ING baut Online-Finanzberatung aus
Die Direktbank erweitert ihr digitales Beratungsangebot. Sie baut neben der Kooperation mit Scalable Capital einen eigenen Dienst auf. Die Partnerschaft mit dem Robo Advisor wiederum hat bereits mehr als eine halbe Milliarde Euro Kundengeld eingebracht.
Die ING will das Wertpapiergeschäft ausbauen und plant die Einführung eines digitalen Finanzberaters. Damit soll der beratungsfreie Ansatz ergänzt werden, teilte das in Deutschland und Österreich aktive Haus bei der Bekanntgabe der Jahreszahlen mit. Das Institut werde dazu dieses Jahr den "beratungsfreien Status" verlassen, teilte die Bank auf Nachfrage von FONDS professionell ONLINE mit. "Für die ING in Deutschland ist das eine weitere, wichtige Entwicklung, bei der wir sehr bedacht vorgehen – Schritt für Schritt."
Zunächst werde ein digitaler Finanzberater für alle Kunden eingeführt. "Wir entwickeln ein Tool, das nach persönlichem Anlageziel, -horizont und Risikoneigung ein passendes Investment empfiehlt", erläutert das Geldhaus weiter. Dieser Dienst tritt neben die Online-Vermögensverwaltung, welche die ING zusammen mit Scalable Capital anbietet.
Mehr als halbe Milliarde mit Scalable
Im September 2017 hatte das Geldhaus eine Kooperation mit dem Münchner Robo Advisor geschlossen. Dies spülte dem Online-Vermögensverwalter seit dem Start bis Ende 2018 immerhin 630 Millionen Euro zu. Der ING-Kooperation dürfte ein erheblicher Teil des verwalteten Vermögens der Münchner Fintechs entspringen. Ende Mai 2018 durchstieß der Platzhirsch unter den deutschen Robos die Marke von einer Milliarde Euro.
Wie sich der neue ING-Berater neben das Scalable-Angebot einfügt und wie genau die aufsichtsrechtlichen Vorgeben umgesetzt werden, ist noch offen. Der Dienst werde noch entwickelt, teilte die Bank auf Nachfrage von FONDS professionell ONLINE mit.
Im Wertpapiergeschäft allgemein verzeichnete die ING 2018 weitere Zuwächse. Die Zahl der Depots stieg um neun Prozent auf 1,3 Millionen. Das Depotvolumen kletterte kursbereinigt um 4,4 auf 41,2 Milliarden Euro.
Girokonten gefragt
Auch insgesamt weitete die Direktbank einmal mehr ihr Geschäft deutlich aus. Zuwächse verzeichnete sie vor allem bei den Girokonten sowie im Firmenkundenbereich. Das Institut, das nunmehr nur noch unter dem Namen der Mutter ING firmiert und das Anhängsel "Diba" aufgab, gewann 600.000 neue Kunden. Bereinigt um inaktive Konten und ausgelaufene Finanzierungen blieb ein Zuwachs von 250.000 Neukunden. Damit stieg die Zahl der Bankkunden auf insgesamt 9,3 Millionen.
Der Gewinn vor Steuern der ING Deutschland kletterte gegenüber dem Vorjahr um fast ein Prozent auf 1,28 Milliarden Euro. Ab 2018 fasst der Ableger der niederländischen Großbank auch den Baufinanzierungsvermittler Interhyp mit ein. Diese "ING Holding Deutschland" kam für das abgelaufene Jahr auf einen Vorsteuergewinn von 1,32 Milliarden Euro.
Drittes Standbein aufbauen
"Unsere Strategie zahlt sich aus: Wir haben unsere Position als drittgrößte Bank nach Kundenanzahl gefestigt", sagte Nick Jue, Vorstandsvorsitzender der ING in Deutschland. Die starke Entwicklung im Firmenkundengeschäft unterstreiche, dass das Haus "voll auf Kurs zu einer führenden Universalbank in Deutschland" sei. "Wir werden uns 2019 darauf konzentrieren, das Digitalangebot für unsere Kunden weiter auszubauen und das Geschäft mit kleinen und mittleren Unternehmen zum dritten starken Standbein zu entwickeln", ergänzte Jue. Zudem kündigte er an, dass sein Haus in den kommenden Monaten ein Kontoeröffnungsprozess rein über eine App lancieren werde. (ert)