Die britische Fondsgesellschaft M&G Investments begründet den Einstieg ins Geschäft mit börsengehandelten Fonds (ETFs) mit einer wachsenden Nachfrage der Kunden. "Wir sind ein aktiver Asset Manager. Aber wir können den Trend nicht ignorieren", sagte Joseph Pinto, Vorstandschef der Asset-Management-Sparte des Finanzdienstleisters M&G, im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE. "Wir wollen nicht ausgeschlossen werden."

Das Londoner Traditionshaus hatte sich jüngst in die Schlange an Fondsgesellschaften eingereiht, die aktive ETFs auflegen wollen. Diese enthalten Elemente des aktiven Managements und erfahren in den USA enormes Wachstum. Auch in Europa nehmen die Wachstumsraten zu. Pinto zufolge sollen zunächst eine Aktien-Strategie sowie vier Anleihe-Strategien auf den Markt.

"Markt nicht überrumpeln"
M&G wolle zunächst einen "Fuß in das Wasser" halten, um den Markt zu testen, sagte Pinto. Gleichwohl wolle das Haus mit vollem Engagement einsteigen und wichtige Vertriebsplattformen sowie Investorengruppen ansprechen. Großes Potenzial sieht Pinto besonders bei digitalen Kanälen. Ein gutes weiteres Dutzend an Produkten sei in der Pipeline. "Ich möchte nur den Markt zum Start nicht überrumpeln", sagte Pinto bei dem Gespräch anlässlich der Bekanntgabe der Jahreszahlen des Hauses.

Beim Start der ETFs kooperiere M&G mit einem Partner, der aber noch nicht bekannt gegeben werden könne. Die Vehikel seien zum Start an diese White-Label-Plattform ausgelagert. "Im Laufe der Zeit können wir die ETF-Plattform aber ins eigene Haus holen", sagte der M&G-Lenker im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE. Die wichtigste Servicegesellschaft im europäischen ETF-Markt ist Han-ETF.

Mittelabzüge – aber Zuflüsse in Deutschland und Österreich
M&G hat im vergangenen Jahr den bereinigten operativen Gewinn auf 837 Millionen britische Pfund (996 Millionen Euro) gesteigert. 2023 waren es 797 Millionen Pfund gewesen. Unter dem Strich blieb 2024 nach den internationalen Bilanzregeln allerdings ein Verlust in Höhe von 347 Millionen Pfund. Im Vorjahr hatte noch ein Gewinn in Höhe von 309 Millionen Pfund gestanden. Das verwaltete Vermögen kletterte leicht auf 346 Milliarden Pfund.

Anleger haben 2024 unter dem Strich 1,9 Milliarden Pfund von dem Haus abgezogen. Im Vorjahr hatten noch Zuflüsse in Höhe von 1,7 Milliarden Pfund gestanden. Vor allem im Geschäft mit institutionellen Investoren in Großbritannien erlitt das Haus Abflüsse. Pinto verweist darauf, dass demgegenüber das internationale Geschäft ausgebaut werden konnte. "Wir waren früher sehr vom britischen Markt abhängig", betonte Pinto. In Deutschland und Österreich verzeichnete M&G Nettomittelzuflüsse in Höhe von 630 Millionen Pfund (750 Millionen Euro).

Vertrieb ausgebaut
M&G hat in den vergangenen Jahren einen Sparkurs verfolgt und das Geschäft vereinfacht. So wurde etwa die Wealth-Management-Sparte mit dem Versicherungsbereich Life zusammengelegt. Auch zu einem Stellenabbau war es gekommen. "Unter dem Strich dürften wir im Asset Management aber nun mehr Mitarbeiter sein", sagte Pinto. Denn der internationale Vertrieb sei aufgestockt worden, was sich nun mit höheren Mittelzuflüssen außerhalb des Heimatmarktes auszahle. "Wir sparen nicht um des Sparens willen, sondern um das Geschäft voranzutreiben." Daneben baut M&G sein Engagement in den Private Markets aus und hat jüngst die schwedische Boutique P Capital Partners übernommen. (ert)