Die Börsenturbulenzen der vergangenen Tage haben die Finanzaufsicht Bafin auf den Plan gerufen, wie das "Handelsblatt" berichtet. Die Behörde habe nach zahlreichen Kundenbeschwerden einige Banken und Broker, bei denen technische Störungen aufgetreten waren, aufgefordert, Stellung zu den Problemen zu beziehen. Die von der Bafin angeschriebenen Institute sollen darlegen, welche organisatorischen Vorkehrungen sie getroffen haben, um sicherzustellen, dass ihre Internetseiten und Anwendungen "auch in Stresssituationen" erreichbar sind.

"Die Bafin beobachtet die aktuelle Marktsituation sehr aufmerksam und hält die Institute unter ihrer Aufsicht zu einer schnellstmöglichen Behebung etwaiger Störungen oder Beeinträchtigungen an", sagte ein Sprecher der Wirtschaftszeitung. Welche Broker und Banken konkret eine solche Aufforderung von der Finanzaufsicht erhalten haben, sagte der Bafin-Sprecher nicht.

Über diese Institute klagten Nutzer im Netz
Das ist offenbar auch nicht notwendig. Auf Onlineseiten und in sozialen Medien klagten laut "Handelsblatt" Betroffene über Probleme bei Brokern wie Trade Republic oder Scalable, aber auch über Schwierigkeiten bei Banken wie Comdirect, Deutsche Bank oder ING. Die Beschwerden reichten von Problemen, überhaupt aufs Depot zuzugreifen, über sehr lange Ladezeiten bis hin dazu, dass Depotwerte und Kurse nicht abrufbar waren und mitunter Orders sehr verzögert ausgeführt wurden.

Die meisten Beschwerden gingen zum Neobroker Trade Republic ein, für den die Webseite "allestoerungen.de" binnen einer Stunde mehr als 10.000 Einträge registrierte, so das "Handelsblatt". Auf "X" klagten auch Nutzer des Brokers Scalable Capital sowie der Banken Comdirect, Deutsche Bank und ING über technische Probleme.

Börsenerholung führt zu neuen Problemen
Als US-Präsident Donald Trump am Mittwochabend (9.4.) eine 90-tägige Pause für einen Großteil der Zölle ankündigte, schossen die Börsenkurse wieder nach oben – und erneut kam es zu technischen Problemen. Auf "allestoerungen.de" gingen der Meldung zufolge noch einmal mehr als 20.000 Beschwerden über Einschränkungen bei Trade Republic ein. Auch auf "X" wurde der Broker am häufigsten genannt.

Auf Nachfrage der Zeitung sagte eine Sprecherin von Trade Republic, die Zugriffszahlen der App hätten am Montagmorgen (7.4.) nach Dax-Eröffnung normale Handelstage um das Vielfache überschritten. Da war es das erste Mal zu Ladeverzögerungen in der App gekommen. Die Probleme habe man jedoch zügig beheben können. Unter den extremen Marktbedingungen am Mittwochabend habe es dann noch einmal eine Verdopplung der Zugriffszahlen im Vergleich zu Montag gegeben. "Wir sprechen über nie gesehene Dimensionen", hieß es aus Unternehmenskreisen.

ING: Orders jederzeit möglich gewesen
Bei ING registrierte "allestoerungen.de" etwa 400 Beschwerden. Ein Sprecher erklärte dem "Handelsblatt": "Aufgrund der sehr hohen Handelsaktivität unserer Kundinnen und Kunden kam es gestern Abend, 9. April, kurzzeitig zur Verzögerung beim Laden unserer Webseite und unserer App. Unsere Kundinnen und Kunden konnten aber zu jeder Zeit ihre Orders im Brokerage ausführen." (jb)