Die US-Großbank JP Morgan Chase hat beim US-Patent- und Markenamt eine neue Marke unter dem Namen "JPMD" angemeldet – und damit Spekulationen um einen bevorstehenden Stablecoin-Launch weiter angeheizt. Die Markenanmeldung umfasst eine breite Palette von Dienstleistungen mit digitalen Vermögenswerten: darunter Handel, Tausch, Übertragungen, Clearing sowie elektronische Zahlungsabwicklung auf Basis von Distributed-Ledger-Technologie.

Auffällig ist, dass auch Funktionen wie Schuldenregulierung und Brokerage-Services genannt werden – klassische Anwendungsbereiche im boomenden Markt der tokenisierten Real-World Assets (RWA). Auch wenn der Begriff "Stablecoin" im Dokument nicht wörtlich vorkommt, legen Beobachter einen direkten Zusammenhang mit entsprechenden Projekten nahe.

Stablecoin-Projekt in Vorbereitung?
Bereits im Mai hatte das "Wall Street Journal" berichtet, dass JP Morgan gemeinsam mit weiteren US-Großbanken – darunter Bank of America, Wells Fargo und Citigroup – an einem gemeinsamen Stablecoin-Projekt arbeitet. Ziel sei es, grenzüberschreitende Zahlungen effizienter zu gestalten und direkt mit existierenden Stablecoin-Anbietern zu konkurrieren.

Solche Entwicklungen wären nicht neu für JP Morgan: Über die Kinexy-Plattform (ehemals Onyx) hat die Bank bereits mehr als 1,5 Billionen US-Dollar an Blockchain-basierten Interbankenzahlungen über den firmeneigenen JPM Coin abgewickelt, der eins zu eins an etablierte Währungen wie den Dollar, Euro oder das britische Pfund gekoppelt ist.

Klare Krypto-Kritik, konsequenter Blockchain-Kurs
Die neue Anmeldung steht im Kontrast zur öffentlich bekannten Krypto-Skepsis von CEO Jamie Dimon, der Bitcoin mehrfach als "Betrug" bezeichnet hatte. Gleichzeitig räumte Dimon ein: "JP Morgan ist wahrscheinlich einer der größten Nutzer von Blockchain."

Dieser Widerspruch löst sich auf, wenn man zwischen spekulativen Kryptowährungen wie Bitcoin und regulierten Blockchain-Anwendungen unterscheidet – ein Bereich, in dem JP Morgan inzwischen als Technologieführer gilt.

US-Regulierung schafft Spielraum für Banken
Der regulatorische Rahmen für Stablecoins in den USA nimmt parallel konkrete Formen an: Der US-Senat verabschiedete am Dienstag (17.6.) mit 68 zu 30 Stimmen den "Genius Act", der Stablecoins auf eine nationale gesetzliche Basis stellen soll. Nach Zustimmung im Repräsentantenhaus könnte das Gesetz demnächst Präsident Donald Trump zur Unterzeichnung vorgelegt werden.

Sollte es dazu kommen, wäre der Weg frei für institutionell getragene Stablecoin-Initiativen – wie jene, die sich möglicherweise bereits unter dem Label "JPMD" anbahnt. (mb)