Die DWS wird nach Angaben ihres Chefs Stefan Hoops auf Beschränkungen verzichten, die eine Reihe ihrer Fonds bislang daran hinderten, Rüstungswerte zu halten. Dieser Schritt, der durch eine kürzlich erfolgte Anpassung einer wichtigen Branchenleitlinie ermöglicht wurde, habe das Potenzial, "Hunderte von Milliarden" Euro für Zuweisungen von der deutschen Fondsbranche an Waffenhersteller freizusetzen, sagte Hoops am Mittwoch (23.4.) in einem Interview.

Fondsmanager von Skandinavien bis Frankreich suchen nach Möglichkeiten, eine Industrie zu finanzieren, deren geopolitische Bedeutung angesichts von Kriegen und einer Verschlechterung der Beziehungen zu den USA zugenommen hat. Die Neuausrichtung soll auch dazu beigetragen, die Anlagerenditen zu steigern. So hat sich der Börsenwert von Rüstungsfirmen wie Rheinmetall allein in diesem Jahr mehr als verdoppelt.

Änderung des Zielmarktkonzeptes
Die Branchenregeln für Fonds, die als ESG-Produkte vermarktet wurden, schlossen früher Waffenhersteller weitgehend aus, aber "das hat sich jetzt geändert", so Hoops. Mehrere Verbände der deutschen Finanzbranche haben sich Ende vergangenen Jahres darauf geeinigt, einen Standard zu ändern, der als ESG-Zielmarktkonzept bekannt ist, so die DWS in einer Mitteilung gegenüber "Bloomberg News". Entwickelt im Jahr 2021, "als es noch keine Standards für nachhaltige Produkte in der EU gab", schloss die Regel viele Rüstungsinvestitionen von ESG-Fonds aus.

Die Entscheidung, die Leitlinien zu ändern, gilt für ganz Deutschland und ermöglicht es den Fondsmanagern, ESG-Fonds für Verteidigungsinvestitionen zu öffnen. Zuletzt hatte unter anderem Allianz Global Investors die Anlagerichtlinien mehrerer Fonds entsprechend geändert.

Freisetzung von Mitteln
Die DWS ist nun dabei, die Dokumentation der Fonds anzupassen, die ihren "DWS Basic Exclusions"-Filter anwenden, heißt es in der Mitteilung. Mit der Änderung, die bis 21. Mai in Kraft tritt, wird ein Schwellenwert abgeschafft, der Fonds daran hindert, Unternehmen zu halten, die mehr als zehn Prozent ihres Umsatzes aus dem Verteidigungsbereich erzielen. Außerdem wird es den Fonds ermöglicht, Aktien von Unternehmen zu erwerben, die mit Atomwaffen in Verbindung stehen, so die DWS.

Die Anpassungen bedeuten, dass 34 Mitglieder des MSCI World Index, die in Summe zuletzt 2,26 Prozent seines Gewichts ausmachten, zum Universum der investierbaren Unternehmen für DWS-Fonds hinzugefügt werden, die zuvor Beschränkungen im Verteidigungsbereich unterlagen, heißt es in der Mitteilung. Die "Controversial Weapons Policy" des Fondsmanagers, die Streumunition und andere Waffen ausschließt, gelte weiterhin. "Das Zielmarktkonzept muss für die Branche geändert werden, dann müssen die Prospekte geändert werden – und dann können wir die Änderungen vornehmen", sagte Hoops in dem Interview.

"Aufholjagd"
Die DWS plane nicht, das gesamte durch diese Anpassungen freigesetzte Geld in Rüstungswerte zu stecken, sagte Hoops. "Aber wenn die Frage ist, welche Mittel dann plötzlich investiert werden können, dann handelt es sich um Hunderte von Milliarden an Nominalwerten, die dann in die Verteidigung investiert werden können", sagte er mit Bezug auf die Branche. "Es wird definitiv eine Aufholjagd geben", sagte Hoops. "Daran besteht kein Zweifel." (mb/Bloomberg)


Hinweis der Redaktion vom 30.4.2025: In der ursprünglichen Version dieses Artikels hieß es in der Überschrift, die DWS öffne ihre "ESG-Fonds" für Waffen. Die DWS sah sich wegen dieser und ähnlicher Formulierungen in Artikeln anderer Medien deshalb zu einer Klarstellung veranlasst: Fonds, die ESG oder vergleichbare Begriffe im Namen tragen und den "DWS ESG Investment Standard"-Filter anwenden, werden demnach nicht für Investitionen in Rüstungswerte geöffnet. Die Redaktion hat die Überschrift und den Vorspann des Artikels daraufhin angepasst.