Flossbach von Storch hat sich ehrgeizige Ziele für das Vermögensverwaltungsgeschäft gesetzt. "Wir möchten der führende Ansprechpartner für private und mittelständische Vermögen in Deutschland werden", sagte Kurt von Storch, der das Unternehmen 1998 gemeinsam mit Bert Flossbach gegründet hatte, bei einem Pressegespräch in Frankfurt.

Ende Juni verwaltete der Kölner Asset Manager insgesamt gut 70 Milliarden Euro. Rund 46 Milliarden Euro, also etwa zwei Drittel, entfallen auf die Publikumsfonds des Hauses, darunter die bekannte Multiple-Opportunities-Strategie. Die Vermögensverwaltung – ursprünglich das Kerngeschäft des Gründer-Duos – ist mit 22 Milliarden Euro deutlich kleiner.

"Wir Inhaber haben überlegt, wie wir unser Geschäft auf Sicht der nächsten fünf bis zehn Jahre weiterentwickeln können", sagt von Storch. Besonders große Wachstumschancen sehe man in der Betreuung wohlhabender Kunden, deren Finanzvermögen häufig nicht sinnvoll investiert sei – insbesondere vor dem Hintergrund der Inflation, die auch in den kommenden Jahren deutlich höher liegen werde als in der Vergangenheit. "Es ist deutlich schwieriger geworden, die Kaufkraft des Vermögens zu erhalten", betont von Storch. Das verlange nach einer Professionalisierung der Geldanlage.

Ex-Bundesbankchef als Zugpferd
Beim Aufbau des Geschäfts soll Axel Weber helfen. Vor einem Monat war bekannt geworden, dass Flossbach von Storch den früheren Bundesbankpräsidenten und Verwaltungsratschef der Schweizer Großbank UBS als Berater verpflichtet hat. In Frankfurt erläuterte Weber nun, was genau seine Rolle sein wird. Demnach soll er in erster Linie dem FvS-Vorstand als Sparringspartner für die strategische Unternehmensentwicklung dienen. Außerdem wird er im Dialog mit den Fondsmanagern und Investmentstrategen des Vermögensverwalters seine Erfahrung einbringen, wenn es um die Formulierung des Anlageweltbilds geht. Und drittens steht er auch für Kundenveranstaltungen zur Verfügung, etwa für Vorträge oder in Anlageausschusssitzungen.

Weber gründete nach seinem Ausscheiden bei der UBS im April dieses Jahres ein kleines Beratungsunternehmen. "Bei meinen Aufträgen ist mir wichtig, dass ich die Beteiligten kenne und Einfluss nehmen kann, ohne in Gremien zu sitzen", sagt der Ex-Banker. Mit den beiden FvS-Gründern steht Weber eigenen Angaben zufolge schon seit rund zwei Jahrzehnten im Austausch. Marcus Stollenwerk, der seit April 2020 die Vermögensverwaltungssparte bei Flossbach von Storch leitet, kennt Weber noch aus gemeinsamen Tagen bei der UBS.

Portfoliomanager und Kundenbetreuer gesucht
Um den Vorwurf von Interessenkonflikten erst gar nicht aufkommen zu lassen, schließt Weber Mandate für deutsche Großbanken, die er früher als Bundesbankpräsident selbst beaufsichtigte, aus. "Für das Engagement bei Flossbach von Storch hat gesprochen, dass das Unternehmen wirklich unabhängig agiert", so Weber. "Nur das ermöglicht es, bei den Empfehlungen an die Kunden den eigenen Überzeugungen treu zu bleiben." Hinzu komme die räumliche Nähe – Weber wohnt in Bonn, also in unmittelbarer Nachbarschaft zum FvS-Stammsitz in Köln.

Um seine Ziele zu erreichen, möchte der Vermögensverwalter sein Team personell verstärken, sowohl im Portfoliomanagement als auch in der Kundenbetreuung und im Backoffice. Aktuell umfasst Stollenwerks Bereich gut 50 Mitarbeiter. Insgesamt hat Flossbach von Storch rund 300 Angestellte. Wie stark das Team wachsen soll, wollte Stollenwerk auf Nachfrage von FONDS professionell ONLINE nicht genau beziffern, schließlich sei es eine Herausforderung, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Sein Bereich soll personell aber stärker wachsen als das Unternehmen insgesamt.

Private Equity wird zum Standardbaustein
Wichtig ist auch eine inhaltliche Neuausrichtung: Bislang konzentrierte sich Flossbach von Storch in der Vermögensverwaltung auf liquide Anlageklasse wie Aktien und Renten sowie physisches Gold als Beimischung. Künftig wird zusätzlich Private Equity als Standardbaustein aufgenommen. FvS legt zwar schon seit 15 Jahren Private-Equity-Dachfonds auf, bislang aber nur für institutionelle Kunden und Family-Office-Mandate.

"Eine breite Diversifikation der Vermögen wird wichtiger denn je, denn wir wissen nicht, aus welcher Ecke der nächste schwarze Schwan kommt", erläutert Stollenwerk. "Darum sind wir zu der Überzeugung gekommen, dass der nicht börsengelistete Teil des Kapitalmarktes ein wesentlicher Bestandteil des Portfolios sein sollte." (bm)