Das Debakel rund um Hedgefonds-Strategien hat empfindliche Folgen für die Fondstochter des Münchner Versicherungsriesen Allianz. Die US-Einheit von Allianz Global Investors muss sich in einem Vergleich mit dem US-Justizministerium des Wertpapierbetrugs schuldig bekennen. Das Haus akzeptiert vom Ministerium sowie der US-Börsenaufsicht SEC verhängte Strafen in Milliardenhöhe.

Mit den sogenannten Structured Alpha Fonds hatten Investoren, darunter große US-Pensionskassen, Verluste in Höhe von sechs Milliarden US-Dollar erlitten. Bislang deutete der Fall auf Fehlspekulationen hin. Doch werfen die Ermittler drei ehemaligen Portfoliomanagern vor, über Jahre hinweg die Entwicklung der Fonds manipuliert und Anleger bewusst getäuscht hätten. Es seien weit weniger Sicherheitsnetze eingezogen gewesen als angegeben. Den Managern droht ein strafrechtliches Verfahren.

Fürs Fondsgeschäft disqualifiziert
Neben den Bußgeldern hat das Drama noch weitere, einschneidende Folgen. Allianz GI darf für die nächsten zehn Jahre kein Geschäft mit US-Investmentfonds mehr betreiben. Den Großteil seiner amerikanische Einheit überträgt die Gesellschaft daher an Voya Investment Management. Damit soll ein verwaltetes Vermögen in Höhe von 120 Milliarden Euro an Voya IM übergehen. Eine Absichtserklärung sei unterzeichnet. Im Gegenzug für das US-Geschäft soll Allianz GI eine Beteiligung in Höhe von 24 Prozent dem Asset Manager erhalten.

Mit dem Schuldbekenntnis und den Vergleichen mit den Behörden will der Versicherungskonzern einen Schlussstrich unter den Fall ziehen. Die Münchner hatten bereits Rückstellungen in Höhe von 5,6 Milliarden Euro für Strafzahlungen sowie Entschädigungen an Investoren gebildet. Das kriminelle Fehlverhalten gehe auf einige wenige Personen zurück, die nicht länger beim Unternehmen beschäftigt seien, betonte der Konzern. Er verweist zudem auf die Untersuchung des Justizministeriums, die weder Beteiligung noch Kenntnis der Allianz oder einer ihrer Gruppen festgestellt habe.

Empfindlicher Einschnitt
Gleichwohl warfen die US-Behörden der Fondsgesellschaft vor, die Manager nicht ausreichend kontrolliert zu haben. "Kein Compliance-System ist perfekt, aber das von AGI hatte nicht die geringste Chance", sagte Staatsanwalt Damian Williams Medienberichten zufolge. Die Strafzahlung in dem Vergleich mit dem US-Justizministerium Strafe beziffert sich auf 2,33 Milliarden Dollar. Der Großteil der Buße wird aber erlassen, da sich die Allianz bereits mit vielen Anlegern auf eine Entschädigung geeinigt hat. In einem separaten Vergleich zahlt die Allianz 675 Millionen an die Wertpapieraufsicht SEC.

Für Allianz GI stellt die Abgabe des US-Bereichs einen empfindlichen Einschnitt dar. Zu den Investmentteams, die zu Voya IM wechseln sollen, gehören auch die Lenker des gut 38 Milliarden Euro schweren Flaggschiffs Allianz Income & Growth. Für Voya IM wiederum bedeutet die Übernahme einen gewaltigen Schub. Das Haus wurde mit dem Voya Corporate Leaders Trust bekannt. Bei dem Fonds wurde vor mehr als 80 Jahren die Aufteilung der Aktien festgelegt – und seither nicht geändert. Durch schlichtes Nichtstun gelang es über weite Strecken, die Vergleichsbarometer zu übertreffen. (ert)