J.C. Flowers stößt Anteil an deutschem Vermögensverwalter ab
Der Auftritt des Milliardärs Christopher Flowers als Konsolidierer des deutschen Wealth-Management-Markts findet ein Ende. Seine Gesellschaft reicht die Anteile an HRK Lunis an ein anderes Private-Equity-Unternehmen weiter. Bereits vor sechs Jahren hatte Flowers einen Ausstieg versucht.
Die Private-Equity-Gesellschaft J.C. Flowers gibt ihren Mehrheitsanteil an dem Vermögensverwalter HRK Lunis ab. Die Anteile übernimmt die französische Private-Equity-Gesellschaft Seven2. Dies teilten die Unternehmen mit. Das Team von HRK Lunis samt Mitgründer und Geschäftsführer Andreas Brandt, der seine Anteile an der Gesellschaft behält, soll an Bord bleiben, heißt es weiter. Den Kaufpreis wollen die Parteien nicht verraten.
J.C. Flowers ist die Gesellschaft des bekannten Milliardärs und ehemaligen Goldman-Sachs-Investmentbankers Christopher Flowers. Dieser ist in Deutschland mit seinen Investments in die Krisen-Institute HSH Nordbank und Hypo Real Estate (HRE) bekannt geworden. Seine Private-Equity-Gesellschaft hat Lunis 2017 zusammen mit einem Kreis von ehemaligen Bankern des Instituts J. Safra Sarasin gegründet. Das Schweizer Traditionshaus hat damals sein Privatbank-Geschäft in Deutschland abgewickelt.
Erster Verkaufsversuch gescheitert
Bereits 2019 wollte Flowers aber die Beteiligung an Lunis wieder losschlagen. Doch der geplante Verkauf an die auf Mittelstandsfinanzierung spezialisierte Gesellschaft Youmex platzte. Lunis war von Anfang an mit dem Ziel an den Start gegangen, an der Konsolidierung im zersplitterten deutschen Vermögensverwaltermarkt teilzuhaben – auch durch Übernahmen. Doch die Gesellschaft wuchs zunächst organisch. Erst 2022 gelang durch den Zusammenschluss mit Huber, Reuss & Kollegen eine große Transaktion. Die daraus entstandene HRK Lunis kaufte 2024 dann die Hamburger Providens Vermögensmanagement.
Die Akquisitionsstrategie soll unter den neuen Haupteignern fortgesetzt werden, betont HRK-Lunis-Mitgründer Brandt. Mit Seven2 werde "weiteres organisches und anorganisches Wachstum" vorangetrieben und "unsere Position im deutschen Markt für bankenunabhängige Vermögensverwalter" sowie in der breiteren Region Deutschland, Österreich und Schweiz gestärkt. "Das Seven2-Team bringt wertvolle Sektor- und M&A-Expertise mit, die uns bei der Realisierung unserer Wachstumsziele unterstützen wird", so Brandt.
Käufer stehen Schlange
Für die Private-Equity-Gesellschaft Seven2 ist dies der erste Zukauf in Deutschland. HRK Lunis zählt eigenen Angaben zufolge zu den fünf größten bankunabhängigen Vermögensverwaltern in Deutschland mit 6,6 Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen und mehr als 2.200 Kunden sowie Niederlassungen in acht Städten. Mit dem neuen Anteilseigner solle das Produktangebot ausgebaut werden, etwa um alternative Investments. Zudem gehe es darum, die "digitalen Fähigkeiten zu optimieren", heißt es in der Mitteilung.
Neben HRK Lunis positionieren sich noch einige andere Gesellschaften als Dächer für Vermögensverwalter, die eine Nachfolgelösung suchen oder sich angesichts strikterer Regulierung und steigender Kosten anderen Häusern anschließen wollen. So versuchen die Düsseldorfer Gesellschaft Amauris, die Schweizer Cinerius Financial Partners sowie Athelios Vermögensatelier von Ethenea-Gründer Luca Pesarini an der Konsolidierung teilzuhaben.
Neue Interessenten
Auch die Frankfurter Serafin Wealth Management sowie die Privatbank Berenberg haben entsprechende Ambitionen signalisiert. Jüngst stieg auch noch der US-Vermögensverwalter Alti Global, in den der Versicherungsriese Allianz im vergangenen Jahr investiert hatte, mit der Übernahme des Hamburger Multi-Family-Offices Kontora in den Ring. (ert)