"Grüne" Banken vergeben mehr "braune" Kredite als andere
Banken, die ihren nachhaltigen Fußabdruck oder ihr Umweltengagement besonders gut darstellen, vergeben mehr Kredite für problematische Wirtschaftstätigkeiten als andere. Das besagen Forschungen eines schwedischen Teams, die bei einer Tagung der EZB präsentiert wurden.
Ein Team rund um Mariassunta Giannetti, Forscherin an der Stockholm School of Economics, hat sich angesehen, ob die Umweltangaben der Banken mit der Kreditvergabe übereinstimmen. Das Ergebnis, das Anfang Mai bei einer Veranstaltung der Europäischen Zentralbank (EZB) präsentiert wurde, ist unerwartet und ernüchternd: Banken mit umfangreichen Umweltangaben vergeben nicht nur nicht mehr Kredite an Unternehmen in grünen Branchen, sondern sie vergeben sogar höhere Volumina an "braune" Kreditnehmer.
Es gelte auch nicht die Argumentation, dass sich der "grüne" Anteil noch nicht in der Kreditvergabe zeigt, weil solche Banken oft den Übergang zu umweltfreundlicheren Technologien finanzieren. Man habe keine Belege dafür gefunden, dass Unternehmen in braunen Industrien, die Kredite von Banken mit hoher Umweltoffenlegung erhalten, mehr in Forschung und Entwicklung oder Anlagevermögen investieren als andere Firmen in ihren Branchen.
Überbetonung von Klimazielen
Banken würden häufig Fremdkapital an die schwächsten Kreditnehmer mit geringer Kapitalausstattung in braunen Industrien vergeben. "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Banken ihre Klimaziele und Referenzen überbetonen und gleichzeitig ihre Beziehungen zu umweltschädlichen Kreditnehmern aufrechterhalten", so die Forscherinnen in ihrer Studie mit dem Titel "'Glossy Green' Banks: The Disconnect Between Environmental Disclosures and Lending Activities".
Erfreulich sei immerhin, dass bei Banken mit umfassenderer Umweltberichterstattung die Wahrscheinlichkeit geringer ist, dass sie neue Beziehungen zu braunen Kreditnehmern eingehen. Stattdessen tendieren sie dazu, mehr Geld an braune Unternehmen zu verleihen, zu denen sie stärkere Beziehungen haben. Weniger erfreulich ist ein Hintergrunddetail: Da oft weniger robuste "braune" Firmen finanziert wurden, die anderswo nur schwer an Geld kommen können, ist es nicht leicht, die Beziehungen zu diesen Kreditnehmern abzubrechen, ohne Verluste zu realisieren.
Breite Untersuchung
Für die Untersuchung wurden Daten von 553 Banken in der Eurozone gesammelt. Den Kreditinstituten wird eine entscheidende Rolle bei der Finanzierung grüner Projekte und beim Erreichen einer CO2-neutralen Wirtschaft zugeschrieben. Aufgrund dieses Drucks betonen die Institute seit einigen Jahren stark ihre Aktivitäten auf diesem Feld. Gleichzeitig seien zuletzt aber auch die Bedenken hinsichtlich der Glaubwürdigkeit dieser Angaben gestiegen, so die Forscherinnen. (eml)
Kommentare
Das Green Washing nimmt kein Ende!
AntwortenMehr kann man gar nicht mehr dazu sagen. Und ich muss als Wertpapierberater die in dieser Form so unsinnigen Fragen zur Nachhaltigkeitspräferenzen stellen, die überhaupt nicht zu erfüllen sind! Es ist eine Schande und zum K…..
schutzwürdig am 24.05.23 um 01:13