Die Volksbank Düsseldorf Neuss muss offenbar finanzielle Hilfe vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in Anspruch nehmen, da das Institut aufgrund eines großen Betrugsfalls unter Druck geraten ist. Dies berichtet das "Handelsblatt". Die Bank habe auf Anfrage der Zeitung mitgeteilt, es sei "durch betrügerische Machenschaften im Zusammenhang mit einer internationalen Transaktion in Mitleidenschaft gezogen worden". Das Haus werde "mit einer Forderung über 100 Millionen Euro konfrontiert, deren Berechtigung höchst umstritten ist".

Um das Risiko abzuschirmen, habe die Volksbank Düsseldorf Neuss nach eigenen Angaben Rückstellungen gebildet und Garantien vom Spitzenverband der Genossenschaftsbanken erhalten, schreibt das "Handelsblatt". Über den Betrug, dem das Institut zum Opfer gefallen ist, hatte zuerst der Branchendienst "Finanz-Szene" berichtet.

Ex-Managerin von Kiabi unter Verdacht
"Finanz-Szene" zufolge werde eine ehemalige Managerin der französischen Billigmodekette Kiabi verdächtigt, 100 Millionen Euro veruntreut zu haben, mutmaßlich gemeinsam mit Komplizen. Sie wurde bereits Anfang August festgenommen. Nach dem Bericht von "Finanz-Szene" soll das Konto bei der Volksbank Düsseldorf Neuss von Kiabi selbst eingerichtet worden sein. Dies hätten Insider erklärt. Als das Unternehmen im Juli dieses Jahres auf das Geld zugreifen wollte, habe sich herausgestellt, dass die Mittel in die Türkei abgeflossen seien.

Die Volksbank Düsseldorf Neuss habe mitgeteilt, dass sie Anzeige erstattet hat, so das "Handelsblatt". Sie nenne mit Verweis auf staatsanwaltschaftliche Ermittlungen aber keine Einzelheiten zu dem Fall. Auch die BVR-Sicherungseinrichtung und die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hätten sich nicht geäußert.

Bereits die Nummer drei
Die Volksbank Düsseldorf Neuss ist bereits die dritte Genossenschaftsbank, von der dieses Jahr bekannt wird, dass sie Hilfe braucht. So benötigt auch die Volksbank Dortmund-Nordwest Unterstützung in dreistelliger Millionenhöhe von der BVR-Sicherungseinrichtung. Die Dortmunder Bank hatte sich mit Immobilienfonds verspekuliert, wie sich im Juni herausstellte.

Die VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden war durch Wertberichtigungen auf Immobilien unter Druck geraten. Im März war öffentlich geworden, dass das Institut aus diesem Grund rund 280 Millionen Euro zur Risikoabschirmung von der BVR-Sicherungseinrichtung benötigt. In der Branche ist die VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden auch als "Effenberg-Bank" bekannt, weil sie 2018 den Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg zur Akquise von Fußballfinanzierungen eingestellt hatte. Inzwischen ist er nicht mehr für die Bank tätig. (am)