"Wir haben rund 110.000 aktive Kunden. Deren aktuelle Nachfragen deuten darauf hin, dass gleich zu Beginn im Sommer einige Hundert den Kryptohandel über unsere App ausprobieren werden", sagte Ralf Kölbach, Vorstandssprecher der Westerwald Bank, gegenüber "Bloomberg News". "Ich kann mir vorstellen, dass wir mittelfristig hier in den Bereich von 10.000 Kunden kommen werden."

"Es geht auch darum, künftige Kunden früh zu binden"
Kölbach bezeichnete die Nachfrage als "signifikant". Viele Kunden aus dem Private Banking und Unternehmenskunden würden das Institut aktiv auf den Kryptohandel ansprechen. "Und gerade auch die junge Generation erwartet von uns, dass wir so etwas anbieten", erklärte Kölbach. "Es geht auch darum, künftige Kunden früh zu binden."

Der genossenschaftliche Bankensektor in Deutschland arbeitet seit zwei Jahren an einer Lösung, mit der die rund 700 Primärbanken ihren Retailkunden den Handel von Kryptowährungen ermöglichen können. Hinter der Lösung stehen die genossenschaftliche Zentralbank DZ Bank, der IT-Dienstleister Atruvia und die Börse Stuttgart. Ende vergangenen Jahres begann ein Pilotversuch mit sechs Primärbanken, eine davon die Westerwald Bank.

Während die Genossenschaftsbanken also kurz vor dem Start des Kryptohandels stehen, tun sich die Sparkassen weiter schwer bei dem Thema. Vor zweieinhalb Jahren hatten Gremien der Bankengruppe die Empfehlung ausgegeben, Kunden keinen Handel von Bitcoin & Co. anzubieten. Zuletzt gab es aber Anzeichen, dass auch im Sparkassensektor das Interesse steigt. So erklärte etwa die LBBW, sie erwäge ein Angebot für Privatkunden.

"Produkt für Selbstentscheider"
Hinter der Zurückhaltung der Sparkassen dürften nicht zuletzt Sorgen um die Reputation stehen, falls Kryptowährungen einbrechen. Solche Befürchtungen teilt Kölbach nicht. "Wir werden klar kommunizieren, dass es sich um ein Produkt für Selbstentscheider handelt und Kunden das Risiko selbst verantworten müssen", sagte er. Eine Beratung durch die Bank werde es nicht geben.

"Kryptowährungen sind eine spekulative Assetklasse, die zeitweise hohen Volatilitäten unterliegt", so Kölbach. Zugleich könne er sich aber vorstellen, dass Kryptowährungen sich weiter etablieren. Vieles werde davon abhängen, wie kryptofreundlich der neue US-Präsident Donald Trump agieren werde.

"Handel klappt einwandfrei"
An dem aktuellen Pilotversuch – vor dem breiten Handelsstart im Sommer – sind rund 30 Mitarbeiter der Westerwald Bank aus allen Altersklassen beteiligt. Sie führen über die App Käufe und Verkäufe von Kryptowährungen durch – mit echtem Geld, wobei die Summen gedeckelt wurden. Für den Pilotversuch stehen laut der Westerwald Bank unter anderem Bitcoin und Litecoin zur Verfügung.

"Es geht darum, Funktionalität, Handling sowie Look und Feel in der App zu testen", sagte Kölbach. "Wir haben regelmäßige Feedback-Runden – und bislang sieht alles sehr gut aus. Der Handel klappt einwandfrei." Mittel- und langfristig will die Westerwald Bank mit dem Kryptohandel natürlich auch Geld verdienen, so Kölbach, "aber es wird sicher nicht zu einer tragenden Säule des Geschäftsmodells". (mb/Bloomberg)