Fidelity-Vertriebsleiter Kuhn: "Rückkehr des aktiven Managements"
Aktives Management erlebt eine Rückkehr, meint Stefan Kuhn, der bei Fidelity International den Vertrieb in Kontinentaleuropa leitet. Doch ETFs werden weiterhin der Haupttreiber des Wachstums im Fondsgeschäft sein, betont Kuhn im Interview mit FONDS professionell.
Die Fondsgesellschaft Fidelity International hat in Deutschland und Österreich im bisherigen Jahresverlauf Nettomittelzuflüsse in Höhe von 350 Millionen US-Dollar im Wholesale-Geschäft erzielt. Dies sagte Stefan Kuhn, Leiter für den Zentraleuropa-Vertrieb des Hauses, im Interview mit FONDS professionell, das in Ausgabe 3/2025 erschienen ist. "Angesichts des nicht gerade grandiosen Wachstums des aktiven Investmentmarktes insgesamt geben uns diese Zahlen recht, dass wir mit unserer Kundennähe den richtigen Weg eingeschlagen haben", so Kuhn.
Daneben beobachtet Kuhn eine Wende am Markt. "Einer der grundlegenden Trends, die ich ausmache, ist die Rückkehr des aktiven Managements", stellt Kuhn fest. "Anlegern wird zunehmend bewusst, dass sie sich Klumpenrisiken einkaufen, wenn sie vorwiegend in Standardindizes investieren." Das gelte gerade für den US-Aktienmarkt mit seiner Dominanz der "Magnificent Seven", aber nicht nur für diesen. Zuletzt hatten europaweit vor allem börsengehandelte Fonds frisches Geld angezogen, die meist die Entwicklung eines Börsenbarometers abbilden.
Eine Frage des Stils
Sowohl dem aktiven wie dem passiven Anlagestil spricht Kuhn aber eine Berechtigung zu. "Ich würde keinem Stil den Vorzug geben", so Kuhn, der früher bei State Street den ETF-Vertrieb in Deutschland, Österreich und der Schweiz leitete. Vielmehr sei es eine Frage der Ausgangsbasis. "Wenn Sparer ein Giro- oder Tagesgeldkonto mit keinen oder nur geringen Zinsen als Vergleich heranziehen, dann ist ein passiver ETF, der ein Standardbarometer wie den MSCI World oder den S&P 500 abbildet, sicherlich keine schlechte Wahl", erläutert Kuhn.
Fidelity International hat als erstes Haus in Europa semi-transparente ETFs gestartet. Welche Strategie die Vehikel verfolgen, lesen Sie im vollständigen Interview in Ausgabe 3/2025 von FONDS professionell. Angemeldete Nutzer finden den Artikel auch hier im E-Magazin.
"Wenn sich Anleger jedoch eingehender mit dem Thema Kapitalanlage beschäftigen, dann merken sie, dass reine Indexinvestments allein auch nicht immer das Wahre sind", so der Fidelity-Vertriebsprofi. "Deshalb beobachte ich bei aktiven Publikumsfonds wie auch bei aktiven ETFs eine vermehrte Nachfrage." Kuhn hatte bei Fidelity zunächst die Leitung für den Wholesale-Vertrieb in Kontinentaleuropa inne, zuletzt aber auch das institutionelle Geschäft übertragen bekommen.
ETFs als Haupttreiber
Gleichwohl zeigt sich Kuhn überzeugt, dass passive ETFs weiterhin wachsen werden. "Das ETF-Geschäft insgesamt, aktiv wie passiv, wird auch künftig einer der Haupttreiber sein", meint Kuhn. "Der Markt wird sich weiterhin in Richtung ETFs bewegen." Die Nettomittelzuflüsse in europäische ETFs bezifferten sich 2024 auf 270 Milliarden US-Dollar. "Das ist einfach ein Wort", kommentiert Kuhn. Dieser Trend sei ungebrochen.
"Wir als paneuropäischer Akteur haben klar den Anspruch, hier vorn mit dabei zu sein – jedoch mit aktiven ETFs", sagt Kuhn. Fidelity ist und bleibe ein aktives Haus. "Daher haben wir uns gegen rein passive ETFs entschieden", erläutert Kuhn. "Ein Teil unserer Kunden will indexnahe Strategien, aber mit Aussicht auf eine Mehrrendite gegenüber der Benchmark. Das stellen wir durch die Erkenntnisse unserer Research-Abteilung in Aussicht." (ert)
Lesen Sie hierzu auch den Kommentar von FONDS professionell-Chefredakteur Bernd Mikosch: "Aktive ETFs: Wundermittel mit Nebenwirkung"




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