Eiskalt erwischt: Fintech-Hype vor dem Ende?
Kapitalgeber haben zuletzt weniger Geld in Jungunternehmen gesteckt, zeigen Daten von KPMG. Grund: Investoren werden vorsichtiger und investieren nicht mehr blindlings in Start-ups.
Im deutschen Start-up-Mekka Berlin – unter anderem Sitz zahlreicher hoffnungsvoller Fintechs – und auch weltweit haben Kapitalgeber im Jahr 2016 erstmals weniger Geld in Jungunternehmen investiert als zuvor, meldet der "Tagesspiegel". Das gehe aus einer Studie der Beratungsfirma KPMG hervor. Demnach haben Investoren im vergangenen Jahr eine Milliarde US-Dollar in Berliner Start-ups investiert – im Jahr 2015 floss allerdings noch doppelt so viel Kapital in die Berliner Gründerszene.
KPMG zufolge ist diese Entwicklungweltweiter beobachtbar. Der Studie zufolge sind die Investitionen in junge Tech-Firmen rund um den Globus im Vergleich zum Vorjahr um 14 auf 127 Milliarden US-Dollar, also um rund zehn Prozent, gesunken. Erstmals seit der Erhebung der Daten im Jahr 2010 gibt es damit einen Rückgang bei der Summe, die Investoren in Start-ups gesteckt haben.
Kapitalgeber sind wählerischer geworden
Investoren würden vorsichtiger, heißt es zur Begründung der Studienergebnisse. Bei den Geldgebern habe ein Umdenken eingesetzt: Während sie früher nach dem Gießkannen-Prinzip vorgegangen und in möglichst viele Start-ups investiert hatten, geben sie nun verstärkt nur noch dann Geld, wenn die jungen Firmen bereits einen konkreten Businessplan haben und profitabel arbeiten. Konnten die Start-ups es sich früher leisten, in der Anfangsphase viel Geld zu verbrennen, müssen sie nun schneller zeigen, dass ihre Idee betreibswirtschaftlich etwas taugt und dass Kunden ihre Produkte nicht nur in Umfragen als interessant einstufen, sondern sie auch kaufen.
Ein Grund für die Zurückhaltung der Investoren sei unter anderem die Wirtschaftsentwicklung: Die Brexit-Abstimmung und die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten hätten auch die wagemutigen Kapitalgeber verunsichert. Ereignisse wie diese machen es schwerer abzuschätzen, wie sich die Wirtschaft in den nächsten Jahren entwickeln wird, schreibt der "Tagesspiegel". Damit werde es auch kniffliger vorauszusagen, wie gut die Chancen der Start-ups stehen, den Markteintritt zu schaffen. (fp)