Das Kölner Start-up NaroIQ, das eine digitale Infrastruktur für die Auflage und die Verwaltung von börsengehandelten Fonds (ETFs) aufbaut, hat sich in einer Finanzierungsrunde 6,5 Millionen US-Dollar gesichert, wie FONDS professionell ONLINE exklusiv erfuhr. Demnach beteiligten sich die Venture-Capital-Häuser Magnetic und Redstone an dem Fintech. Bestehende Investoren wie General Catalyst erhöhten ihre Beteiligung.

Die im Jahr 2022 gegründete Softwareschmiede entwickelt eine digitale Plattform, mit deren Hilfe Investmenthäuser einfacher ETFs auflegen und verwalten können. "Wir schlagen eine Brücke zwischen den oft analogen Strukturen der Fondsbuchhaltung und den standardisierten Prozessen der ETF-Welt", erläutert Chris Püllen, Mitgründer und Chef von NaroIQ, im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE den Ansatz des Unternehmens.

Cloud statt Fax
Konkret gehe es darum, die oftmals noch manuellen Verfahren bei der Verwaltung von klassischen Investmentfonds zu automatisieren und für die digitalen Strukturen, wie sie etwa ETF-Market-Maker betreiben, zu übersetzen. Damit will das Start-up einerseits Investmenthäusern den Markteintritt in das ETF-Geschäft erleichtern. "Denn ETFs werden Fonds in den nächsten zehn Jahren im Retail-Markt ersetzen", zeigt sich Püllen überzeugt.

Andererseits will das Fintech auch bisherigen Vertriebsstellen von ETFs im Retail-Geschäft wie Banken, Brokern oder anderen Plattformen die Auflage von eigenen Produkten im ETF-Mantel erleichtern. Denn der Boom börsengehandelter Fonds werfe zunehmend die Frage auf, wie der Vertrieb laufende Erträge erzielen kann. Bei ETFs fallen allenfalls beim Kauf Ordergebühren an und keine fortlaufenden Provisionen – anders als bei klassischen Publikumsfonds.

"Amazon-Moment" vermeiden
Für die ETF-Vertriebsstellen sei es gerade angesichts des zunehmenden Margendrucks daher im Retail-Geschäft naheliegend, eigene Produkte aufzulegen und einige Basispunkte der laufenden Verwaltungsgebühren der ETFs selbst zu vereinnahmen. Zudem plädiert Püllen dafür, einen "Amazon-Moment" in der ETF-Branche zu vermeiden. Sprich: Ein großer US-Anbieter stellt die alleinige Marktinfrastruktur und verdrängt damit kleinere, lokale Akteure.

NaroIQ sieht sich dabei ausschließlich in der Rolle eines Technologie-Partners, der IT-Module zum Andocken an bestehende Systeme liefert. "Wir treten nicht mit Kapitalverwaltungsgesellschaften oder Fondsmanagern in Konkurrenz", betont Püllen im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE. "Wir bewegen uns im Maschinenraum und verbinden Schnittstellen."

Mit dem Geld aus der neuen Finanzierungsrunde soll die Produktentwicklung vorangetrieben werden. Die erforderlichen Lizenzen bei der Finanzaufsicht Bafin seien beantragt. Püllen und sein Team rechnen damit, in diesem Jahr die ersten Partner andocken zu können. (ert)