
Der Mangel an Nachwuchs sei nicht nur demografisch bedingt. "Banken haben bei jungen Deutschen etwas an Glanz verloren, auch wenn die Branche einen soliden Karriereweg verspricht", sagte Bouckaert. Viele Absolventen zögen Tech-Unternehmen und Start-ups vor, die mit mehr Flexibilität und einem attraktiveren Image werben.

Ein zusätzliches Hindernis: das Stigma der geringen Flexibilität bei Arbeitszeit und -ort.

Homeoffice ist Entscheidungskriterium für Bewerber
Gerade für junge Bewerber ist das Angebot von Homeoffice entscheidend. "Homeoffice nimmt bei ihnen einen großen Teil im Entscheidungsprozess ein", sagte Bouckaert. Dabei sei die Realität oft besser als ihr Ruf. Viele Banken, darunter die Helaba oder Dekabank, bieten großzügige Remote-Regelungen.

Das Ifo-Institut bestätigte dies: Beschäftigte in der deutschen Finanzbranche arbeiten im Durchschnitt zwei Tage pro Woche im Homeoffice – damit liegt die Branche im internationalen Spitzenfeld.

Bonuszahlungen spielen untergeordnete Rolle
Im internationalen Vergleich fällt ein weiterer Unterschied auf: Bonuszahlungen sind in der deutschen Bankenwelt eher zurückhaltend. "Sie liegen im Schnitt bei etwa zehn bis 15 Prozent des Festgehalts", erklärte Bouckaert. In Ländern wie Großbritannien sei der variable Anteil deutlich höher und spiele eine größere Rolle in der Gesamtvergütung. (mb/Bloomberg)