Bei einem exklusiven Blackrock-Abendessen in Davos machte CDU-Chef Friedrich Merz einem "Bloomberg"-Bericht zufolge im kleinen Kreis unmissverständlich klar, was er bereits öffentlich betont hatte: Deutschlands zweitgrößter Kreditgeber soll unabhängig bleiben.

Nach Angaben von Teilnehmern sprach Gastgeber Larry Fink mit Merz über die Herausforderungen der europäischen Bankenunion. Dabei stellte ein Zuhörer dem CDU-Vorsitzenden – und ehemaligen Aufsichtsratschef von Blackrock Deutschland – die Frage nach seiner Haltung zur Commerzbank. Blackrock hält etwa sieben Prozent an der Bank.

Im Gleichschritt mit SPD gegen Unicredit
Merz' Ablehnung zeigt, dass seine öffentliche Positionierung nicht nur politisches Kalkül ist. In diesem Punkt ist er sich sogar mit Kanzler Olaf Scholz und dessen SPD einig. Für die Unicredit-Führung war dies ein Realitätscheck: Die Hoffnung, eine Merz-geführte Regierung würde die Übernahme erleichtern, schwindet.

Seit September wehrt sich die Commerzbank gegen eine Übernahme. Der ursprüngliche Plan der Bundesregierung, etwa ein Viertel ihres 16-prozentigen Anteils zu verkaufen, ging nach hinten los. Unicredit nutzte die Gelegenheit, sicherte sich das Aktienpaket und erhöhte seinen Anteil auf 28 Prozent – der Startschuss für eine der umstrittensten Übernahmeschlachten im europäischen Bankensektor.

Orcel will die volle Kontrolle, auch wenn der Widerstand in Berlin eine erhebliche Hürde darstellt. Er gibt sich dennoch zuversichtlich, die Aktionäre zu überzeugen, dass eine Übernahme im nationalen Interesse sei. Gegenüber "Bloomberg" kündigte er an, Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres über ein offizielles Angebot zu entscheiden.

Merz-Regierung könnte härtere Linie fahren
Ein CDU-Vertreter, der anonym bleiben wollte, betonte, dass Merz die Veräußerung des restlichen Staatsanteils weiterhin für richtig hält. Allerdings werde eine unionsgeführte Regierung die verbliebenen zwölf Prozent nicht allein nutzen, um Unicredit zu blockieren, sondern ihre Aktionärsrechte nach der Wahl voll ausschöpfen.

Sollte Merz Kanzler werden, könnte er gegenüber Unicredit eine noch rigidere Haltung einnehmen als die jetzige Regierung. Insidern zufolge wird bereits über einen neuen Ankerinvestor nachgedacht, um ein Gegengewicht zur wachsenden Macht der Mailänder Bank zu schaffen. Hinter den Kulissen prüfen potenzielle Investoren ihre Optionen.

Internationale Interessenten in Lauerstellung
Bei Gesprächen mit Bundesfinanzminister Jörg Kukies (SPD) – der ebenfalls in Davos anwesend war – erkundigten sich Staatsfonds während seiner Nahostreise vorsichtig nach dem Status der Commerzbank, berichten informierte Kreise.

Weder die Commerzbank noch Unicredit, CDU oder das Finanzministerium wollten sich zu den Auswirkungen der Wahl äußern. Ein Sprecher der Commerzbank verwies lediglich auf die Aussagen von Vorstandschefin Bettina Orlopp. (mb/Bloomberg)