Nach Bäte-Kritik: So oft sind Versicherungsmitarbeiter wirklich krank
Allianz-Chef Oliver Bäte hat mit Aussagen über einen hohen Krankenstand in Deutschland eine Diskussion ausgelöst. Immerhin: In seiner Branche sind im Vergleich die wenigsten Mitarbeiter krankgeschrieben, wie eine Auswertung von "Bloomberg" zeigt.
Bei Banken und Versicherungen in Deutschland ist der Krankenstand in den vergangenen zwei Jahrzehnten um die Hälfte gestiegen. Das zeigen Daten der AOK-Krankenkassen, die "Bloomberg" ausgewertet hat. Der Anlass für die Recherche war, dass Allianz-Chef Oliver Bäte vor Kurzem Kritik an einem hohen Krankenstand bei Unternehmen in Deutschland geübt hatte.
Den jüngsten verfügbaren AOK-Daten zufolge lag der Krankenstand in der Branche "Banken und Versicherungen" im Jahr 2004 bei 3,1 Prozent, während er 2023 bereits 4,5 Prozent betrug. Vereinfacht gesagt bedeutet das, dass je Arbeitstag im Mittel rund 4,5 Prozent der Beschäftigten krank waren. Basis der Auswertung sind die Arbeitsunfähigkeitsmeldungen der zuletzt etwa 15 Millionen erwerbstätigen AOK-Mitglieder in Deutschland, die nach verschiedenen Branchen aufgegliedert wurden. Zwar sind einige Sonderfaktoren über die Jahre zu berücksichtigen, doch nach Einschätzung der AOK stimmt die Trendaussage vom Grundsatz her.
Kritik vom Allianz-Chef
Allianz-Chef Bäte hatte in einem Interview mit dem "Handelsblatt" gesagt, dass Deutschland "mittlerweile Weltmeister bei den Krankmeldungen” sei. Arbeitnehmer in Deutschland seien häufiger krank als die Arbeitnehmer in anderen Ländern. Er schlug auch vor, den Karenztag wieder einzuführen. Damit würden Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen. Die Aussagen hatten eine deutschlandweite Diskussion zu dem Thema ausgelöst.
Allerdings: Trotz des langfristigen Anstiegs der Fehlzeiten hatten Banken und Versicherer 2023 mit 4,5 Prozent den geringsten Krankenstand unter allen untersuchten Branchen. Den höchsten Krankenstand gab es in den Branchen "Öffentliche Verwaltung und Sozialversicherung" sowie "Gesundheits- und Sozialwesen" mit je 7,5 Prozent. (Bloomberg/jb)