2023 ging die Fondsplattform Morgenfund an den Start, ein Joint Venture von DWS und Blackfin Capital Partners, das die Fondsverwaltungsplattform IKS der DWS übernahm und weiterentwickelte. "Gründungschef" von Morgenfund war Rudolf Geyer, der zuvor lange Jahre an der Spitze der FNZ Bank (ehemals Ebase) stand. Er startete den Transformationsprozess der IKS von einer Depotstelle, die hauptsächlich DWS-Fonds verwahrte, hin zu einer offenen Plattform mit mehr als 100 angebundenen Kapitalverwaltungsgesellschaften. 

Geyer trat im April 2024 zurück. Seither bildet ein vierköpfiges Team die Geschäftsführung, bestehend aus Heike Fürpaß-Peter (Sales & Marketing), zu deren Karrierestationen unter anderem Merrill Lynch und Lyxor gehören, Derenik Grigorian (IT), Matthias Bayer (Operations) und Michael Thissen (Controlling und Risikomanagement). Zur Führungsmannschaft gehört zudem noch Arne Hawly als Generalbevollmächtigter. FONDS professionell ONLINE traf Fürpaß-Peter zum Gespräch, um zu sehen, wo Morgenfund rund zwei Jahre nach dem Start steht.


Frau Fürpaß-Peter, Ihr Vorgänger Rudolf Geyer sagte vor rund 18 Monaten in einem Interview mit FONDS professionell ONLINE, dass es sein Job sei, zunächst einmal eine wettbewerbsfähige Plattform zu schaffen. Haben er sowie Sie und Ihre Kollegen aus der aktuellen Geschäftsführung das Ziel erreicht?

Heike Fürpaß-Peter: Wir sind sicher wettbewerbsfähig in dem Sinne, dass wir eine qualitativ hochwertige Dienstleistung anbieten, die wir kontinuierlich weiterentwickeln und an die Marktgegebenheiten und die Kundenbedürfnisse anpassen, die sich ja schnell ändern. Denken Sie nur an die Digitalisierung, Kunden möchten mittlerweile alles mit ihrem Smartphone erledigen. Nur so kann man Wachstum generieren, was wir auch tun.

Woran machen Sie das fest?

Fürpaß-Peter: Wir haben die IT erfolgreich in eine Cloud migriert. Das aktuelle Setup ist wesentlich flexibler, sodass wir für die Zukunft gut gerüstet sind, wenn etwa neue Anwendungen programmiert werden müssen oder andere Apps und Systeme angebunden werden sollen. Zudem bietet eine Cloud mehr Sicherheit für die IT. Darüber hinaus arbeiten wir daran, die Order-Schnittstellen zu unseren Partnern im Vermittlermarkt und zu den institutionellen Kunden weiter auszuarbeiten und zu verbessern. Und last but not least haben wir einen Kundenservice aufgebaut: Ein Serviceteam und ein Vertriebsunterstützungsteam kümmert sich nun um die Anfragen von Vermittlern sowie Vertriebsorganisationen. Daneben haben wir ein Sales-Team, das sich um den strategischen Ausbau der Beziehungen kümmert. Alle genannten Teams arbeiten sehr eng zusammen, sodass wir sowohl genügend Unterstützung für bestehende Partner als auch für die Gewinnung neuer Partner haben.

Sie sprachen die Schnittstellen an. Rudolf Geyer sagte damals, dass diese zu den großen Maklerpools schon bestehen.

Fürpaß-Peter: Die IT-Migration hat dazu geführt, dass wir in dem Bereich hinter unserem Zeitplan liegen. Wir holen aber auf. Erst kürzlich haben wir vier weitere Poolpartner angebunden und werden die Schnittstellen mit allen großen Kunden im Laufe des Jahres ausrollen. Allerdings muss ich betonen, dass es bei diesen Prozessen zwei Seiten gibt und wir auch von den Partnern und deren IT-Kapazitäten sowie deren Zeitplänen abhängig sind. Das kann ebenfalls zu Verzögerungen führen.

Wo sehen Sie denn das größte Wachstumspotenzial für Morgenfund?

Fürpaß-Peter: Bei Privatkunden. Der institutionelle Bereich ist von den Assets her groß und wichtig für uns, aber aktuell sehen wir sehr viel Potenzial im Privatkundengeschäft, sowohl bei Anlegern, die über unsere Partner im Vermittlermarkt kommen, als auch bei Selbstentscheidern, die direkt bei uns angebunden sind. Wir sprechen beide Gruppen jeweils gezielt an und gewinnen auch aus beiden kontinuierlich neue Kunden – ohne dass ich jetzt genaue Zahlen nennen möchte.

Fürchten Sie nicht, dass Sie mit der Werbung um Direktkunden Ihre Partner aus dem Vermittlerlager verärgern könnten?

Fürpaß-Peter: Nein. Morgenfund hat das Direktgeschäft der DWS übernommen und daher schon immer Privatkunden direkt betreut. Rund ein Drittel unserer Kunden gehört zu dieser Gruppe. Zudem handelt es sich um zwei unterschiedliche Anlegertypen, die beide bedient werden wollen. Das wissen auch Finanzvermittler. Außerdem erhalten beide Gruppen die gleichen Konditionen, wir machen keine Unterschiede.

Was sind Ihre USPs im Wettbewerb um Kunden?

Fürpaß-Peter: Unser neues Gebührenmodell, welches wir ab Mitte Mai einführen werden, ist speziell im Online-Depot sehr attraktiv für private Anleger – sowohl vermittelte als auch für Selbstentscheider. Mit diesem wollen wir uns bewusst zwischen den klassischen Plattformen und den Online- und Neobrokern positionieren. Dazu kommt die digitale Vermögensverwaltung in Kooperation mit der DWS, die aktives Management mit einfachen Onboarding-Strecken verbindet. Wir beobachten eine kontinuierlich steigende Nachfrage nach Vermögensverwaltung. Verbraucher verstehen zunehmend, dass sie sich um ihre Altersvorsorge kümmern müssen und eine Vermögensverwaltung dafür sehr gut geeignet ist. Zudem ist sie auch für Berater interessant. Einerseits, weil sie damit weniger regulatorische Auflagen erfüllen müssen, andererseits, weil es auch Kunden gibt, die nicht bei jeder Neuallokation mit ihrem Berater sprechen möchten. 

Hoffen Sie, von der laufenden Konsolidierung am Plattformmarkt zu profitieren?

Fürpaß-Peter: Wir hören tatsächlich immer wieder von Beratern und Vertriebsorganisationen, dass sie auf mehrere Plattformen setzen möchten. Da sind wir mit im Rennen, denn wir gehören zu den Dienstleistern, die die gesamte Servicepalette bieten.

Planen Sie, auch durch Zukäufe zu wachsen?

Fürpaß-Peter: Wir schauen uns den Markt natürlich an, haben aber derzeit keine konkreten Übernahmepläne. 

Wir danken für das Gespräch. (jb)