Wie unabhängige Vermögensverwalter Mitarbeiter gewinnen
Nicht nur Banken und Sparkassen müssen sich ins Zeug legen, um Fach- und Nachwuchskräfte anzuziehen. Auch unabhängige Vermögensverwalter können heute nicht mehr allein mit guten Gehältern punkten. Was die Unternehmen tun, um Mitarbeiter zu finden – und zu halten.
Der Fach- und Nachwuchskräftemangel macht hierzulande vor keiner Branche halt. Ebenso wie Kreditinstitute müssen daher auch die unabhängigen Vermögensverwalter kräftig auf die Tube drücken, um sich jetzt für die Zukunft gut aufzustellen. Das tun sie auch. So planen 85 Prozent der Unternehmen, die Kundengelder von über 500 Millionen Euro betreuen, sich in diesem Jahr personell zu verstärken, wie die jüngste Branchenbefragung der Technischen Hochschule Aschaffenburg zeigt. Unter den kleineren Häusern, bei denen das verwaltete Vermögen unter 50 Millionen Euro liegt, wollen 2025 immerhin fast 60 Prozent Stellen besetzen.
Allein mit vernünftigen Gehältern ist es heute jedoch kaum noch möglich, gut ausgebildete junge Mitarbeiter anzuziehen. Das ist vielen Vermögensverwaltern durchaus bewusst – und sie bieten mehr. "Der Fach- und Nachwuchskräftemangel ist in unserer Branche schon ein drängendes Problem", sagt Falk von Boehn, Leiter Personalentwicklung bei der Hövelrat Holding aus Hamburg. "Allerdings haben wir unseren Verjüngungskurs bereits klar eingeschlagen und im vergangenen Jahr drei neue Kollegen in den Mittzwanzigern eingestellt", berichtet er.
Dichter am Puls der Zeit
Junge Mitarbeiter zu finden, sei nicht nur wichtig, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern, sondern auch, um die Erben der Kunden anzusprechen. "Diese möchten lieber von etwa gleichaltrigen Vermögenspartnern betreut werden, die in einzelnen Bereichen vielleicht etwas dichter am Puls der Zeit sind als ein Teil ihrer älteren Kollegen", glaubt von Boehn.
Um passende Kandidaten zu finden, setzt der Vermögensverwalter zum einem auf das persönliche Netzwerk der Mitarbeiter. "Da ziehen glücklicherweise auch alle richtig mit", so von Boehn. Zum anderen schaltet Hövelrat regelmäßig Onlineanzeigen und arbeitet mit Personalvermittlern zusammen. "Während die Anzeigen häufig zu einer Flut an Bewerbungen führen, von denen viele dann gar nicht zu der ausgeschriebenen Stelle passen, ist die Vermittlung von Bewerbern über Headhunter deutlich gezielter", sagt von Boehn. Auf diese Weise hätten sich in den letzten Monaten einige interessante Gespräche ergeben.
Interne Stipendien
Um Mitarbeiter langfristig zu halten, bieten die Hamburger neben vernünftigen Gehältern Weiterbildungen an, die als interne Stipendien ausgeschrieben werden. Zudem hat Hövelrat Zusatzleistungen und Angebote wie Homeoffice-Regelungen, das Deutschlandticket oder das Jobrad im Programm. "Und nicht zuletzt zeichnen wir uns durch Fairness und familienähnliche Strukturen aus, lassen den Mitarbeitern viel Freiheit und Gestaltungsmöglichkeiten", sagt der Personalentwickler.
Ein kollegiales, familiäres Betriebsklima hält auch Christopher Lindken, Prokurist bei der GAP Vermögensverwaltung aus Köln, für essenziell, damit Beschäftigte ihrem Unternehmen die Treue halten. "Ein gutes Gehalt, frisches Obst und ein Kicker reichen nicht aus, um Mitarbeiter langfristig zu binden", ist er überzeugt. "Für uns sind das persönliche Miteinander und die ehrliche Wertschätzung jedes Einzelnen entscheidend", sagt er. Zudem finanziert der Vermögensverwalter Fortbildungen. Wer sie absolviert, erhält fachliche Unterstützung und Sonderurlaub für die Prüfungsvorbereitung. "Insbesondere für junge Neueinsteiger nehmen sich auch unsere Geschäftsführer Zeit, um ihre Erfahrung an sie weiterzugeben", berichtet Lindken.
Kooperationen mit Hochschulen
Um neue Mitarbeiter zu gewinnen, veröffentlicht GAP auf seiner Homepage sowie bei Linkedin Stellenausschreibungen und informiert über aktuelle Themen rund um die Vermögensverwaltung. Darüber hinaus unterhält das Unternehmen verschiedene Kooperationen mit Hochschulen. "Mit Fachvorträgen vermitteln wir Studierenden einen ersten Einblick in die Arbeit eines Vermögensverwalters und bauen so einen persönlichen Kontakt auf", sagt Lindken.
Die Zusammenarbeit mit Headhuntern sei in der Vergangenheit eher schwierig gewesen. "Wir suchen Mitarbeiter, die zu 100 Prozent und mit Leidenschaft hinter dem stehen, was einen guten Vermögensverwalter auszeichnet", erklärt der GAP-Prokurist. "Die Erfahrung hat gezeigt, dass externe Personalberater nur schwer Kandidaten nach unseren Vorstellungen finden können", berichtet er. (am)
Einen ausführlichen Bericht darüber, wie unabhängige Vermögensverwalter Mitarbeiter gewinnen, finden Sie in der aktuellen Heftausgabe von FONDS professionell 4/2024 ab Seite 346. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.