Die Schweizer Notenbank SNB hat mit ihrer überraschenden Entscheidung, die Kursbindung zum Euro über Nacht aufzugeben, ein Beben ausgelöst. Davon sind auch geschlossene Fonds betroffen. Vor allem bis zur Finanzkrise haben unzählige Fonds vor allem zur Immobilien-, aber auch zur Schiffsfinanzierung Kredite in Schweizer Franken aufgenommen. Weil die Währung der Eidgenossen infolge der Finanz- und Euro-Krise zum Euro stark an Wert gewonnen hat, sind reziprok die Schulden in der Fremdwährung gestiegen. Die Banken haben daraufhin unter anderem Sondertilgungen und zusätzliche Sicherheiten verlangt.

Höhere Schulden bei Franken-Krediten
Einige Fonds haben in den vergangenen Jahren die Ablösung der Schweizer Franken-Kredite angestrebt und umgesetzt, so zum Beispiel Beteiligungen des Fondsinitiators Wealthcap (FONDS professionell ONLINE berichtete) oder der Immobilienfonds "Holland XXI" von HCI Capital. Andere Fonds haben die Fremdwährungsdarlehen behalten. Welche Folgen die Wechselkursexplosion des Schweizer Franken für diese Fonds hat, muss im Einzelfall bewerten werden. Klar ist aber in jeden Fall, dass die Verbindlichkeiten stark gestiegen sind. Das zeigt exemplarisch ein Immobilienfonds einer großen Deutschen Bank.

Noch vor wenigen Wochen sah der Fondsinitiator Commerz Real keine neuen Gefahren für Fremdwährungskredite im Schweizer Franken. Dass die Commerzbank-Tochter von der Entscheidung der Schweizer Notenbank überrascht wurde, kann man ihr nicht vorwerfen. Trotzdem dürften die Anleger mit der Fehleinschätzung des Fondsmangements und mit einem vor zwei Jahren getroffenen Gesellschafterbeschluss nicht glücklich sein. Eine kurze Chronologie der Ereignisse:

CFB-Fonds entscheidet 2012 gegen die Konvertierung
Der 2006 aufgelegte CFB-Fonds 159 hat das Bürogebäude "Eschborn Plaza" mit 46.300 Quadratmetern Mietfläche für rund 190 Millionen Euro erworben und das 125,7 Millionen Euro hohe langfristige Darlehen zur Hälfte in Schweizer Franken aufgenommen. Der Einstandskurs betrug 1,5498 Schweizer Franken je Euro. Im Februar 2012, als der Kurs von der Schweizer Notenbank bereits gesteuert wurde, stimmten die Anleger über die Fortführung der Kreditfinanzierung ab. Per Ende 2011 hatte der Fonds in der Fremdwährungstranche um gut 25 Prozent mehr Schulden als ursprünglich aufgenommen.

In der Einladung zur Gesellschafterversammlung vom 17. Februar 2012 heißt es: "Die Geschäftsführung empfiehlt unter Berücksichtigung der Ausführungen zu den oben beschriebenen Handlungsvarianten und vor dem Hintergrund, dass mit Erbringen der zusätzlichen Sicherheiten bereits das Währungsrisiko wesentlich reduziert wurde, die Beibehaltung der teilweisen Finanzierung in Schweizer Franken als derzeit sinnvollste Lösung."

"Konvertierung und Kursabsicherung wegen hoher Kosten nicht vernünftig"
Eine Aufstockung der Finanzierung durch die Umwandlung der Restvaluta der Schweizer Franken-Finanzierung in eine Euro-Finanzierung sei aufgrund der hohen Vorfälligkeitsentschädigungen wirtschaftlich nicht sinnvoll erschienen. Und die Absicherung eines Kurses von 1,20 Schweizer Franken je Euro auf den 20.12.2015 (Ende der ersten Zinsbindung) hielt die Fondsgeschäftsführung unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Rahmendaten für nicht vernünftig, da die Kosten im groben Missverhältnis zum Nutzen gestanden hätten.

Zur Ausgangslage führte CFB weiter aus: "Die zunehmende Verschärfung der Euro-Krise lässt die Prognose einer kurz- bis mittelfristigen Erholung des Euro-Wechselkurses als unwahrscheinlich erscheinen. Es ist vielmehr von einer Stabilisierung des Wechselkurses auf heutigem Niveau auszugehen. Im ungünstigen Fall kann der Euro im Vergleich zum Schweizer Franken noch weiter an Wert verlieren."

Anleger behalten den Franken-Kredit
Die Gesellschafterversammlung ist in der Präsenzveranstaltung Ende Februar 2012 der Empfehlung der Fondsgeschäftsführung gefolgt und hat die Beibehaltung der hälftigen Franken-Finanzierung beschlossen. Das Votum fiel aber unter der Berücksichtigung, dass von 30.426 Stimmen nur 9.813 Stimmen vertreten waren, so stark nicht aus. Letztlich gab es nur 9.199 Stimmen dafür, dass alles beim Alten bleibt und der Fonds weiterhin Verbindlichkeiten im Schweizer Franken hat.

In seinem jüngsten Schreiben vom 20. November 2014 ließ das Fondsmanagement in Zusammenhang mit dem vorzeitigen Verkauf der Immobilie wissen: "Die Geschäftsführung hat keine Anhaltspunkte, dass die Schweizer Notenbank ihre Ankündigung den Wechselkurs von 1,20 Schweizer Franken je Euro halten zu wollen, nicht nachhaltig durchsetzen wird. Die Beibehaltung der Finanzierung in Schweizer Franken wurde im Februar 2012 mit einer deutlichen Mehrheit von den Gesellschaftern beschlossen."

Über Nacht ein Drittel mehr Schulden
Der Gesellschafterbeschluss wird dem Fonds teuer zu stehen kommen. Die Auswirkungen der Aufhebung der Kursbindung zeigen die folgenden Zahlen: Ende 2013 hatte der Fonds in der Fremdwährungstranche 83,5 Millionen Schweizer Franken Schulden. Das entsprach damals zum Stichtag rund 68 Millionen Euro. Ohne Berücksichtigung der Tilgungen im vergangenen Jahr ist die Restschuld beim gegenwärtigen Kurs von 1,0120 Franken je Euro auf 82,5 Millionen Euro gestiegen. Das entspricht im Vergleich zur Krediteindeckung einer Schuldenexplosion um 31 Prozent.

Beispiel für CHF-Kredit: CFB-Fonds 159 (Emission 2006)
Fremdkapital gesamt125.700.000 €
Fremdkapital in CHF62.850.000 €
CHF-Anteil im Fremdkapital50 %
Einstandskurs1,5489 CHF/EUR
Einstand in CHF97.404.930 CHF
Restschuld 12/201383.495.000 CHF
Prognostizierter Wechselkurs1,5498 CHF/EUR
Wechselkurs 31.12.20131,2276 CHF/EUR
Höhere Schuld in EUR um...+8,22 %
Wechselkurs 20.01.20151,0120 CHF/EUR
Höhere Schuld in EUR um...+31,27 %

Die Fremdkapitaltilgungen im Jahr 2014 sind nicht berücksichtigt. Quellen: Geschäftsbericht 2013 des CFB-Fonds 159 (an die Anleger übermittelt mit Schreiben vom 20.11.2014); OeNB

Das Beispiel zeigt stellvertretend für alle geschlossene Fonds, die noch Kredite in Schweizer Franken zurückzahlen müssen, dass die Schuldenlast immens gestiegen ist. Solche Fonds laufen noch unter anderem von den Initiatoren König & Cie., Wölbern, Lloyd Fonds und MPC Capital.

Die jüngste Entwicklung wird dazu führen, dass die finanzierenden Banken erneut Forderungen stellen werden: Entweder sie fordern weitere Sondertilgungen und Sicherheiten oder sie erzwingen gleich die Konvertierung der Kredite in den Euro. Damit würden die Fonds die Währungsverluste unmittelbar realisieren. Und in beiden Fällen wirkt sich der starke Schweizer Franken auf die Ausschüttungen an die Anleger aus. (ae)