BIT-Capital-Gründer Jan Beckers: "Wir arbeiten an zwei Kryptofonds"
Jan Beckers wurde als Start-up-Gründer bekannt – und schreibt nun mit seiner Investmentboutique BIT Capital eine erstaunliche Erfolgsgeschichte. Bei einem Spaziergang mit FONDS professionell durch Berlin-Mitte erzählt er, was ihn antreibt und was er plant.
Jan Beckers hat sich als erfolgreicher Firmengründer einen Namen gemacht. Mehr als 25 Start-ups hat der heute 38-Jährige auf die Beine gestellt. 2017 hob er mit der Investmentboutique BIT Capital seine vorerst letzte Firma aus der Taufe. Drei Aktienfonds hat Beckers seitdem an den Markt gebracht.
Dem 2018 aufgelegten BIT Global Internet Leaders, der sich an institutionelle Investoren richtet, folgte im Januar 2019 der Ableger BIT Global Internet Leaders 30. Dieser steht auch Privatanlegern offen. Mit 50 Millionen Euro ging der Fonds an den Start. Heute bringt er mehr als 800 Millionen Euro auf die Waage. Eine Rendite von über 440 Prozent hat er seinen Anlegern seit der Auflage beschert. Auch die beiden weiteren Sondervermögen aus dem Hause BIT Capital laufen hervorragend. Insgesamt verwaltet BIT Capital über 1,6 Milliarden Euro. Bei einem Spaziergang mit FONDS professionell durch Berlin-Mitte erzählt Beckers von seiner außergewöhnlichen Erfolgsgeschichte.
Herr Beckers, Sie haben seit 2009 in Berlin über 25 Start-ups gegründet. Ihrem Inkubator, der Hitfox Group, zu der die Fintech-Schmiede Finleap gehört, entstammen etwa die Solarisbank und der digitale Versicherungsmakler Clark. Dann haben Sie sich 2018 plötzlich vom Chefposten bei der Hitfox Group zurückgezogen, um Fonds zu managen. Wie kam es zu dieser überraschenden Entscheidung?
Jan Beckers: So überraschend war das für mein Umfeld nicht. Ich habe neben den Firmengründungen schon immer auch investiert. So bin ich etwa in der ersten Finanzierungsrunde bei Delivery Hero eingestiegen, habe bereits Pre-IPO Anteile an Facebook und LinkedIn erworben. Eine kanadische Digitalplattform für Rechtsanwälte, an der ich mich beteiligt habe, als die Bewertung bei knapp einer Million US-Dollar lag, ist heute mehr als eine Milliarde wert. Investieren ist meine größte Passion, und mein Track Record war immer sehr gut, besser als der der allermeisten klassischen Asset Manager. Deswegen wollte ich auch andere mit auf diese Reise nehmen.
Ihre Reise als Start-up-Polierer hat schon früh begonnen. Bereits im Studium haben Sie Ihre ersten beiden Unternehmen gegründet.
Beckers: Das stimmt. Ich habe mich schon als Jugendlicher sehr für Wirtschaft interessiert und mich intensiv mit ökonomischen Themen beschäftigt. Mehr noch als die Theorie reizte mich die Anwendung des Erlernten. So gründete ich neben meinem BWL-Studium in Münster mein erstes Unternehmen und wurde der führende Partyveranstalter der Stadt. Um mir einen strategischen Vorteil zu verschaffen, habe ich zuerst das Eventportal Studenta.de gegründet, dort über alle Partys in der Stadt informiert, Termine und Fotos ins Netz gestellt. Das hat gut funktioniert. So begann ich selbst Veranstaltungen zu organisieren und wurde noch während meines Studiums tatsächlich der erste Partyveranstalter am Platz.
Nach dem erfolgreichen Studienabschluss in Münster folgte in Berlin dann eine Firmengründung nach der anderen. Was reizte Sie daran, immer wieder neue Start-ups auf die Beine zu stellen?
Beckers: Ein Unternehmen von der ersten Idee über die Realisierung zu begleiten und daran zu arbeiten, dass das Team, die Unternehmenskultur, die Prozesse und Produkte funktionieren. Das ist eine schöpferische Tätigkeit.
Ihr Fonds für institutionelle Investoren hat seit seiner Auflage eine Nettorendite von rund 720 Prozent erzielt. Gut 440 Prozent kann der BIT Global Internet Leaders 30 vorweisen. Auch die beiden jüngeren Vehikel, der BIT Global Leaders, der jenseits der klassischen Internetwerte in Zukunftsunternehmen investiert, und BIT Global Fintech Leaders, laufen hervorragend. Können Sie bitte Ihren Investmentansatz erklären?
Beckers: BIT Capital zählt inzwischen über 30 Mitarbeiter, davon ist der Großteil im Investment- oder Engineering-Team tätig. Unser Investmentansatz ist vereinfacht gesagt eine Kombination aus Fundamentalanalyse und Unternehmerblick. Wir kommen aus dem Value-Investing, haben diesen Ansatz aber stark erweitert um Technologieverständnis und der Analyse von Daten – auch aus alternativen Quellen. So haben wir auf der einen Seite einen klassischen Finanzanalysten-Blick, auf der anderen Seite unseren Blick als Unternehmer mit einem tiefgreifenden Branchen- und Geschäftsmodellverständnis. In Kombination mit einer fortlaufenden Datenanalyse ist das gerade in dynamischen Märkten sehr von Nutzen.
Planen Sie weitere Fonds?
Beckers: Ja, viele unserer Anleger haben erklärt, sie würden gern von unserer Erfahrung profitieren und mit BIT Capital in Kryptowährungen investieren. Daher arbeiten wir an zwei Kryptofonds, einem für institutionelle Investoren und einem für Privatanleger.
Haben Sie eigentlich ein bestimmtes Erfolgsrezept?
Beckers: Ich glaube, ein großer Teil davon ist die Tatsache, dass ich schon früh angefangen habe, mich für die Zukunft zu interessieren, zu erforschen, was passieren wird. Sowohl beim Gründen von Unternehmen als auch beim Investieren geht es zunächst auch darum, frühzeitig die richtigen Fragen zu stellen: Wohin entwickelt sich die Technologie? Wohin entwickeln sich die Märkte? Was wird Erfolg haben? Für die richtigen Antworten braucht es Instinkt und eine tiefgreifende Datenanalyse. Und darin sind ich und mein Team eben sehr gut.
Vielen Dank für das Gespräch. (am)
Ein Portrait von Jan Beckers finden Sie in der neuen Heftausgabe 3/2021 von FONDS professionell ab Seite 136. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.