Green-Finance-Partner Sun Contracting insolvent – Ermittlungen
Zahlreiche Unternehmen der österreichisch-liechtensteinischen Sun-Contracting-Gruppe melden Insolvenz an. Auch in Deutschland gab es Geschäft. Es handelt sich um einen engen Partner der Green-Finance-Gruppe. Beide stehen im Konflikt mit Behörden. Gegen beide laufen umfassende Ermittlungen.
Die Sun Contracting Austria GmbH hat am Freitag (31.10.) einen Eigenantrag auf Eröffnung eines Konkursverfahrens am Landesgericht Linz eingebracht, teilen Creditreform und AKV mit. Gemeinsam mit diesem übergeordneten Gruppenunternehmen beantragten vier weitere Gesellschaften den Konkurs: Sun Contracting Norica Plus GmbH, Sun Contracting Engineering GmbH, Sun Contracting Projekt GmbH und Sun Contracting Solutions GmbH.
Wie am Wochenende zudem bekannt wurde, wird seit Ende 2024 gegen Sun Contracting wegen Betrug, Untreue und Bilanzfälschung ermittelt. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) geht momentan von einem Schaden von 20 Millionen Euro aus und führt 20 Beschuldigte, darunter vier Verbände. Es kam zu einer Hausdurchsuchung in Linz.
Photovoltaik-Investments und Anlagen
Die Gruppe, die nach eigenen Angaben einst einen Börsengang plante, bietet Photovoltaik-Installationen und die Vermietung solcher Anlagen an. Ihr Geschäftsmodell finanziert sie über Anleihen beziehungsweise Nachrangpapiere. Mutter des von Österreichern geführten Unternehmens ist die Liechtensteiner Sun Contracting AG. Die liechtensteinische Sun Contracting gibt in Kapitalmarktunterlagen Ausleihungen in Höhe von über 197 Millionen Euro an. Auch sie hat Insolvenz beantragt, wie der AKV mitteilt.
Als Grund wird das wirtschaftliche Umfeld angeführt. Ein Preisverfall am Energiemarkt ab Ende 2023 habe unter anderem zu Abschaltungen von PV-Anlagen geführt. Hohe Zinsen und Inflation hätten zudem die Errichtungskosten gesteigert.
Keine Sanierung
Mangels positiver Fortführungsprognose streben die Unternehmen keine Fortführung oder Sanierung an. Eine seriöse Prognose der zu erwartenden Quote für die Gläubiger gebe es derzeit nicht. Den Aktiva in Höhe von 16,65 Millionen Euro stehen jedenfalls bei den genannten Österreich-Gesellschaften Schulden von rund 47 Millionen Euro gegenüber.
Auch in Deutschland hat oder hatte das Unternehmen Geschäft. In welchem Umfang war bisher nicht zu erfahren. Es war niemand erreichbar. Der letzte Geschäftsbericht stammt aus 2022. Zur Gesellschaft gehören in Deutschland rund zehn Projektgesellschaften.
Probleme mit Behörden
Die Probleme der Gruppe sind bei Weitem nicht nur wirtschaftlicher Natur: In den vergangenen Jahren gab es wiederholt Konflikte mit den Behörden. Wie aus den Kapitalmarktunterlagen der Liechtensteiner Mutter hervorgeht, führten Aufsichtsbehörden zum Beispiel mehrfach Verwaltungsverfahren gegen das Unternehmen. Im Juni 2024 verhängte etwa die ungarische Aufsicht MNB eine Mega-Strafe von rund einer Million Euro (400 Millionen HUF). Es ging um einen unerlaubten Vertrieb von Anleihen.
Bestraft wurde gleichzeitig auch die Green Finance Broker AG. Beide hatten die Anleihen ohne den in Ungarn nötigen Vermittler vertrieben – obwohl die Behörde die Verantwortlichen auf die Erfordernisse aufmerksam gemacht hatte, wie es bei der MNB heißt.
Hunderte Anleger betroffen
Die Green Finance Broker AG trat als Vermittlerin von Sun Contracting AG auf. Hunderte ungarische Anleger hatten über Sun Contracting beziehungsweise Green Finance mehrere Millionen Euro in Anleihen der Sun Contracting investiert.
Wie viele Anleger von der Insolvenz insgesamt betroffen sind, war vorerst nicht zu ermitteln. Weder in Liechtenstein noch im Österreich-Sitz in Linz war bis jetzt jemand erreichbar. Auch über die Homepage informiert das Unternehmen nicht über die Insolvenz. Sun Contracting vertrieb seine Produkte in allen Nachbarländern Österreichs sowie in Polen, beziehungsweise hatte dort meist eigene Gesellschaften.
Ermittlungen gegen Green Finance
Der Partner Green Finance steckt aufgrund der Anzeige beziehungsweise Selbstanzeige eines Geschäftspartners selbst in Problemen. Der Geschäftsführer und Gründer (Details sind in den Prospektergänzungen zu erfahren) trat wegen umfangreicher Ermittlungen der WKStA zurück (FONDS professionell ONLINE berichtete). Beide Unternehmen weisen in ihren Prospekten die Vorwürfe zurück.
Auch auf der Homepage der Finanzierungsgesellschaft Green Finance Capital AG, die in den vergangenen Jahren massiv Geld eingesammelt hatte, sind momentan keine Vertriebstätigkeiten beziehungsweise keine Investmentprodukte zur Zeichnung mehr zu sehen. Die Gesellschaft antwortete bis jetzt nicht auf eine Anfrage. (eml)















