Darauf fokussiert sich die Versicherungsaufsicht der Bafin
Julia Wiens, Chefin der Versicherungsaufsicht bei der Bafin, hat in einem Vortrag skizziert, auf welche Punkte und Themen ihre Behörde in diesem Jahr genau schaut – und was sie daher von den Versicherungsgesellschaften erwartet.
Im Englischen gibt es das Moto "Forewarned is forearmed", was übersetzt in etwa "Gefahr erkannt, Gefahr gebannt" meint. Genauso sollte die Versicherungsbranche die Ankündigungen verstehen, die Julia Wiens, Exekutivdirektorin Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht bei der Finanzaufsicht Bafin, am vergangenen Mittwoch (14.5.) in einem Vortrag im Institut für Versicherungsrecht der Universität Düsseldorf gemacht hat. Wiens sprach über die aktuellen Herausforderungen, die die Aufsicht hat, und welche Schwerpunkte sie legt. Das sind unter anderem die Risiken alternativer Kapitalanlagen, Künstliche Intelligenz (KI), die Wohlverhaltensaufsicht und der Bürokratieabbau.
So erläuterte Wiens in ihrem Vortrag, dass ihre Behörde zurzeit die Risiken alternativer Kapitalanlagen wie Private Debt in den Blick nehme. Solche Anlagen unterschieden sich deutlich von traditionellen Anlageformen wie Anleihen und Aktien und stellten daher hohe Anforderungen an das Risikomanagement. Zudem trage die aktuelle Lage dazu bei, dass die Risiken dieser Investments steigen. So könne etwa die schleppende wirtschaftliche Entwicklung zu höheren Kreditrisiken von Private-Debt-Anlagen führen. "Unternehmen mit einem hohen Anteil in alternativen Kapitalanlagen brauchen ein leistungsstarkes Risikomanagement. Und genügend Personal, das über das entsprechende Know-how verfügt", verdeutlichte die Aufseherin die Erwartungen ihrer Behörde. "Darauf achten wir besonders."
Versicherer müssen KI kontrollieren!
Ferner befasse sich ihr Team mit KI, da so gut wie alle Unternehmen diese mittlerweile nutzen. Neben den klaren Vorteilen der Technologie müssten die Versicherungsunternehmen jedoch die Risiken im Blick haben. So könnten hochgradig automatisierte Prozesse mit geringer menschlicher Überwachung bestehende Diskriminierungsrisiken weiter verfestigen. "Dazu kann es kommen, wenn die Trainingsdaten der Systeme bestimmte Kundengruppen nicht sachgerecht abbilden. Mögliche Folge: Bestimmte Kundinnen und Kunden könnten nur erschwert oder gar keinen Zugang zu bestimmten Produkten oder Dienstleistungen bekommen." Sie machte daher deutlich, dass die beaufsichtigten Unternehmen für ihre KI-Systeme über eine angemessene Governance verfügen müssten.
Zudem kündigte Wiens an, dass die Bafin sehr wahrscheinlich den Einsatz von Hochrisiko-KI-Systemen bei Banken und Versicherungen überwachen werde – das hat die KI-Verordnung der EU noch nicht abschließend geklärt. "Wir arbeiten zurzeit in einer Arbeitsgruppe der EIOPA mit daran, noch offene Aspekte der KI-Verordnung zu klären. Auch dabei geht es um Hochrisiko-Systeme – und, darüber hinaus, um die Einordnung von KI-Systemen in die bestehende Regulierung wie Solvency II", fuhr die Aufseherin fort.
Schwarze Schafe
Weit oben auf ihrer Agenda stehen zudem die Wohlverhaltenspflichten der Versicherer. Bereits 2023 hat die Aufsicht in einem Merkblatt dargelegt, was sie von den Unternehmen erwarten. "Parallel dazu haben wir einen risikoorientierten Aufsichtsansatz eingeführt und unterschiedliche Aspekte der Produkte analysiert. Zum Beispiel die Effektivkosten, die Abschlussprovisionen und die Zahl der Stornierungen durch Kundinnen und Kunden", sagte Wiens. Dabei habe man einige schwarze Schafe gefunden und auch Produkte vom Markt genommen.
2025 schaue sich die Aufsicht vor allem Unternehmen mit hohen Stornoquoten genauer an. "Denn bei einigen Anbietern sind uns sehr hohe Werte aufgefallen. Vor allem in den ersten Jahren nach Vertragsabschluss", berichtete Wiens. "Das ist genau der Zeitraum, in dem ein Großteil der Kosten anfällt. Hohe Stornoquoten können darauf hindeuten, dass Produkte nicht im richtigen Zielmarkt vertrieben wurden. Also etwa an Kundinnen und Kunden, die sich das Produkt nicht leisten konnten. Oder es schlichtweg nicht brauchten." Perspektivisch wolle sie auch andere Sparten wie Schaden- und Unfallversicherungen in den Blick nehmen. (jb)