Canada Gold Trust: Fragwürdige Interessengemeinschaft auf Stimmenfang
Die Goldminenfonds von Canada Gold Trust sind wie berichtet in Turbulenzen geraten. In diesem Umfeld tritt eine Interessengemeisnchaft zutage, deren Hintergründe nicht klar ersichtlich sind. Auch ein Werbeschreiben hinterlässt Fragen.
Nachdem sich die Probleme beim Fondsanbieter Canada Gold Trust und seiner Muttergesellschaft Henning Gold Mines in den vergangenen Wochen verschärft haben, hat sich vor kurzem eine fragwürdige Interessengemeinschaft ins Rampenlicht gespielt. Die "IG Canada Gold Trust" will die Interessen der "Anleger und Gläubiger der Henning Goldmines Inc." schützen. Mitglied kann werden, wer 99 Euro Mitgliedsbeitrag bezahlt. Die Interessengemeinschaft hat vor zweieinhalb Wochen ein Rundschreiben verfasst, um Mitglieder zu akquirieren. Wichtige Fragen lässt der Brief aber offen.
Unklare Hintergründe
Daher ist nicht eindeutig, wer hinter der IG Canada Gold Trust steckt und wer sie führt, wer der Absender des Werbebriefs ist und woher er die Adressen der Anleger hat. CGT-Treuhänder Stefan Klaile, Geschäftsführer der Xolaris GmbH, erklärte auf Anfrage, dass kein Anleger die Adressen der Mitgesellschafter angefordert und daraufhin erhalten hat. Gezeichnet hat das Rundschreiben Jürgen Peter Müller, der in dem Brief vorgibt, selbst Anleger und damit Opfer der "bitteren und mehr als unerfreulichen Situation" zu sein. Auf Nachfrage von FONDS professionell erklärte die IG Canada Gold Trust (so der Absender), dass Müller weder Anleger noch Vermittler von Canada Gold Trust ist, sondern im "familiären Umfeld und Freundeskreis" betroffene Anleger habe. Die IG beschreibt sich als "loser Zusammenschluss von journalistischem Sachverstand, juristischem Sachverstand, detektivischem Sachverstand und geschädigten Anlegern".
Zur Gründung der Interessengemeinschaft wird erklärt: "Die Gründer sind Thomas Bremer von diebewertung.de, der uns nach wie vor extrem unterstützt, und weitere ungenannt bleiben wollende Anleger/Geschädigte." Wenige Stunden später revidiert der Verfasser seine Auskunft. Bremer sei nicht Gründer, sondern "Ideengeber und unser Unterstützer, über den wir sehr froh sind". Die Internetseite samt Domain wird von der Opus Bonum GmbH in Leipzig verwaltet, die Bremers Umfeld zuzuordnen ist. Auch das könnte erklären, warum der gebürtige Rheinländer Bremer kräftig die Werbetrommel für die Interessengemeinschaft rührt.
IG-Gründer hat mit Canada Gold Trust zusammengearbeitet
Das Pikante an dieser Konstellation ist allerdings, dass Bremer vor längerer Zeit für Canada Gold Trust gearbeitet haben dürfte. Dies belegen zumindest Unterlagen, die der Redaktion vorliegen. Abgerechnet wurde dabei über die Opus Bonum GmbH oder über den in Leipzig ansässigen Dienstleister Lipsiafinanz. Lipsiafinanz bietet nach eigenen Angaben "Suchmaschinenoptimierung, Webseitenerstellung und Mailingaktionen für Initiatoren aus dem Finanz- und Immobilienbereich“ an. Lipsiafinanz hat 2014 mindestens 52.000 Euro von Canada Gold Trust erhalten. Opus Bonum, ein "Spezialist für Webreputation und das Pushen von Webseiten" bekam 2013 mindestens 36.000 Euro. Diese Firmen sitzen wie Bremer und diebewertung.de in der Jordanstraße 12 in Leipzig. Zu guter Letzt bestanden zwischen der ebenfalls in der Jordanstraße 12 ansässigen Flex und Fair GmbH und Canda Gold Trust Vereinbarungen für den Fondsvertrieb, die der Redaktion ebenfalls vorliegen.
Bremer erklärt auf Nachfrage zunächst: "Nein wir haben nicht am Vertrieb mitgewirkt, in keiner Form." Zur Rückfrage mit dem Hinweis, dass der Redaktion konkrete Hinweise vorliegen, teilte Bremer mit: "Ihre Informationen sind falsch." Dem gegenüber steht zudem die Aussage von Jörg Schmolinski, einer der Hauptgesellschafter von Henning Gold Mines und Mitinitiator der Canada Gold Trust-Fonds, der im Gespräch mit FONDS professionell bestätigt, dass es eine Zusammenarbeit mit Bremer gegeben hat.
Nachfragen werden weggewischt
Nachfragen zu den handelnden Personen, zur Verwendung der Mitgliedsbeiträge und zum "klaren Plan wie wir es schaffen können, unser investiertes Kapital nicht einfach den vielen Insolvernzverwaltern zu überlassen", werden von der Interessensgemeinschaft nur oberflächlich beantwortet. In diesem Zusammenhang erklärt Bremer auf seinem Portal diebewertung.de lediglich, dass die Mitgliedsbeiträge treuhänderisch "von einem Rechtsanwalt in Regensburg" verwaltet werden. Auf den Internetseiten und in dem Beitrittsformular der IG finden sich dazu keine Hinweise.
Bestätigt ist unterdessen, dass die Rechtsanwälte Thomas Schulte (Berlin), Daniel Blazek (Bielefeld) und Erik Brambrink (Bielefeld) involviert sind. Nach Angaben der Interessengemeinschaft stehen die Juristen kostenfrei zur Verfügung. Interessant: Schulte hat Ende Januar die "Geschädigtengemeinschaft Canada Gold Trust" gegründet, die in Konkurrenz zu der Interessengemeinschaft steht. Er wird auf den am 28. Februar stattfindenden Gesellschafterversammlungen der Canada Gold Trust-Fonds (FONDS professionell ONLINE berichtete) einige Anleger vertreten.
Informieren und dann handeln
Finanzberater sollten ihren Kunden, die Canada Gold Trust gezeichnet haben, raten, dass sie nach Möglichkeit persönlich auf die Gesellschafterversammlungen gehen und sich ein eigenes Bild über die Situation der Fonds und die handelnden Personen machen sollen. Schmolinski kündigte an, dass auf den Versammlungen ein Sanierungskonzept vorgestellt wird. Erst danach sollten Anleger entscheiden, ob sie sich einer Interessengemeinschaft oder einem Anwalt anschließen. (ae)