Nachgerechnet: So viel Wertverlust haben Lebenspolicen erlitten
Dass die Niedrigzinsen die Renditen klassischer Lebensversicherungen gedrückt haben, ist hinlänglich bekannt. Das Analysehauses Partner in Life (PiL) hat nun für einzelne Anbieter nachgerechnet, wie viel Rendite die laxe Geldpolitik der Notenbanken die Versicherten tatsächlich gekostet hat.
Die Niedrigzinsen haben einen Großteil der deutschen Kunden mit klassischen Lebenspolicen im Schnitt 5,5 Prozent an Rendite gekostet – bezogen auf die aktuellen Ablaufleistungen der Verträge im Vergleich mit den Ablaufprognosen aus dem Jahr 2002. Von den Kürzungen seien in Summe 90 Prozent der Policen aller Gesellschaften betroffen, so zumindest das Ergebnis einer Studie des Analysehauses Partner in Life (PiL).
Der Aufkäufer von Lebensversicherungen am Zweitmarkt hat auch nachgerechnet, wie hoch die jährlichen Kürzungen bei einigen Versicherern waren – wieder bezogen auf das, was 2002 in Aussicht gestellt worden war. Demnach hat die Allianz im Schnitt knapp 1,4 Prozent im Jahr von ihrer Prognose "abgeknapst".
So viele Prozente bei der Rendite haben Versicherer pro Jahr gestrichen
PiL hat in einem weiteren Schritt geprüft, welche Gesellschaften bei vielen oder nur wenigen Verträge die Verzinsungen gesenkt haben: Demnach haben Versicherer wie die Neue Leben, LVM oder LV 1871 mit jeweils über 90 Prozent nahezu alle konventionellen Verträge nach unten angepasst (siehe folgende Grafik).
So viele Verträge haben Versicherer nach unten angepasst
Dabei ist laut Pil aber zu beachten, dass Versicherungsgesellschaften, die hier vergleichsweise wenige Verträge reduziert haben wie die Volksfürsorge, Zürich Deutscher Herold oder Nürnberger vor Jahren gegebenenfalls eine unzulängliche Mitteilungspraxis an den Tag gelegt hatten und daher zum Beispiel Schlussüberschussanteile nicht vollständig ausgewiesen wurden. Mithin wären in diesem Fall die Kürzungen sozusagen "unsichtbar" geblieben. Insgesamt kommt das Analysehaus aus diesen Gründen auf die oben genannte Schätzung, dass teilweise über 90 Prozent der Verträge betroffen sind.
"Was jeder Sparer in den letzten Jahren gefühlt hinnehmen musste, haben wir für die Lebensversicherung jetzt in Zahlen nachgewiesen", kommentiert Dean Goff, Vorstand der PiL die Zahlen. "Wir weisen aber auch nach, dass sich die Versicherer – trotz der schwierigen Rahmenbedingungen – am Ende meist gut geschlagen und für ihre Kunden einen positiven Wertzuwachs erwirtschaftet haben."
So habe die Allianz als Marktführerin beispielsweise ihre Prognosen bei nahezu allen Policen über die Zeit gekürzt. Bei den Verträgen, die in den vergangenen sechs Jahren abgelaufen sind, habe der Versichere aber immer noch eine durchschnittliche Brutto-Beitragsrendite von 3,5 Prozent pro Jahr erwirtschaftet. "Das kann sich sehen lassen", so Goff weiter. Auf alle Versicherer bezogen lag die Beitragsrendite seit 2010 im Schnitt bei 3,99 Prozent. (jb)
Kommentare
Kürzungen bei LV´s
AntwortenPiL Vorstand Dean Goff erklärt, dass die LV - Gesellschaften trotz schwieriger Rahmenbedingungen meist gut geschlagen haben. Man weist eine durchschnittliche Bruttobeitragsrendite von ca. 3,5 % nach. Für den Kunden ist dies Makulatur, denn entscheidend ist ausschließlich die Nettorendite ! Leider ist genau diese Bruttorendite das gängige Blendwerk der Versicherungswirtschaft, weil es eben nicht die spezifischen Kosten der jeweiligen Gesellschaft berücksichtigt sondern vor dem Abzug der Kosten ausgewiesen wird. Tatsächlich ist aber nur die Nettorendite entscheidend, und die ist doch bei den meisten Gesellschaften bei weitem nicht wie ausgewiesen sondern nach eigenen Berechnungen von über 1000 Rückdeckungsversicherungen verschiedener Anbieter sehr viel geringer. Da weichen die Prognosen von einst und der tatsächlichen Auszahlungshöhe massiv von einander ab. Die Ergebnisse der Nettorenditen decken meist gerade noch die Aufwendungen, manchmal und gar nicht so selten wird weder ein Kapitalerhalt noch ein Inflationsausgleich geschafft. Dies ist die Realität. Wenn eine Gesellschaft eine Bruttobeitragsrendite von 3,5 % p.a. ausweist und 3,5 % p.a. laufende Kosten hat, bleiben nur 0,0 % p.a. netto übrig. So gesehen hat die Gesellschaft ihre Kosten gedeckt , der Kunde aber hat keinerlei Gewinn, inflationsbereinigt sogar einen massiven Verlust über die Laufzeit. Insofern ist die vorliegende Analyse von PiL nur "Füllstoff" und in der vorliegenden Form ohne die internen Kosten der einzelnen Gesellschaften ziemlich nutzlos! Uwe Hummel
uwe.heinz.hummel@t-online.de am 29.07.19 um 15:20