Boutiquen-Tochter brockt Franklin Templeton Milliarden-Abflüsse ein
Untersuchungen und eine Fondsschließung bei einer Tochter belasten das Mittelaufkommen bei Franklin Templeton. Anleger zogen bei der Bond-Boutique Western Asset Management in den drei Monaten per Ende September unter dem Strich 37 Milliarden Dollar ab.
Die Fondsgesellschaft Franklin Templeton hat in den drei Monaten zu Ende September unter dem Strich Mittelabzüge in Höhe von 31,3 Milliarden US-Dollar erlitten – Geldmarktfonds nicht eingerechnet. Dies teilte die Gesellschaft mit Hauptsitz im kalifornischen San Mateo mit. Die Abzüge entspringen der Bond-Tochter Western Asset Management. Ohne die Mittelabzüge bei Western in Höhe von 37 Milliarden Dollar hätten in den drei Monaten Nettomittelzuflüsse in Höhe von 5,7 Milliarden Dollar gestanden.
Hintergrund des Geldabzugs durch die Anleger sind die Vorfälle rund um den Portfoliomanager und einstigen Co-Investmentchef Ken Leech. Die US-Börsenaufsicht SEC, das Justizministerium sowie die Wertpapieraufsicht CFTC haben Ermittlungen eingeleitet. Berichten zufolge steht der Verdacht im Raum, dass manche Kunden bevorzugt und ihnen renditeträchtigere Wertpapiertransaktionen zugeschrieben worden seien. Franklin Templeton schloss den milliardenschweren Western Asset Macro Opportunities Bond Fund. Leech zog sich von seinem Posten bei Western zurück. Auch Franklin Templeton leitete eine Untersuchung ein.
Abschreibung vorgenommen
Der kalifornische Asset Manager ringt seit geraumer Zeit mit Mittelabzügen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr, das bei Franklin Templeton zu Ende September endete, zeichnete sich eigentlich eine Besserung ab. So zählte das Haus unter dem Strich Mittelabzüge in Höhe von 32,6 Milliarden Dollar, Geldmarktfonds ausgenommen. Ohne Western Asset Management hätten jedoch Zuflüsse in Höhe von 16 Milliarden Dollar gestanden. Im Vorjahr standen Mittelabzüge in Höhe von 21,3 Milliarden Dollar, ohne Western wären es lediglich 5,2 Milliarden Dollar an Abzügen gewesen.
Die Fondsgesellschaft kündigte zudem an, eine Abschreibung auf immaterielle Vermögenswerte von Western Asset Management in Höhe von 389,2 Millionen US-Dollar vorzunehmen. Dahinter stünden Asset-Management-Verträge von Western, die gekündigt worden seien und somit das zu erwartende Geschäft schmälern würden. Der kalifornische Asset Manager verwaltete per Ende September ein Vermögen in Höhe von 1,68 Billionen US-Dollar. Die auf Anleihen spezialisierte Western war Franklin Templeton 2020 im Zuge der Übernahme des Boutiquendachs Legg Mason zugefallen.
"Nehmen den Fall sehr ernst"
"Wir nehmen den Fall sehr ernst", sagte Franklin-Templeton-Chefin Jenny Johnson bei einer Telefonkonferenz zu den Jahreszahlen. Ihr Haus kooperiere dabei mit den Behörden. Gegenstand der Untersuchungen sei der Handel von Derivaten auf US-Staatsanleihen durch Leech. Die Handelsrichtlinien von Western seien von einem externen Prüfer untersucht worden. Diese stünden zwar im Einklang mit der Branche, seien dennoch überarbeitet worden.
Zudem seien Diskussionen darüber aufgenommen worden, die Kooperation zwischen Western und Franklin Templeton zu überarbeiten, berichtete Johnson. So sollen Synergien gehoben werden. Zugleich solle jedoch die Unabhängigkeit des Investmentstils gewahrt bleiben, betonte die Konzernchefin. Die Investmentboutiquen unter dem früheren Dach von Legg Mason weisen jeweils einen unterschiedlichen Grad der Integration und Kooperation mit den zentralen Funktionen wie Verwaltung, Abwicklung oder Marketing auf. Mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen wollte Johnson den Fall aber nicht weiter kommentieren. (ert)