DWS erleidet in Wachstumsfeld Mittelabzüge
Die Fondstochter der Deutschen Bank hat im vergangenen Jahr empfindliche Nettomittelabzüge verzeichnet. Die Marktturbulenzen und der Greenwashing-Skandal dämpften den Absatz. Die Einnahmen hielt das Haus dagegen stabil – und will eine höhere Dividende zahlen.
Die Fondsgesellschaft DWS hat 2022 Nettomittelabflüsse in Höhe von 19,9 Milliarden Euro erlitten. Dies teilte die börsennotierte Asset-Management-Tochter der Deutschen Bank mit. Im Vorjahr hatte das Haus noch ein Nettomittelaufkommen in Höhe von fast 50 Milliarden Euro verzeichnet. Das verwaltete Vermögen der DWS sank, auch aufgrund der Marktturbulenzen, von 928 Milliarden Euro per Ende 2021 auf 821 Milliarden Euro. Grafiken mit wichtigen Kennzahlen zum Geschäftsverlauf finden Sie in der Galerie oben!
Insbesondere aus dem Bereich aktives Anleihenmanagement floss unter dem Strich Geld ab, und zwar mehr als zwölf Milliarden Euro. Auch der Passiv-Bereich mit den börsengehandelten Indexfonds (ETFs) der Marke Xtrackers verlor Mittel. Anleger zogen 7,1 Milliarden Euro ab. Das Passiv-Geschäft hatte DWS-Chef Stefan Hoops als Wachstumsfeld auserkoren. Daneben flossen aus Geldmarktfonds rund sechs Milliarden Euro ab.
"Ultimatives Superbären-Szenario"
Die DWS war nach den Greenwashing-Vorwürfen, die die ehemalige Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler erhoben hatte, in schweres Fahrwasser geraten. Aufseher und Ermittler in Deutschland und den USA untersuchen den Fall. Firmenchef Asoka Wöhrmann räumte seinen Posten. Hoops übernahm im vergangenen Sommer die Führung, setzte bei der Strategie neue Akzente und baut nach und nach das Management-Team um. So wurde etwa erst einen Tag vor Bekanntgabe der Jahreszahlen publik, dass Fondsmanager Tim Albrecht das Haus verlässt.
"2022 war für die DWS das 'ultimative Superbären-Szenario': alle Anlageklassen unter Druck, ein Krieg in Europa und Sorgen um die deutsche Wirtschaft – hinzu kamen DWS-spezifische Herausforderungen", kommentiert Hoops die Ergebnisse. "In diesem ausgesprochen schwierigen Umfeld hat sich ausgezahlt, dass wir uns unermüdlich auf treuhänderisches Handeln für unsere Kunden fokussieren." So verweist Hoops darauf, dass sein Haus die "Erträge nahezu stabil halten, die Managementgebühren steigern" konnte.
Höhere Dividende in Aussicht
"2022 haben wir so hohe Managementgebühren erwirtschaftet wie noch nie zuvor", ergänzt Finanzchefin Claire Peel. "Unsere Erträge erreichten dadurch praktisch das Rekordniveau des Vorjahres." Die um Sondereffekte bereinigten Erträge gingen um ein Prozent auf 2,68 Milliarden Euro zurück. Der adjustierte Vorsteuergewinn sank um sieben Prozent auf 1,06 Milliarden Euro. Die DWS verweist als Begründung unter anderem auf gestiegene Transformationskosten sowie "außerordentliche Aufwendungen für Rechtsberatung". Nach Steuern gab der Gewinn deutlich um 23 Prozent nach und sackte auf 599 Millionen Euro ab.
Dennoch will das Haus den Aktionären eine höhere Ausschüttung zukommen lassen. "Auf Grundlage der soliden Ergebnisse schlagen wir das vierte Jahr in Folge eine erhöhte Dividende vor", lässt sich Peel in der Mitteilung zitieren. Die Ausschüttung soll demnach auf 2,05 Euro steigen. Im Vorjahr hatte sich die Dividende auf zwei Euro beziffert. Mehrheitseigner der DWS, die 2018 an die Frankfurter Börse ging, nach wie vor die Muttergesellschaft Deutsche Bank. (ert)